Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
Selbstmörders erwirken. Medizinisch gesehen sind die angeführten „pathologischen Befunde“ nach dem Stand unserer heutigen Kenntnis in keiner Weise mit „Geistesverwirrung“ in Zusammenhang zu bringen. Und das wußte man auch damals schon. In entscheidenden Fällen gehen jedoch die Universitätsprofessoren vor den weltlichen und geistlichen Machthabern in die Knie.
Albino Luciani, Kardinal und Erzbischof von Venedig, wurde am 26. August 1978 nach einem ungewöhnlich kurzen Konklave mit großer Mehrheit zum Papst gewählt. Er nannte sich Johannes Paul I. und stand kurz vor der Vollendung seines 66. Lebensjahres. Nach 33 Tagen starb er völlig unerwartet und plötzlich.
In der katholischen Kirche wird die Ansicht vertreten, eine Papstwahl erfolge „unter der Erleuchtung durch den Hl. Geist“. Das bedeutet aber auch, daß der Gewählte für gesund gehalten wurde - und dann starb er plötzlich. Eine Obduktion hätte nur eines von zwei möglichen Ergebnissen haben können: entweder Tod aus natürlicher Ursache bei einem vorher schon kranken Menschen - wie konnte ihn aber dann das Konklave gewählt haben? Oder ein gewaltsamer Tod, was zweifellos noch schlimmer gewesen wäre! So entschloß man sich, alles im dunkeln zu lassen und nahm dafür die Entstehung von Gerüchten in Kauf.
Es wurde ein offizieller Totenschein veröffentlicht, worin Dr. Buzzonetti als Todesursache angab: „Plötzlicher Tod durch einen akuten Myokardinfarkt.“
PATHOLOGIE UND FREIMAUREREI
Es gibt eine charakteristische Gemeinsamkeit zwischen Pathologie und Freimaurerei. Sowohl die Pathologen wie auch die Mitglieder einer Loge werden von einem Teil der Bevölkerung zumindest mit Mißtrauen, oft sogar mit blanker Ablehnung bedacht. Bei den Pathologen liegt das daran, daß die Leute glauben, sie wissen, was wir tun und was in einem Seziersaal Schreckliches geschieht. Bei den Freimaurern kommt es daher, daß die Leute nicht wissen, was in den Logen tatsächlich geschieht.
Es gab eine Zeit, da war den Pathologen am Allgemeinen Krankenhaus in Wien verboten, Freimaurer zu sein, und sie mußten darauf sogar einen Diensteid ablegen. Eine solche Eidesformel aus dem Jahre 1834 ist erhalten und hat in ihren wesentlichen Passagen folgenden Wortlaut:
„Sie werden einen Eid zu Gott dem Allmächtigen schwören und bey ihrer Ehre und Treue geloben, daß sie den allerdurchlauchtigst großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Franz dem I., erblichen Kaiser von Österreich als ihren rechtmäßigen Erblandesfürsten und Herrn, und nach demselben den aus Dero Geblüt und Geschlecht nachkommenden Erben, dann der Noe. Landesregierung treu und gewärtig seyn . . .; Ihre Amtspflichten als pathologischer Prosektor mit möglichster Sorgfalt, Treue und allem Fleiße erfüllen, insbesondere aber genaue Aufsicht über das, vermöge ihrer Dienstleistung, ihnen anvertraute anatomisch-pathologische Museum im kk. allgemeinen Krankenhaus führen, überhaupt aber sich von der pünktlichen Erfüllung ihrer Pflichten unter strenger Beobachtung der ihnen allenfalls anvertraut werdenden Amtsgeheimnisse, weder durch Gunst, Freund- oder Feindschaft, am wenigsten aber durch Geschenke abwendig machen lassen wollen. Endlich werden sie auch schwören, daß sie mit keiner geheimen Gesellschaft oder Verbrüderung weder in dem In- noch Auslande dermahlen verflochten sind, noch künftig sich in dergleichen geheimen Verbindungen oder was immer für einen Vorwande einlassen werden.
So wahr mir Gott helfe!“
Unter Kaiser Franz II. war die Freimaurerei verboten, insbesondere wurde seit 1801 von jedem Staatsdiener ein entsprechender eidlicher Revers verlangt. Dies war die Folge der Nachwirkungen der Französischen Revolution sowie Ausdruck der Angst des Kaisers und seiner Hofschranzen vor einer vermeintlichen Verschwörung. Es gab zahlreiche Verhaftungen, sogar Schauprozesse und einige Hinrichtungen.
Die Zeiten haben sich geändert. Heute sind unter den Freimaurern Österreichs die Ärzte die weitaus stärkste Berufsgruppe. Mehrere Pathologen sind Mitglieder des Bundes.
DAS SCHÖNSTE UND GESÜNDESTE AUF DER WELT
Der erste Ordinarius für pathologische Anatomie in Wien, Carl Rokitansky (1804-1878), war überaus schweigsam. Adolf Kussmaul, später Internist in Freiburg und Straßburg, welcher als Student in Wien hospitierte, erzählte von ihm: „Nachdem ich vier Monate lang Stammgast im Leichenhause gewesen war, geschah es an einem schönen Herbstmorgen, daß die Skalpelle kurze Zeit
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