Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Anonymus
Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey
Ullstein Großdruck Ullstein Großdruck
Lektorat: Hild Wollenhaupt
ein Ullstein Buch
Nr. 40081 im Verlag Ullstein GmbH,
Frankfurt/M-Berlin Deutsch von Helmut Werner Umschlagentwurf: Theodor Bayer-Eynck
unter Verwendung einer Illustration von Franz Christophe Alle Rechte vorbehalten
© für die deutsche Ausgabe 1989 by
Verlag Ullstein GmbH,
Frankfurt/M-Berlin
Printed in Germany 1990
Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, Leck
ISBN 3 548 40081 7 Februar 1990
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey I [dt. von Helmut Werner]. – Frankfurt/M; Berlin: Ullstein, 1990 (Ullstein-Buch; Nr. 40081: Ullstein-Großdruck) ISBN 3-548-40081-7
Dieser Band enthält zwei erotische Romane aus dem Frankreich des 18. Jahrhunderts, in denen die Ausschweifungen und das verschwenderische Leben des Adels, der Geistlichkeit, der Financiers und der reichen Steuerpächter plastisch beschrieben werden. Dabei werden auch alle Spielarten der Liebe ausgekostet, sowohl zu zweit in verschwiegenen Kabinetts als auch bei großen prächtigen Gelagen.
Einleitung
Die französischen Originale dieser beiden Romane, die hier zum erstenmal ins Deutsche übersetzt wurden, erschienen 1783 bzw. 1784. Sie wurden häufig zusammen nachgedruckt. Wie unten noch gezeigt wird, gibt es auch inhaltliche Gründe, die beide Romane enger verbinden. Die von Gay, dem Herausgeber einer berühmten Bibliographie der französischen erotischen Literatur, vertretene Meinung, daß der erste Roman in der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen ist, wird schon durch die Kupferstiche des französischen Originals widerlegt, die unzweifelhaft aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Wenngleich auch beide Werke anonym erschienen sind, so kann man doch mit großer Wahrscheinlichkeit A. de Nerciat zumindest als Verfasser des ersten Romanes annehmen. Die im Vorwort gegebenen Hinweise durch den Autor können sich nach unserem Kenntnisstand nur auf A. de Nerciat beziehen.
Der Roman »Die galanten Memoiren der Madame Dumoncey« erzählt den Lebensweg des Bauernmädchens Morantcour aus Caux bei Le Havre. Als sie später in Paris eine begehrte Lebedame war, nannte sie sich Dumoncey.
Das zweite Werk »Die Lebensgeschichte der Margarete« ist eine Fortsetzung der berühmten Romane »Der Klosterpförtner« und »Mémoires de Suzon« von Gervaise de Latouche.
Beide Werke sind in einer Zeit entstanden, als die Lebewelt in Europa von einer neuen Welle der Syphilis heimgesucht wurde. Das Erlebnis dieser schrecklichen Seuche hat an vielen Stellen dieser beiden Romane seine Spuren hinterlassen. Auch die meisten Gedichte in beiden Romanen beschäftigen sich mit der Syphilis und deren Folgen. Es mag zunächst seltsam anmuten, daß man über einen solchen Stoff ein Gedicht schreibt. Aber diese »Syphilisgedichte« haben eine lange literarische Tradition in Europa. Schon im 16. Jahrhundert, kurz nach dem ersten Auftreten dieser Seuche, haben in Italien, Frankreich und Deutschland die bedeutendsten Dichter sich dieses Themas angenommen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts reagierte der absolutistische Staat auf diese neue Welle der Krankheit mit scharfen Maßnahmen, die sich besonders gegen die Dirnen richteten. Nur so ist es verständlich, daß die schöne Cauchoise eine panische Angst hat, ins Hospital eingeliefert zu werden.
Die »Memoiren« sind nicht zuletzt auch wegen der kultur-, sitten- und literaturgeschichtlichen Fakten ein wichtiges Werk der erotischen Literatur. Sie beschreiben sehr genau den Zustand der Gesellschaft vor der französischen Revolution. Die Ausschweifungen und das verschwenderische Leben des Adels, der Geistlichkeit und der Finanziers, der reichen Steuerpächter werden durch einzelne Personen plastisch vor Augen geführt. Wenn man liest, daß das Volk den Adel mehr haßt als liebt, so sind das die Signale der kommenden Revolution.
Sittengeschichtlich bedeutsam sind die Mitteilungen über Verbreitung und Ausübung der lesbischen Liebe und Homosexualität, die zusammen mit dem Analverkehr mit Frauen unter dem Begriff ›Sodomie‹ zusammengefaßt werden. Wir haben in diesem Werk Hinweise darauf, daß man im Analverkehr nicht nur eine lüsterne Variante des Geschlechtsaktes sehen muß. Man bediente sich dieser Form, um eine Ansteckung mit der Syphilis zu vermeiden. Außerdem diente er auch zur Empfängnisverhütung. Die Volksweisheit ›Das Glied im Hintern erspart ein Kind‹ ist in zahlreichen
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