Der Planet des Todes
Unholde an sich preßt, ihn krampfhaft zuhält, und dieser Sack zuckt und zappelt immer heftiger in seiner Hand. Ich raffte meine letzten Kräfte zusammen, um auch mich in solch einem eisernen Griff zu halten; denn ich wußte, daß etwas Schreckliches geschehen mußte, wenn ich nachließ, wenn ich gegen mich selbst schwach wurde. Ich wußte, daß ich dann wie in einer Schmutzlache zerfließen würde, und fürchtete nicht so sehr den letzten Atemzug, den Tod, sondern eben dieses wahnwitzige Geschöpf, in das ich mich verwandeln könnte. Das, was Arsenjew gesagt hatte, traf mich wie Messerstiche. Für Sekunden rang ich mit mir selbst, dann gab ich es auf. Ich spürte – erinnern kann man es nicht nennen –, ich spürte den unbeschreiblich schönen Geruch frisch gepflügter Erde, es war, als stünde ich inmitten schneeentblößter Vorfrühlingsfelder auf einer Anhöhe, umflutet vom Odem blauer Horizonte, und atmete trunken den würzigen Hauch, der die Erwartung neuen Lebens, der das Leben selber ist.
Das war das Ende. Es erfaßte, durchdrang mich eine eiserne Ruhe. Ich wußte, was ich zu tun hatte, und neigte mich in der Finsternis zu Arsenjew hinüber, ich fühlte seine Schulter und tastete das erkaltete Gewebe der Kombination entlang. Wie ein Dieb faßte ich in seine Tasche. Zunächst merkte er nichts. Dann aber, als ich nach seinem Revolver griff, wurde ihm klar, was ich wollte. Ein lautloser Kampf begann. Nur unser keuchender Atem wurde hörbar. Arsenjew war der Stärkere, er richtete sich auf und drückte mich gegen die Felswand, dann bekam er den Schalter meines Reflektors zu fassen. Ein Keil gelben Lichtes zwängte sich zwischen uns.
„Gib ihn …“, stieß ich heiser hervor. „Gib … nur eine Patrone!“
Er antwortete nicht, sondern preßte mich noch fester gegen die Wand.
„Gib mir den Revolver …“, ächzte ich, „sei nicht kindisch!“ Ich machte keine Anstrengungen mehr, mich loszureißen.
„Käntschindschinga …“, flüsterte er mir ins Ohr.
„Gib mir den Revolver … Es ist doch alles zu Ende.“
„Und damals?“
„Damals fand sich noch ein Ausweg. Pjotr, gib ihn mir!“
„Auch für uns wird sich noch ein Ausweg finden.“
„Das ist nicht wahr!“
Plötzlich ließ er mich los und trat einen Schritt zurück.
„Willst du, daß ich allein zurückbleibe?“ Ganz langsam hatte er dies gesagt. Und nun stand er vor mir, riesengroß, und hinter ihm sein gigantischer Schatten. Mir schnürte es die Kehle zu. Einen Augenblick wehrte ich mich, wie von Krämpfen geschüttelt, gegen mich selbst; dann liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich sank in die Knie. Er setzte sich neben mich und legte mir seine große, schwere Hand auf die Schulter.
„Na, na …“, sagte er. „Na, na …“
Ich wurde ruhiger. „Hör mal, Pjotr, sie werden niemals erfahren, wie wir umgekommen sind. Übrigens finden sie uns auch so nicht mehr. Es gibt keine Hoffnung. Warum sollen wir noch warten? Wenn wir Sprengstoff hätten …“
„Wir haben welchen“, sagte er und berührte die Flasche meines Sauerstoffapparates.
„Sauerstoff?!“
„Ja, flüssigen Sauerstoff.“
Ich sprang auf, sank aber gleich wieder in mich zusammen.
„Das nützt ja alles nichts. Ich habe auch schon daran gedacht. Sauerstoff allein explodiert doch nicht. Er muß doch mit einem brennbaren Stoff vermengt werden.“ „Richtig.“
„Wir haben aber nichts Brennbares.“
„Doch, wir haben etwas.“
„Was?“
Er zog zwei kleine, flache Päckchen aus der Tasche. Es war der gepreßte Zucker. In meinem Kopfe dämmerte es.
„Pjotr!“
„Du weißt doch, daß man Sprengstoff hersteilen kann, indem man flüssigen Sauerstoff und Kohlenstaub oder Ruß mischt. Bei der Entzündung verbindet sich der Sauerstoff explosionsartig mit dem Kohlenstoff. Zucker ist eine Kohlenwasserstoffverbindung und ist mithin brennbar. Unser Zucker hier ist fein wie Staub und zerbröckelt leicht.“
„Deshalb hat du also vorhin gefragt?“
„Ja.“
„Und hast mir nichts gesagt?“
„Ich habe erst einmal berechnet, welche Energie die Ladung entwickeln kann, über die wir verfügen. Ich weiß nicht, auf welche Länge die Decke des Stollens niedergebrochen ist. Wenn es nur an dieser Verengung der Fall ist, dann schaffen wir es vielleicht. Brennstoff, Zucker besitzen wir am wenigsten. Sauerstoff haben wir reichlich, weil wir glücklicherweise den doppelten Vorrat mitgenommen haben. Sollte uns die Sprengung gelingen, so reicht er auch noch für
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