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Zu diesem Buch
„Die Nächte von St. Germain“ spielt im 6. Arrondissement von Paris. In den berühmten Literatencafés des Bezirks trifft Privatdetektiv Nestor Burma auf Schriftsteller und solche, die es sein möchten, aber nie schaffen. So kommen sie auf andere Ideen...
Léo Malet, geboren am 7. März 1909 in Montpellier, wurde dort Bankangestellter, ging in jungen Jahren nach Paris, schlug sich dort unter dem Einfluß der Surrealisten als Chansonnier und „Vagabund“ durch und begann zu schreiben. Zu seinen Förderern gehörte auch Paul Eluard. Eines von Malets Gedichten trägt den bezeichnenden Titel „Brüll das Leben an“. Der Zyklus seiner Kriminalromane um den Privatdetektiv Nestor Burma — mit der reizvollen Idee, jede Folge in einem anderen Pariser Arrondissement spielen zu lassen — wurde bald zur Legende. René Magritte schrieb Malet, er habe den Surrealismus in den Kriminalroman hinübergerettet. „Während in Amerika der Privatdetektiv immer auch etwas Missionarisches an sich hat und seine Aufträge als Feldzüge, sich selbst als einzige Rettung begreift, gleichsam stellvertretend für Gott und sein Land, ist die gallische Variante, wie sie sich in Burma widerspiegelt, weitaus gelassener, auf spöttische Art eigenbrötlerisch, augenzwinkernd jakobinisch. Er ist Individualist von Natur aus und ganz selbstverständlich, ein geselliger Anarchist, der sich nicht von der Welt zurückzuziehen braucht, weil er sie — und sie ihn — nicht versteht. Wo Marlowe und Konsorten die Einsamkeit der Whisky-Flasche suchen, geht Burma ins nächste Bistro und streift durch die Gassen.“ („Rheinischer Merkur“)
In der Reihe der rororo-Taschenbücher liegen außerdem vor: „Bilder bluten nicht“ (Nr. 12592), „Stoff für viele Leichen“ (Nr. 12593), „Marais-Fieber“ (Nr. 12684), „Spur ins Ghetto“ (Nr. 12685), „Bambule am Boul’ Mich’“ (Nr. 12769), „Corrida auf den Champs-Elysées“ (Nr. 12436), „Streß um Strapse“ (Nr. 12435), „Wie steht mir Tod?“ (Nr. 12891), „Kein Ticket für den Tod“ (Nr. 12890), „Die Brücke im Nebel“ (Nr. 12917), „Die Ratten im Mäuseberg“ (Nr. 12918), „Ein Clochard mit schlechten Karten“ (Nr. 12919), „Das stille Gold der alten Dame“ (Nr. 12920), „Wer einmal auf dem Friedhof liegt...“ (Nr. 12921), „120, rue la Gare“ (Nr. 12964), „Nestor Burma in der Klemme“ (Nr. 12965) und „Blüten, Koks und blaues Blut“ (Nr. 12966).
Léo Malet
Die Nächte
von St. Germain
Krimi aus Paris
Aus dem Französischen
von Hans-Joachim Hartstein
Malets Geheimnisse von Paris
Les Nouveaux Mystères de Paris
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Herausgegeben von
Pierette Letondor und Peter Stephan
6. Arrondissement
29. — 31. Tausend Februar 1996
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg, Juli 1990
Copyright © der deutschen Übersetzung 1986 by
Elster Verlag GmbH, Bühl-Moos
Copyright © der französischen Originalausgabe 1982 by
„Editions Fleuve Noir“, Paris
Abdruck der Karte mit freundlicher Genehmigung der
Éditions L’ INDISPENSABLE, Paris
Umschlaggestaltung Detlef Surrey
Umschlagtypographie Walter Hellmann
Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
990-ISBN 3 499 12770 9
An den Leser
Dies ist ein Roman.
Aber kein Schlüsselroman.
Daran möge der Leser denken, damit er keine bedauerlichen Justizirrtümer begehe.
Die Figuren, gut gewappnet meiner Schreibmaschine entsprungen (gut bewaffnet wäre bei einigen das passendere Wort), dürfen in gar keinem Fall mit der einen oder anderen Person verwechselt werden, die in Saint-Germain-des-Prés zu Hause ist. Mit folgenden Ausnahmen allerdings:
Monsieur Paul Boubal, Inhaber des Café Flore;
Pascal, Kellner in ebendiesem Lokal, und
Monsieur Henri Leduc, Geschäftsführer des „Echaudé“,
tatsächlich lebende Personen, die in diese blutige Geschichte hineinzuziehen wir uns erlaubt haben, wo sie — mit dem ihnen eigenen Talent und der Liebenswürdigkeit, für die sie bekannt sind — vielleicht nebensächliche, für den geordneten Ablauf der Handlung jedoch nicht weniger notwendige Rollen innehaben.
1.
Vom Heißen ins Kalte
Die Metro spuckte mich bei Saint-Germain-des-Prés aus.
Ich schwamm sozusagen an die Oberfläche, so sehr schwitzte ich. Eine feuchte Juninacht, die Hauptstadt bedroht von einem vielverheißenden Gewitter, das nicht so recht in Gang kam.
Oben war es noch heißer als unter der Erde.
Im Schatten
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