Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
finden, und zwar bald. Aber umkehren werde ich nicht.« Er biß die Zähne zusammen.
    Puigserver sah ihn melancholisch an. »Es war eine schöne Geste, aber sie hätte Sie das Leben kosten können. Und alles wegen eines Verrückten.«
    Bolitho betrat seine Kajüte. »Vielleicht waren wir beide nicht ganz klar im Kopf.«
    Herrick kam ihm eilig nach, und sie sahen, daß in der Kabine direkt unter dem Oberlicht ein Stuhl stand: Raymond mußte hinaufgestiegen sein, um das Drama oben zu beobachten.
    Mrs. Raymond stand am Heckfenster. Sie war sehr blaß, kam ihm jedoch entgegen. »Ihr Arm, Captain!« Dann befahl sie ihrer Zofe: »Verbandszeug!«
    Jetzt erst merkte Bolitho, daß Herrick in der Kajüte war.
    »Nun?«
    Herrick blickte ihn besorgt an. »Was Sie da taten ...«
    »Hätte mich das Leben kosten können. Ich weiß.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Das habe ich bereits von anderer Seite gehört.«
    Herrick atmete langsam aus. »Und ich glaubte, Sie zu kennen, Sir.«
    »Aber jetzt, Thomas?«
    Herrick grinste. »Ich weiß nur, daß Sie mich immer wieder überraschen. Mich und andere auch.« Er machte eine Handbewegung zum Deck hin. »Eben habe ich gehört, wie ein Matrose, der fast einen Monat lang nur geschimpft und über den Dienst geflucht hat, Sullivans schwarze Seele in die tiefste Hölle wünschte, weil er Sie umbringen wollte.« Sein Grinsen verschwand. »Aber mir wäre es lieber, Sie würden die Mannschaft auf andere Weise gewinnen, Sir.«
    Die Zofe brachte eine Schüssel zum Tisch, und Bolitho hielt ihr den Arm hin.
    »Wenn Sie etwas wissen, Thomas, womit man sie bei guter Stimmung halten kann, dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie's mir sagten. Inzwischen lassen Sie »Alle Mann« pfeifen und setzen Sie die Royals. Ich brauche jeden Fetzen Leinwand, den das Schiff tragen kann.« Herrick wollte gehen, aber Bolitho hielt ihn zurück. »Und geben Sie bekannt: die Ration wird auf eine Pinte Wasser pro Tag gekürzt.« Er blickte sich in der Kajüte um. »Auch für Offiziere und Passagiere.«
    Herrick zögerte. »Und der Schiffsarzt, Sir?«
    Bolitho schaute auf die Zofe hinab, die den tiefen Schnitt in seinem Arm säuberte. Sie erwiderte seinen Blick ohne Scheu.
    »Ich bin einstweilen in guten Händen«, sagte er. »Über Mr. Whitmarsh werde ich nachdenken, wenn ich mehr Zeit habe.«
    Bolitho stand wartend am offenen Heckfenster. Das Mondlicht zeichnete einen glitzernden Pfad auf das Wasser. Die See war ungewöhnlich bewegt, aber das rührte, wie er wußte, von einer Tiefenströmung her, die sich noch viele Meilen von der afrikanischen Küste entfernt bemerkbar machte. Eben kamen, hörte er, die anderen in die Kajüte und nahmen am Tisch Platz. Gläser klirrten, Wein wurde eingeschenkt; Noddall tat seine Arbeit. Trotz der Kü hle nach des Tages Sonnenglut fühlte er sich ausgedörrt und steif. Um ihn herum knarrte und stöhnte das Schiff in seinen ausgetrockneten Planken; ein Wunder, daß es nicht leckte wie ein alter Bottich.
    Eine Woche war jetzt vergangen, seit Sullivan in den Tod gesprungen war. Sieben lange Tage, in denen sein Schiff wieder und wieder die Küste angesteuert hatte; aber jedesmal war irgendwo ein Segel oder auch nur ein Eingeborenenfahrzeug gesichtet worden, und er hatte wieder abgedreht.
    Jetzt durfte er es nicht länger aufschieben. Nachmittags war Whitmarsh bei ihm gewesen. Der Mann hatte so viele eigene Probleme, daß eine Unterredung mit ihm schwierig gewesen war.
    Immerhin hatte der Arzt klar und deutlich erklärt, daß er die Verantwortung für die Gesundheit der Mannschaft nicht mehr übernehmen konnte, wenn Bolitho weiter darauf bestand, sich vom Land fernzuhalten. Die beiden verbliebenen Fässer Trinkwasser waren fast leer, und der Rest konnte kaum noch Wasser genannt werden – es war eher Schlamm. Immer mehr Männer lagen krank im Orlopdeck; und die, welche noch dienstfähig waren, durfte man keine Minute lang unbewacht lassen. Ständig gab es Streit und Wutausbrüche; und die Deckoffiziere mußten auch im Hinterkopf Augen haben, damit sie nicht ein Messer in den Rücken bekamen.
    Herrick meldete: »Alle anwesend, Sir.« Er war wie die anderen gespannt und argwöhnisch.
    Bolitho wandte sich um und musterte seine Offiziere. Alle waren da außer Soames, der die Wache hatte, sogar die drei Midshipmen. Er sah sie nachdenklich an. Das Kommende mochte ihnen eine Lehre für später sein.
    »Ich beabsichtige, morgen wieder Kurs aufs Land zu nehmen.«
    Don Puigserver und sein Leutnant

Weitere Kostenlose Bücher