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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Noddall einen Becher Kaffee entgegen. »Und er strahlt, als ob er ein Vermögen am Spieltisch gewonnen hätte«, fuhr er lächelnd fort.
    Bolitho runzelte die Stirn. »Also sollten wir jederzeit Land sichten. Wenn der Wind gestern nicht so flau gewesen wäre, hätten wir jetzt schon da sein können.« Er reckte die Arme; welch angenehmes Gefühl an Brust und Rücken, wenn man ein frisches Hemd anhatte. »Aber es gab ja auch eine Menge zu tun.«
    »Inzwischen hat Mr. Davy wohl schon den halben Weg zur Pendang Bay hinter sich.«
    »Aye. Er wird sich wie ein Fregattenkapitän vorkommen, wenn ich mich nicht irre.«
    Davy hatte von innen her gestrahlt, als Bolitho ihm das Kommando über den Schoner erteilt und ihn zu Conway geschickt hatte. Bolitho erinnerte sich an den Tag, als man ihm zum erstenmal das Kommando über eine Prise anvertraut hatte. Er war damals Leutnant gewesen und viel jünger als Davy. Wahrscheinlich hatte er ein ähnliches Gesicht gemacht. Es hieß immer, das erste selbständige Kommando wäre die wichtigste Phase der ganzen Karriere. Vielleicht würde es sich bei Davy ebenso wie bei ihm auswirken.
    Er sah zum Skylight hoch, denn der Ausguck sang aus: »Deck ahoi! Land in Lee voraus!«
    Bolitho lächelte, obwohl es ihm kalt den Rücken hinunterlief.
    »Wenn die Argus nicht hier ist, muß ich mir was Neues ausdenken.«
    Die Tür öffnete sich, und Midshipman Armitage verkündete: »Mr. Soames läßt mit allem Respekt melden, Sir, daß der Ausguck Land in Lee voraus gesichtet hat.«
    »Danke sehr, Mr. Armitage«, antwortete Bolitho.
    Die umschatteten Augen des Jungen lagen tief in den Höhlen; seine Finger zuckten nervös an der geflickten Kniehose. Zum Unterschied von den anderen, die mit dabei gewesen waren, konnte er seine Gefühle nicht verbergen. Er hatte Angst und wußte, daß er sie nicht bezwingen konnte.
    »Mein Kompliment an Mr. Soames«, sagte Bolitho, »und bestellen Sie ihm: in einer halben Stunde Geschützexerzieren für beide Wachen.« Nach kurzem Zögern fuhr er fort. »Wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, sollten Sie es vielleicht jetzt dem Ersten Leutnant anvertrauen – oder auch mir, wenn Sie meinen, wir könnten Ihnen helfen.«
    Armitage schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, es geht schon wieder.« Er verschwand eilends.
    »Was machen wir bloß mit ihm?« fragte Bolitho leise und sah seinen Freund an.
    Der Leutnant hob die Schultern. »Man kann nicht jeden bei der Hand nehmen, Sir. Er wird schon darüber hinwegkommen. Schließlich haben wir uns alle einmal durchbeißen müssen.«
    »Aber Thomas, das sieht Ihnen gar nicht ähnlich«, erwiderte Bolitho lächelnd. »Geben Sie doch zu, daß Sie sich um den Bengel Sorgen machen.«
    »Na ja«, räumte Herrick etwas verlegen ein, »ich habe schon überlegt, ob ich mal mit ihm reden soll.«
    »Wußte ich doch, Thomas. Sie haben nicht das richtige Gesicht zum Schwindeln.«
    Wieder klopfte es, diesmal war es der Schiffsarzt.
    »Nun, Mr. Whitmarsh?« fragte Bolitho, »geht es unserem Gefangenen schlechter?«
    Whitmarsh schob sich durch die Tür wie in eine Zelle. Er duckte sich unter jeden Decksbalken, als suche er einen Fluchtweg. »Es geht ihm soweit ganz gut, Sir. Aber ich bin immer noch der Meinung, daß es besser gewesen wäre, ihn mit dem Schoner zum Stützpunkt zurückzuschicken.«
    Bolitho sah Herricks Wangenmuskeln arbeiten und wußte, gleich würde er sich die Unverschämtheit des Arztes verbitten. Wie den anderen Offizieren fiel es auch Herrick nicht leicht, seine Abneigung gegen Whitmarsh zu verbergen. Und der tat selbst wenig, um sich beliebter zu machen.
    Ruhig erwiderte Bolitho: »Ich könnte schließlich nicht die Verantwortung für einen Gefangenen übernehmen, der nicht in meinem Gewahrsam ist, oder?«
    Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn des Ar ztes. Hatte er so früh am Morgen schon getrunken? Ein Wunder, daß er sich noch nicht umgebracht hatte.
    Oben hörte man taktmäßige Schritte und metallisches Klirren: die Marineinfanteristen traten zur Musterung an. Etwas gezwungen fügte Bolitho hinzu: »Sie müssen sich schon auf mein Urteil verlassen, Mr. Whitmarsh; ich rede Ihnen ja auch nicht drein.«
    Der Arzt starrte ihn an. »Sie geben also zu: wenn Sie ihn nach Pendang Bay hätten schaffen lassen, wäre er gehängt worden?« Ärgerlich warf Herrick ein: »Herrgott noch mal, Mann, schließlich ist der Kerl ein verdammter Pirat!« Whitmarsh fixierte ihn böse. »Ihrer Meinung nach!«
    Rasch erhob sich Bolitho und trat

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