Der Preis der Liebe
„Rosalind?“
Plötzlich verspürte er das dringende Bedürfnis, ihr von der Frau zu erzählen, die er liebte. „Swanleas Tochter, die mittlere. Ich hatte gehofft, sie zu heiraten. Aber sie ..." Er schluckte und setzte sich niedergeschlagen an seinen Schreibtisch. „Sie missbilligte meine Pläne mit der Urkunde und lief davon, ehe ich ihr noch sagen konnte, dass ich beschlossen habe, das Dokument nicht zu benutzen. Ich habe sie noch nicht gefunden. Ich glaube ... ich hoffe, sie ist hier irgendwo in London.“ Er sah an seiner Mutter vorbei. „Ich kann nur beten, dass sie an einem der Theater ist und nicht auf der Straße, wo Er konnte nicht weitersprechen.
„Liebst du sie?“
Er nickte.
„Und sie liebt dich?“
„Das hat sie behauptet.“
Seine Mutter stand auf, trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Dann tue, was du tun musst. Finde sie und gewinne sie zurück, mein Sohn. Denn niemand weiß besser als ich, wie wichtig es ist, der Stimme seines Herzens zu folgen.“
Mit gemischten Gefühlen guckte er in ihre verdächtig schimmernden blauen Augen. „Hast du deshalb nie wieder geheiratet? Weil du Rosalinds Vater immer noch liebtest?“
Sie seufzte. „Ich habe nicht wieder geheiratet, weil ich auf grausame Art habe lernen müssen, dass manche Menschen nur einmal lieben können. Es ist sinnlos zu heiraten, wenn man gar nicht liebt.“
Er schüttelte den Kopf und versuchte, das alles zu verdauen. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du so gefühlt hast. Die Urkunde steht dir eher zu als mir, aber diese Möglichkeit habe ich nicht ein einziges Mal in Betracht gezogen. Ich hatte noch nicht einmal vor, dir davon oder von meinen Plänen zu berichten ...“
„Du erzählst mir ja jetzt davon“, beruhigte sie ihn lächelnd. „Nur darauf kommt es an.“
Sie drückte seine Schulter, und er legte seine Hand fest über ihre. Seit Jahren hatte er sich seiner Mutter nicht mehr so nahe gefühlt. Erst jetzt begriff er, wie wenig er sich um sie gekümmert hatte, so wie er alles und jeden vernachlässigt hatte, der nicht unmittelbar mit seinem Unternehmen zu tun gehabt hatte.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Daniel stürzte herein. „Griffith, eine Einladung ist für dich abgegeben worden. Ich denke, du solltest sie dir einmal anschauen. Sie stammt von Mrs. Inchbald.“
Griffith straffte sich und ließ die Hand seiner Mutter los. „Die Stückeschreiberin? Sie war in Kembles Büro im Theatre Royal, als ich mich nach Rosalind erkundigte.“
„Sie war früher selbst dort Schauspielerin; ich glaube, ungefähr zur gleichen Zeit wie Rosalinds Mutter.“ Daniel legte ihm die Einladung mit der angehefteten Notiz auf den Schreibtisch. „Sie schickt dir diese Eintrittskarte für Antonius und Cleopatra im Theatre Royal.“
Shakespeare. Verdammt, natürlich! Wohin sonst würde Rosalind sich wenden, wenn nicht an ein Theater, das Shakespeare spielte?
Wie blind er gewesen war. Rosalind musste Mrs. Inchbalds „Cousine“ sein. Mit klopfendem Herzen las er zuerst die Notiz. „Die Vorstellung könnte Sie interessieren“ , war alles, was auf dem Zettel stand. Er guckte auf die Eintrittskarte. Sie war ausgestellt für die erste Vorstellung am heutigen Abend. Hoffnungsvoll las er alles, was sonst noch auf der Karte stand. Da. Eingekreist war der Name der Schauspielerin, die die Rolle der Iras spielen sollte. Miss Rosa Laplace. Mehr nicht.
„Die Frau, die Percival später geheiratet hat, hieß Solange Laplace“, erklärte Griffith’ Mutter, die über seine Schulter hinweg die Karte mit gelesen hatte. „Hilft dir das weiter?“ Erleichterung durchströmte ihn, und er nickte. „Das ist sie, Gott sei Dank. Und wenn Mrs. Inchbald die ,Freundin' ist, von der Lady Helena gesprochen hat, dann ist Rosalind wenigstens gut aufgehoben, denn die Frau ist sehr angesehen und verantwortungsbewusst. Obwohl ich mich wundere, dass sie mir das hier heute schickt, nachdem sie gestern Rosalind gar nicht erwähnt hat.“ Er schüttelte den Kopf. „Das macht nichts. Ich werde heute Abend in der Vorstellung sein, darauf könnt ihr euch verlassen.“
Und dann? Er musste Rosalind treffen, und sei es nur, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging. Vielleicht war sie ja wirklich fest entschlossen, beim Theater zu bleiben. Nun, von ihm aus konnte sie jeden Tag zu Pferd im Royal Amphitheatre auftreten. Hauptsache, sie willigte ein, ihn zu heiraten.
Aber was war, wenn sie ihn nicht einmal sehen wollte? Oder
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