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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unterscheiden), hatte er unbewußt auf ein Anzeichen, eine Andeutung von Gefahr gewartet. Aber nirgends lag ein Boot auf dem Sand, nirgends stieg Rauch von einem Feuer empor, nicht einmal der Ruf eines Vogels hatte die Stille unterbrochen.
    »Boote klar, Sir!« meldete Shellabeer und wandte dabei sein fleischiges Gesicht von der blendenden Sonne ab.
    Bolitho trat zur Reling und schaute hinunter auf das Geschützdeck. Die Matrosen schienen sich verändert zu haben – vielleicht wegen der Entermesser an ihren Gürteln oder weil sie über dem Tatendurst vorübergehend den wirklichen Durst vergaßen. Die meisten hatten sich überhaupt sehr verändert, seit sie an Bord waren. Ihre nackten Rücken waren von der Sonne tief gebräunt; hier und da verriet eine Brandnarbe, daß der Mann unvorsichtig oder einfach dumm gewesen war.
    »Da drüben liegt Afrika, Jungs!« rief Bolitho. Ein Raunen der Erregung ging durch die Reihen wie Wind durch ein Kornfeld.
    »Ihr werdet dergleichen noch oft sehen, ehe wir wieder auf Heimatkurs gehen. Tut, was euch befohlen wird, bleibt bei eurer Abteilung, dann kann euch nichts passieren.« Und in schärferem Ton: »Aber es ist ein gefährlicher Küstenstrich, und die Eingeborenen haben wenig Veranlassung, fremden Seeleuten zu trauen. Also paßt gut auf und beeilt euch mit dem Wasserfassen!« Er nickte ihnen zu. »Und jetzt in die Boote!«
    Als die ersten Männer hinunterkletterten, trat Mudge zu Bolitho ans Fallreep. »Ich müßte eigentlich mit an Land, Sir. Aber ich habe Fowlar, meinem besten Maat, die Lage der Wasserstelle beschrieben, und er ist ein tüchtiger Mann, Sir, wirklich.«
    Bolitho hob die Arme, damit Allday ihm das Degengehänge umschnallen konnte. »Na, was macht Ihnen dann Sorgen, Mr. Mudge?«
    Der Alte zog die Brauen zusammen. »Es gab 'ne Zeit, da konnte ich 'ne halbe Meile schwimmen und danach eine Meile mit vollem Gepäck marschieren...«
    Herrick grinste. »Und hatten dann noch genug Atem für 'ne Nummer mit einer hübschen Deern, wie?«
    Mudge blitzte ihn wütend an. »Ihre Zeit kommt auch noch, Mr. Herrick. Altwerden ist kein Spaß!«
    Bolitho lächelte. »Hier an Bord gelten Sie immer noch eine ganze Menge.« Und zu Herrick gewandt: »Riggen Sie Enternetze auf, solange wir weg sind. Mit nur einer Ankerwache und den paar Seesoldaten könnten Sie in Schwierigkeiten kommen, wenn jemand einen Überraschungsangriff versucht.« Er legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich weiß, ich bin übervorsichtig. Ich sehe Ihnen am Gesicht an, was Sie denken. Aber besser zu vorsichtig als tot.« Er warf einen kurzen Blick auf die Küste. »Besonders hier.«
    Auf dem Weg zur Schanzpforte fügte er noch hinzu: »Die Boote kommen jeweils zu zweien zurück. Wechseln Sie nach Möglichkeit die Leute aus. Sie werden schnell ermüden bei dieser Hitze.«
    Er sah noch, wie Puigserver ihm vom Decksgang her zunickte und daß Raymond vom Achterschiff, neben dem kleinen Sonnendach seiner Frau, herüber spähte. Die Abteilung für die Ehrenbezeugung stand angetreten; er faßte grüßend an seinen Hut und kletterte rasch in die Gig, wo Allday schon an der Ruderpinne saß.
    »Ablegen!«
    Ein Boot nach dem anderen kam gemächlich aus dem Schatten der Fregatte heraus und nahm mit gleichmäßigem Riemenschlag Kurs auf das Land. Bolitho blieb in der Gig stehen, um die kleine Flottille zu mustern: voran Leutnant Soames in der Barkasse, dem größten Boot der Undine, und um ihn jeder Kubikzoll Raum vollgepackt mit Männern und Fässern, während im Bug ein Geschützführer an der geladenen Drehbasse hockte. Dann kam Davy im ebenfalls tiefbeladenen Kutter: schlank neben Mr. Pryke, dem rundlichen Schiffszimmermann der Undine, wie es sich gehörte, ging Pryke mit an Land, in der Hoffnung, passendes Holz für die ständigen Reparaturen am Schiff zu finden. Midshipman Keen, von dem kleinen Penn begleitet, hatte die Pinasse; die beiden zappelten buchstäblich vor Aufregung in dem ruhig durchs Wasser gleitenden Boot. Bolitho blickte über das Heck seiner Gig zum Schiff zurück. Die Gestalten an Deck wirkten bereits klein und unpersönlich. Jemand war in der Kajüte, Mrs. Raymond wahrscheinlich. Vielleicht sah sie den Booten nach, vielleicht wollte sie ihrem Mann aus dem Weg gehen, vielleicht hatte sie auch ganz andere Gründe. Dann blickte er auf die Männer in der Gig hinab, auf die Waffen zwischen ihren gespreizten Beinen, die verlegen abgewandten Gesichter. Vorn hockte ein Mann und schwenkte den Lauf der Standmuskete

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