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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wohlwollend.
    Puigserver musterte ihn amüsiert. »Mein lieber Capitan, Raymond ist wie ein Wachhund. Er hat Angst wegen seiner Frau – nicht so sehr, daß andere ihr etwas tun, sondern davor, was sie selbst tun wird.« Ein tiefes Lachen stieg aus seinem Bauch empor. »Sie selbst, glaube ich, bekommt allmählich Spaß an diesem Spiel und weiß ganz genau, daß jeder Mann an Bord sie mit heißen Augen ansieht. Sie steht stolz wie eine Tigerin da.«
    »Sie scheinen ja eine ganze Menge über sie zu wissen, Senor.«
    Das Lächeln wurde noch breiter. »Von Schiffen verstehen Sie sehr viel, Capitan. Aber über Frauen haben Sie zum Unterschied von mir noch eine Menge zu lernen, fürchte ich.«
    Bolitho wollte protestieren, ließ es aber lieber. Die Erinnerung war noch zu frisch und schmerzhaft, als daß er Puigservers Behauptung hätte bestreiten können.

Unternehmen zu Lande
    Gespannt blickten sie auf die Küste, die im Morgenlicht zunehmend Farbe und Kontur gewann. »Na, Thomas – was meinen Sie dazu, so aus der Nähe?« fragte Bolitho verhalten. Sie hatten sich dem Land seit Sonnenaufgang vorsichtig genähert. Jetzt lag es vor ihnen – ein endloses Panorama in vielerlei Grüntönen.
    Mit zwei erfahrenen Matrosen auf dem Wasserstag, die unablässig loteten, und mit so wenig Leinwand wie möglich tastete sich die Undine auf diese unberührte Welt zu: so dicht wuchs der Dschungel, daß man meinte, weder Mensch noch Tier vermöchten von der Küste aus ins Innere vorzudringen.
    »Der Steuermann scheint zufrieden, Sir«, entgegnete Herrick gelassen und richtete sein Fernrohr auf die Küste. »Alles sieht so aus, wie er es beschrieben hat: im Norden ein rundes Kap und etwa eine Meile landeinwärts dieser seltsam aussehende Berg.«
    Bolitho stieg auf einen Poller und spähte hinüber. Die Undine hatte schließlich etwa vier Kabellängen vor dem Strand Anker geworfen, um auch bei Niedrigwasser genügend Seeraum und Tiefe zu haben. Immerhin sah es ziemlich flach aus; er konnte sogar den mächtigen Schatten erkennen, den der kupferbeschlagene Rumpf der Undine am Meeresgrund warf. Heller Sand auch hier wie in den zahlreichen, weitgeschwungenen Buchten, die sie bei ihrer vorsichtigen Annäherung gesehen hatten.
    Lange Fahnen fremdartigen Seegrases wiegten sich in der Strömung wie in einem müden Tanz. Aber wenn das Schiff an seiner Ankerkette nach Backbord schwojte, sah Bolitho andere Gebilde – braun und grün, wie Flecken im Wasser: Riffe. Mudge hatte mit seiner Vorsicht durchaus recht gehabt. Und nach dem Schiffbruch der Nervion fand man sie an Bord auch ganz selbstverständlich.
    Längsseits waren die ersten Boote bereits ausgebracht, und Shellabeer, der Bootsmann, schimpfte fäusteschüttelnd mit einigen spanischen Matrosen, die eines davon lenzten. Es würde für die ausgetrockneten Fahrzeuge gut sein, wieder ins Wasser zu kommen, dachte Bolitho.
    Beiläufig sagte er: »Ich gehe mit an Land; passen Sie hier gut auf.« Er konnte Herricks unausgesprochenen Protest spüren und sprach deshalb rasch weiter: »Wenn an Land etwas schiefgeht, wird es ganz gut sein, wenn ich mit dabei bin.« Er wandte sich um und klopfte Herrick auf die Schulter. »Außerdem habe ich das Bedürfnis, mir die Beine zu vertreten. Das ist mein Privileg als Kapitän.«
    Auf dem Geschützdeck schritt Davy bereits auf und ab, musterte die Bootsmannschaften, sah die Waffen nach und kontrollierte das Geschirr für das Verladen der Wasserfässer. Der Himmel über ihnen war bleich, wie von der Sonne zerkocht, und alle Farben beschränkten sich auf den glitzernden Küstenstreifen. Die Ruhe über diesem Landstrich beeindruckte Bolitho stark. Nur hier und da rollte eine Welle wie ein weißes Schaumkollier auf den Strand, bis an den Fuß der Dünen. Es war, als hielte das Land den Atem an; Bolitho konnte sich vorstellen, daß tausend Augen, zwi schen den Bäumen versteckt, die vor Anker liegende Fregatte belauerten. Mit dumpfem Ton setzten die Drehgeschütze, von Bord abgefiert, auf dem Bug von Barkasse und Kutter auf, während die Standmusketen mit ihren trichterförmigen Mündungen in Gig und Pinasse untergebracht wurden. Die Jolle war zu klein für die großen Wasserbehälter und sollte auch für den Notfall reserviert werden.
    Bolitho rieb sich das Kinn und starrte auf die Küste. Notfall? Alles wirkte doch so ruhig. Während sie aufs Land zugeschlichen waren, an zahlreichen Buchten vorbei, die eine wie die andere aussahen (nur Mudge konnte sie allenfalls

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