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Der Piratenfuerst

Der Piratenfuerst

Titel: Der Piratenfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Fünf Mann, Sir. Ich war den ganzen Tag unterwegs und bin total heiser vom Vorlesen dieser Flugblätter.«
    Herrick nickte mitfühlend. Er hatte das oft genug selbst machen müssen. Fünf Mann. Sie brauchten immer noch dreißig. Und selbst dann hatten sie keine Reserve für Todesfälle und Verwundungen, mit denen man schließlich bei jeder langen Reise rechnen mußte.
    Mürrisch fragte Soames: »Was Neues?«
    »Nein. Nur, daß wir nach Madras segeln. Aber ich denke, es geht bald los.«
    »Je eher wir von Land weg sind, um so besser. Die Straßen sind voller Besoffener, prima Seeleute, die wir gut gebrauchen könnten.« Zögernd fuhr er fort: »Wenn Sie nichts dagegen haben, könnte ich heute nacht mit einem Boot losfahren und ein paar davon schnappen, wenn sie aus ihren verdammten Bierkneipen getorkelt kommen.«
    Sie fuhren herum. Kreischendes Gelächter erklang vom Geschützdeck, und eine Frau, die bloßen Brüste dem Regen preisgegeben, kam backbords unter dem Decksgang hervorgerannt. Zwei Matrosen waren hinter ihr her, beide offensichtlich angetrunken; man brauchte nicht lange darüber nachzudenken, was sie von ihr wollten.
    Herrick brüllte: »Unter Deck mit dieser Schlampe! Oder ich lasse sie über Bord schmeißen!« Er sah, wie der Midshipman vor Staunen über dieses Schauspiel die Augen aufriß, und sagte grob: »Mr. Penn, verschwinden Sie gefälligst!«
    Soames grinste, was selten vorkam. »Verletzt das Ihre Gefühle, Mr. Herrick?«
    Der zuckte die Schultern. »Ich weiß, es ist Brauch, den Matrosen im Hafen Weiber und Schnaps zu gestatten.« Er mußte an seine Schwester denken, die an ihren verdammten Rollstuhl gefesselt war. Was hätte er darum gegeben, wenn sie so hätte laufen können wie diese Hafenhure von Portsmouth.
    »Aber es ekelt mich jedesmal an.«
    Soames seufzte. »Sonst würde die Hälfte dieser Bande desertieren, ob sie unterschrieben haben oder nicht. Wenn der Rum knapp wird, ist es mit der Anziehungskraft vo n Madras schnell vorbei.«
    »Um auf Ihre Frage von vorhin zurückzukommen«, sagte Herrick. »Matrosen, die auf solche Weise an Bord kommen, machen eine Menge böses Blut. Ein fauler Apfel kann das ganze Faß verderben.«
    Soames sah ihn starr an. »Mir scheint, auf diesem Schiff sind die meisten Äpfel jetzt schon faul. Die Freiwilligen laufen wahrscheinlich nur ihren Gläubigern davon – oder vielleicht sogar dem Henker. Und welche sind dabei, die wollen bloß sehen, was sie stehlen können, wenn sie erst einmal ein paar Meilen von der Obrigkeit entfernt sind.«
    »Captain Bolitho ist Obrigkeit genug, Mr. Soames«, entgegnete Herrick.
    »Ach so, Sie sind ja schon mit ihm gefahren. Da gab's doch eine Meuterei?«
    »Nicht seinetwegen«, erwiderte Herrick mit ärgerlichem Blick. »Seien Sie so gut und sorgen Sie dafür, daß die neuen Leute Essen und Arbeitskleidung fassen.« Er erkannte Widerstreben im Blick des Zweiten und fuhr fort: »Das ist auch ein Punkt, den der Captain so haben will. Ich kann Ihnen nur raten, sich auf seine Wünsche einzustellen. Dann werden Sie ein leichteres Leben haben.«
    Soames ging, und Herrick entspannte sich etwas. In Zukunft durfte er sich nicht so leicht über Soames ärgern. Aber jede Kritik an Bolitho, offen oder versteckt, ging ihm unter die Haut. Bolitho war das Sinnbild für alles, was Herrick einmal sein wollte. Daß er den einen oder anderen von Bolithos verborgenen Fehlern kannte, vertiefte nur seine Loyalität. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. Es war sogar mehr als Loyalität.
    Er spähte über die Finknetze zum Land hinüber, auf die regennassen, bleiern glitzernden Mauern der Festung. Jenseits von Portsmouth Point war in dem Dreckwetter kaum noch etwas vom Land zu sehen. Gut, daß es endlich losging. Dann kam zu seinem regulären Sold noch die Seezulage, und die würde eine Hilfe für seine Angehörigen sein. In Westindien hatten sie unter Bolitho gutes Prisengeld verdient, und mit seinem Anteil hatte er ein paar Anschaffungen gemacht, die ihnen das Leben etwas erleichterten, bis er zurückkehrte. Aber wann würde das sein? In zwei Jahren? Besser, man dachte gar nicht darüber nach.
    Gekrümmt kam ein Schiffsjunge durch den Regen zum unbemannten Steuerrad gerannt, drehte die Sanduhr um und wartete darauf, daß Herrick glaste. Es war Zeit, die diensttuende Wache unter Deck zu schicken. Herrick verzog das Gesicht. In der Offiziersmesse würde es auch nicht viel gemütlicher sein als im Mannschaftslogis. Soames würde stumm vor sich hin

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