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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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würde? Es konnte natürlich sein, dass selbst sie noch eine Zeit lang der Hilfe eines erfahrenen Goldschmiedes bedurfte, aber es würde ihnen bei der finanziellen Unterstützung, mit der sie rechnen durften, ein Leichtes sein …
    Er kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken zu Ende zu denken, denn in diesem Augenblick kam Fiora aus dem schattenschwarzen Mund der schmalen Seitengasse heraus und eilte mit gerafften Röcken und wehenden Haarbändern in die Via di Mezzo, die im strahlenden Sonnenlicht lag. Es sah aus, als leuchtete die Maisonne an diesem Morgen nur seiner geliebten Fiora den Weg.
    »Fiora!«
    Sie blieb stehen, hob den Kopf und schaute mit strahlendem Lächeln zu ihm herauf. »Marcello!«
    Er winkte ihr aus dem Fenster zu, überwältigt von seiner Liebe zu ihr.
    An diesem Morgen begann ihr neues, ihr gemeinsames Leben!
NACHWORT
    Es dauerte Wochen, bis der Rachedurst der Medici-Anhänger nach blutiger Vergeltung gestillt war und die öffentlichen Hinrichtungen sowie die Spirale der Gewalt des wild gewordenen Pöbels und deren grausige Lynchmorde ihr Ende fanden.
    Lorenzo soll seine Parteigänger wiederholt ermahnt haben, bei der Abrechnung mit den Verschwörern und ihren Mitwissern Maß zu halten, doch allem Anschein nach handelte es sich dabei nur um Lippenbekenntnisse. Denn wäre es ihm ernst damit gewesen, hätte er sehr wohl die Mittel und die Macht besessen, den entsetzlichen Ausschreitungen früh Einhalt zu gebieten. Zudem weisen die von ihm nicht nur gebilligten, sondern maßgeblich vorangetriebenen gesetzlichen Maßnahmen der Regierung gegen den Kreis der Verschwörer und ihre überwiegend ahnungslosen Familienmitglieder darauf hin, dass er den Tod seines Bruders und den Mordversuch an ihm mit aller Härte gerächt wissen wollte. Dass dies zudem eine einzigartige Gelegenheit war, gleich eine ganze Sippe wirtschaftlich wie politisch zu vernichten, deren führende Männer zu gefährlichen Rivalen geworden waren, dürfte für den Machtpolitiker Lorenzo ein zusätzliches Motiv für seine unerbittliche Härte gewesen sein.
    Die letzte Hinrichtung eines Hauptverschwörers fand jedoch erst am 29. Dezember 1479 statt. Bernardo Bandini Baroncelli war seinen Verfolgern entkommen und hatte sich schließlich nach Konstantinopel an den osmanischen Hof geflüchtet. Doch selbst dort war das Ansehen, das Lorenzo de’ Medici genoss, so groß, dass Sultan Mohammed II. den Hochverräter und Attentäter schon bald in Ketten legen und zurück nach Florenz bringen ließ. Dieser wurde im Morgengrauen, noch immer in seine türkischen Gewänder gekleidet, an den Fenstern des Bargello öffentlich gehängt. Es war kein Geringerer als Leonardo da Vinci, der als damals Siebenundzwanzigjähriger eine Zeichnung des gehängten Bernardo Bandini Baroncelli anfertigte.
    Guglielmo de’ Pazzi, Ehemann von Lorenzos Schwester Bianca, kam mit dem Leben davon, da er sich gleich nach dem Mordanschlag im Dom in den Palazzo der Medici geflüchtet hatte. Lorenzo begnügte sich aus Liebe zu seiner älteren Schwester damit, seinen Schwager nur mit Verbannung zu bestrafen. Derartige Gnadenerweise gehörten im Zuge der pauschal betriebenen Strafverfolgung, bei der Schuld allein schon aus der Zugehörigkeit zu einer Familie oder Sippe als gegeben angesehen wurde, zu den ganz seltenen Ausnahmen.
    Die wirtschaftliche wie gesellschaftliche Vernichtung der Familien, die an der Verschwörung beteiligt gewesen waren, wurde unerbittlich und systematisch durchgeführt und zog sich über Jahre hin. Das Bankvermögen der Pazzi, Salviati und Bracciolini sowie ihre Einlagen in der Monte, ihre Stadthäuser, Gehöfte, Landgüter, Pferde, Hausstände und andere Habe zog die Regierung ein, über deren leere Kassen nun ein üppiger Geldregen niederging. Ein Großteil des beweglichen Hab und Guts wurde auf dem Gelände der Zecca, der florentinischen Münze, öffentlich versteigert.
    Am rigorosesten ging Lorenzo zusammen mit seinen Gefolgsleuten, die dank der manipulierten Wahlen eine mediceische Regierung nach der anderen stellten, gegen die Pazzi vor. Dieser Name durfte fortan nirgendwo mehr öffentlich benutzt werden und wurde zudem in allen Dokumenten ausgemerzt. Dasselbe galt für ihr Wappen und andere Familiensymbole. Sie wurden in der Stadt von Hauswänden und Denkmälern sowie in kirchlichen und privaten Räumen abgeschlagen oder übermalt. Damit beinhaltete das Gesetz für die Pazzi eine wahre damnatio memoriae eine Auslöschung jeglicher Erinnerung an den

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