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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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Montag
    Ich habe manchmal diesen Traum, dass ich in einer riesigen Schüssel Haferbrei ertrinke. So fühle ich mich bei uns zu Hause. In der Schule ist es anders. Ich hänge mit Zach rum, knabbere während des Unterrichts Ritz-Bits-Cracker und lese in Geschichte Horrorromane. Ich mag Horror, weil er mein Leben in die richtige Perspektive rückt. Ich meine, wenigstens werde ich nicht von Killerbienen verfolgt, und niemand will mir den Arm abhacken.
    In der ersten Stunde haben wir Musik. Derzeit ist Marschsaison, und das nervt, weil sich alles um Football dreht. Ich hasse Football. Meistens stecke ich mir eine Ausgabe von Soap Opera Digest unter die Uniform, damit ich zwischen der Marschiererei vor dem Spiel und der Halbzeitshow was zu lesen habe.
    Was ich wirklich mag, ist die Konzertsaison. Dann kann ich meine große, klobige, gewöhnliche Klarinette gegen die Es-Klarinette eintauschen. Matt – das ist mein Bruder – nannte sie »geschrumpfte Klarinette«, als hätte ich sie zu lange im Trockner liegen gelassen.
    Ich spiele meine geschrumpfte Klarinette im Wohnzimmer und versuche, das Gefühl des Haferbreitraums zu vertreiben, als meine Mom hereinkommt und dicht neben mir stehen bleibt. »Wir müssen gehen, Sara«, flüstert sie, obwohl mein Dad gar nicht da ist. Sie weint nicht. Sie ist ruhig. Ruhig und sachlich. Als ob sie mich fragen würde, ob ich Mayo oder Senf auf mein Sandwich wollte.
    Ich weiß, es wird Zeit zu gehen. Ich weiß es schon seit einer ganzen Weile.
    »Du musst mich für dumm halten, dass ich uns nicht schon längst von hier weggebracht habe.«
    »Schon gut«, sage ich und drehe meinen Pferdeschwanz so, wie man den Wasserhahn dreht, wenn einen der Schlauch nass spritzt. Das mache ich, wenn ich nervös bin. Oder wenn ich lüge. Oder beides. »Ich hole meine Sachen.« Ich öffne den Koffer und lege die Klarinette hinein.
    »Wir brechen morgen Mittag auf. Ich hole dich beim Dairy Dream ab.«
    Morgen? Wenn man sich zu etwas entschließt, sollte man es sofort tun. Andernfalls überlegt man es sich vielleicht anders. Das gilt besonders für meine Mutter.
    »Pack nicht viel ein. Nur eine Reisetasche.«
    Eine Reisetasche? Wie soll ich mein ganzes Leben in eine Reisetasche packen?
    »Schieb sie unters Bett! Ich bringe sie mit, wenn ich dich abhole.«
    Das ist alles? Das ist Moms Plan?
    »Beeil dich! Bevor er nach Hause kommt.«
    Auf die Plätze, fertig …
    »Wir müssen vorsichtig sein, Sara. Dein Vater hat gesagt …«
    »Können wir später reden? Zum Beispiel morgen im Wagen?« Ich weiß, was sie mir sagen will. Sie vergisst, dass ich dabei war.
    Wir waren im Wohnzimmer. Dad las in einem Buch über die Geschichte der Kinderlähmung. Er liest immer Sachbücher. Ich saß am Klavier, spielte nach Gehör ein Lied mit dem Titel Wildfire und versuchte mich an den Text zu erinnern. Meine Mutter wischte Staub. Dabei stieß sie ein Buch vom Regal, und es fiel mit lautem Knall zu Boden. Es klang fast wie ein Schuss.
    »Was Matt getan hat, ist deine Schuld«, sagte mein Dad und schlug das Buch zu. »Vergiss das nie!«
    Ich hörte auf zu spielen. Noch vor meinem nächsten Atemzug war er durchs Zimmer, packte Mom an der Kehle und stieß sie mit dem Kopf gegen die Wand. Bamm!
    Meine Mutter wehrte sich nicht. Das machte sie nie. Das Schlimmste ist: Sie sah nicht einmal ängstlich aus, nur leer.
    Ich gaffte, wie immer. Ein Baum im versteinerten Wald. Ich sah auf meine Hände und Füße hinab und befahl ihnen, sich zu bewegen, aber sie wollten nichts davon wissen. Bitte, lass sie nicht sterben! Bitte, Matt, sag Gott, er soll sie am Leben lassen!
    »Denk ja nicht daran abzuhauen!«
    Bamm. Noch einmal die Wand. »Hörst du? Denk nicht einmal daran. Ich will nicht, dass die Leute sagen: ›Kennst du diesen Ray? Hast du gehört, was sein Sohn getan hat? Tja, seine Frau ist ebenfalls gegangen.‹«
    Lass sie los, lass sie los!, rief die Stimme in mir, aber mein Mund blieb geschlossen, und deshalb konnten die Worte nicht entkommen.
    Dad schloss eine Hand um Moms Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich werde dich finden«, flüsterte er. »Garantiert.«
    Er ließ sie los und nahm die Freiheitsstatue – Erinnerung an einen lange zurückliegenden Urlaub – aus dem Regal. Dicht neben Moms Gesicht warf er sie gegen die Wand, und sie zerbrach.
    Später sammelte ich die großen Bruchstücke ein und erledigte den Rest mit dem Staubsauger. Dad lächelte, als wäre überhaupt nichts geschehen. »Danke, Sara. Du weißt immer das

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