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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Rippen, hatten sie mich auf den Operationstisch gelegt. Dreißig Stunden vergingen, ehe ich die Augen zum erstenmal aufschlug. Dann aber machte meine Gesundung rasche Fortschritte. Ich schlief fast den ganzen Tag über und wachte zur Essenszeit mit einem wahren Wolfshunger auf. Als ich aufstehen konnte, empfahl mir Tarland Höhensonne und das Einatmen künstlicher Gebirgsluft.
    Es war mir noch immer nicht gestattet, die Gefährten nach der toten Stadt und den Bewohnern der Venus zu fragen. Tarland begründete sein Verbot damit, daß ich nach meiner Gehirnerschütterung vor jeder Aufregung bewahrt werden müsse. Vergeblich erklärte ich ihm, daß unbefriedigte Neugier eine sehr starke Aufregung verursache, Darauf riet er mir, mich in der Zentrale vor den großen Leuchtschirmen aufzuhalten, da es für einen Genesenden nichts Beruhigenderes als den Anblick des gestirnten Himmels geben könne. Nach meinem Unfall hatte der „Kosmokrator“ noch sechs Tage über dem Planeten gekreuzt, hatte sich dann in einer spiralförmigen Bahn entfernt und den Rückflug angetreten. Das Betrachten der Sterne beruhigte mich natürlich nicht, ich wollte endlich etwas über die Forschungsergebnisse wissen.
    Ich quälte Tarland so lange, bis ich ihn am dritten Tage unseres Rückfluges, als er mir die Fäden zog, umzustimmen vermochte. Die Wissenschaftler arbeiteten in der Kabine des Marax. Eine Zeitlang ging ich im Korridor auf und ab. An diesem Tage waren die Motoren ausgeschaltet worden, und der „Kosmokrator“ flog nun infolge der Anziehungskraft der Sonne weiter. Die Stille, die in der Rakete herrschte, schien aus der Ewigkeit zu kommen. Als ich in die dunkle Kabine trat, standen die Gefährten am Schaltpult. Die Gestalten im Raum zeichneten sich als schwärzliche Schatten von den grünlichschimmernden Leuchtschirmen ab. Eintönig summten die Elektromotoren. Aus der Tiefe des Marax wanden sich Drahtbündel hervor und liefen über gerillte Platten zu Elektromagneten, wo sie sich aufspulten. Chandrasekar warf einen der Hebel herum. Das Ende des letzten Drahtes krümmte sich eine Weile wie ein metallener Wurm auf der Pultplatte, zappelte dann in der Luft und verschwand in der Aufspulvorrichtung. Das Summen der Ströme verstummte. Die Leuchtschirme überzogen sich mit einem grauen Schleier, in dem nun das dichte Gedränge und Durcheinander grüner Hieroglyphen erstarrte und verblaßte. Die kreisförmige Röhre der Deckenbeleuchtung erhellte sich wieder.
    Arsenjew ging in der Kabine auf und ab, fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, blieb stehen und sah mir in die Augen.
    „Willst du es wissen?“
    Ich nickte.
    „Es ist nicht leicht, aus erhalten gebliebenen Fragmenten die Geschichte einer fremden Welt zu rekonstruieren … besonders dann, wenn es eine Geschichte der Vernichtung, des Unterganges ist …“
    Der letzte Lichtschimmer auf den Leuchtschirmen erlosch. Grau und tot blickten sie von der Wand.
    „Die Chroniken, die wir besitzen, umfassen in Bruchstücken einen Zeitraum von annähernd einhundertachtzig Jahren. Der erste Abschnitt, den wir entziffern konnten, enthält den Plan einer Invasion auf die Erde. Anfangs vermutete ich, daß die Beherrschung der Erde für die Venusbewohner die Erfüllung eines mythisch-religiösen Gebotes gewesen sei. Die Darstellung der beiden durchgestrichenen Kreise, auf die wir in den Ruinen stießen, hielt ich für ein entsprechendes Symbol. Die Chroniken enthüllen jedoch ein Bild, das von dieser Hypothese abweicht: Den Planeten bewohnte eine kühl berechnende Gattung von Lebewesen. Schon hundertfünfzig Jahre, bevor sie an die Verwirklichung ihres Planes gingen, erwogen sie, ob sie die Menschen nicht in irgendeiner Form für ihre Zwecke gebrauchen könnten. Sie kamen zu der Meinung, daß wir keinen Wert für sie besäßen und daher beseitigt werden müßten. Da sie aber unsere Städte, Straßen und Fabriken nicht beschädigen wollten, um sie später selbst benutzen zu können, beschlossen sie, eine radioaktive Wolke gegen die Erde zu schleudern. Nach dem Absinken der Ionisierung hätte dann die weiße Kugel ihre Tätigkeit aufgenommen und Tausende von Weltraumschiffen auf die nun tote Erde geschickt. Sie wollten das Leben vernichten und das Leblose erhalten. Obwohl sie dabei alle erdenklichen Größen in Rechnung stellten, vergaßen sie eine einzubeziehen: sich selbst. Als dann die riesigen Strahlenwerfer und die weiße Kugel vor ihrer Vollendung standen, begannen die Venusbewohner

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