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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fast ebenso seltsam wie Saldaeaner.
    »Weiter südlich«, fügte Easar hinzu, »wird es vielleicht von Nutzen sein, dreizehn Aes Sedai unter uns zu haben.« Schweigen folgte, während greifbar war, was die Worte bedeuteten. Aber niemand wollte es aussprechen. Dies war etwas vollkommen anderes, als sich der Großen Fäule entgegenzustellen.
    Tenobia lachte jäh unheimlich. Ihr Wallach begann zu tänzeln, aber sie beruhigte ihn. »Ich will so schnell wie möglich südwärts gelangen, aber ich lade Euch alle ein, heute abend mit mir in meinem Zelt zu speisen. Ihr habt Gelegenheit, mit Illeisien und ihren Freunden zu sprechen, um festzustellen, ob Euer Urteil dem meinen entspricht. Und vielleicht könnten wir uns anschließend morgen abend alle in Paitars Lager versammeln und die Freundinnen seiner Schwester Coladara befragen.« Der Vorschlag war so vernünftig, so offensichtlich notwendig, daß ihm sofort zugestimmt wurde. Und dann fügte Tenobia wie als Nachgedanken hinzu: »Mein Onkel Kalyan wäre geehrt, wenn Ihr ihm erlaubtet, heute abend neben Euch zu sitzen, Ethenielle. Er bewundert Euch sehr.«
    Ethenielle schaute zu Kalyan Ramsin - der Bursche, der hinter Tenobia schweigend auf seinem Pferd gesessen hatte, der niemals sprach und kaum jemals zu atmen schien -, sie sah ihn nur an, und einen Augenblick lang lüftete der grauhaarige Adler den Schleier vor seinen Augen. Einen Augenblick lang sah sie etwas, was sie, seit ihr Bry gestorben war, nicht mehr gesehen hatte, einen Mann, der nicht eine Königin, sondern eine Frau ansah. Diese Erkenntnis traf sie völlig unerwartet und raubte ihr den Atem. Tenobia blickte von ihrem Onkel zu Ethenielle und lächelte zufrieden.
    Zorn flammte in Ethenielle auf. Dieses Lächeln ließ alles so klar erscheinen wie Quellwasser, wenn Kalyans Blick dies nicht schon bewirkt hatte. Dieses junge Ding wollte den Burschen mit ihr verheiraten? Dieses Kind nahm an...? Plötzlich überschattete Traurigkeit ihren Zorn. Sie selbst war noch jünger gewesen, als sie die Heirat ihrer verwitweten Schwester Nazelle angeordnet hatte. Eine Staatsangelegenheit - und doch hatte Nazelle Lord Ismic, trotz all ihrer anfänglichen Proteste, lieben gelernt. Sie sah Kalyan erneut und länger an. Sein ledriges Gesicht zeigte wieder angemessenen Respekt, und doch sah sie seine Augen, wie sie einstmals gewesen waren. Der Gemahl, den sie erwählte, würde ein harter Mann sein müssen, aber sie war bei den Ehen ihrer Kinder stets darauf bedacht gewesen, daß die Liebe zu ihrem Recht kam, und sie würde bei sich selbst keine niedrigeren Maßstäbe anlegen.
    »Anstatt Tageslicht mit Reden zu verschwenden«, sagte sie atemloser, als ihr lieb war, »sollten wir das tun, weshalb wir hergekommen sind.« Das Licht versenge ihre Seele - sie war eine erwachsene Frau, kein Mädchen, das zum ersten Mal einem Freier begegnete. »Nun?« fragte sie. Dieses Mal klang ihre Stimme angemessen fest.
    Alle Vereinbarungen waren in jenen sorgfältig formulierten Briefen getroffen worden, aber alle Pläne würden auf dem Weg nach Süden unter veränderten Umständen angepaßt werden müssen. Dieses Treffen hatte nur einen wahren Zweck, eine einfache, uralte Zeremonie der Grenzlande, über die in all den Jahren seit der Zerstörung nur sieben Mal berichtet wurde. Eine schlichte Zeremonie, die sie über alle Worte hinaus, wie aussagekräftig auch immer sie sein mochten, binden würde. Die Herrscher führten ihre Pferde näher zueinander, während sich die Gefolgsleute zurückzogen.
    Ethenielle stieß einen Zischlaut aus, als sie mit dem Dolch über ihre linke Handfläche schnitt. Tenobia lachte, während sie ihre Hand einritzte. Paitar und Easar hätten genausogut nur Splitter aus ihrer Haut ziehen können. Vier Hände wurden ausgestreckt und verschränkt, das Herzblut vermischte sich, tropfte zu Boden, wurde von der steinharten Erde aufgesogen. »Wir sind eins, bis in den Tod«, sagte Easar, und sie alle sprachen die Worte mit ihm. »Wir sind eins, bis in den Tod.« Sie waren durch Blut und Erde verbunden. Jetzt mußten sie Rand al'Thor finden und tun, was getan werden mußte. Ungeachtet, was es kostete.
     
    Als sie sich überzeugt hatte, daß Turanna sich ohne Hilfe auf dem Kissen aufsetzen konnte, erhob sich Verin und ließ die zusammengesunkene Weiße Schwester zurück, die aus einem Becher trank. Oder zumindest versuchte sie, Wasser zu trinken. Turannas Zähne klapperten an den Silberbecher, was wenig verwunderlich war. Der Eingang

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