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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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den Weg aus der Besinnungslosigkeit.
Mühsam öffnete der Jagam die Augen – und bereute es sofort, als er all die blassen, höhnisch grinsenden Gesichter vor sich sah, die ihm mit einer Mischung aus Gier und Schadenfreude entgegen starrten und zu einem guten Dutzend jung aussehender, zähnebleckender Vampire gehörten.
Lorn versuchte angestrengt, die Lücken in seiner Erinnerung zu schließen und zu rekonstruieren, wie er hier her gekommen war. Hier, das war ein Keller, wie die niedrige Decke und die Abwesenheit von Fenstern bewies, schön und gut.
Aber sonst?
Nichts. Der Nachtjäger konnte sich nur noch daran erinnern, Lemis' Wegbeschreibung gefolgt zu sein. Daran, die Ruine inspiziert und keinen Hinweis auf die marodierende Blutsauger-Bande gefunden zu haben. Dann war da ein leises Rascheln, ein Flüstern im von den Geräuschen der Stadt durchzogenen Herbstwind gewesen, gefolgt von einem stechenden Schmerz im Hinterkopf, der dort wie aus dem nichts explodierte, als er noch einmal den rußverschmierten Eingang der Ruine betrachtet hatte ...
Sein grimmiger, nach wie vor leicht verklärter Blick machte abermals die Runde. Hinter dem Trotz und dem schwarzen Eis verbarg sich jedoch viel Frustration. Denn Lorn kannte diesen hungrigen, begeisterten, aufgeregten Blick in den Gesichtern der Vampire nur allzu gut: Die hier versammelten Jünger der Finsternis waren eher Novizen denn Meister, wie ein von der Romantik des Bösen geblendeter Dichter gesagt hätte – also noch nicht sonderlich lange auf die Nachtseite übergetretene Diener der Finsternis aus den Sieben Höllen.
Lorn stöhnte innerlich. Hatte er sich wirklich von einem Haufen dekadenter Jungvampire einkassieren lassen?
»Glotz nicht so abfällig, Abschaum!« Eine bleiche Hand schoss heran und verpasste Lorn eine schallende Ohrfeige. Der Jagam nahm sie ohne einen Laut entgegen, verzog keine Miene und starrte die Vampirin verächtlich an. Seine grauen Augen gaben das Versprechen kalten Stahls, sollte er jemals von diesem Kreuz runterkommen.
Wonach es im Moment nicht aussah.
Man hatte seine Glieder fachkundig mit dicken, rauen Stricken, die böse in seine Haut schnitten und ihm das Blut abschnürten, an das Holzkreuz gebunden, das fast senkrecht an der Kellerwand lehnte. Lorn schielte zum ersten Mal an sich herab: Bis auf seine faltige Lederhose war er nackt. Seine Rüstung und sein Waffengehänge lagen weit außerhalb seiner Reichweite auf einem Tisch an der Wand. Bedeutungslos für den Augenblick, da er eh nur Finger und Kopf bewegen konnte.
Der Jagam schloss die Augen und unterdrückte ein Stöhnen, als seine lädierte Schulter auf die Belastung regierte.
Er knurrte wie ein zu oft getretener Hund.
»Zeig gefälligst ein bisschen Würde, Mann!«, lächelte die junge Vampirin in der ersten Reihe böse und baute sich mit gefletschten Zähnen abermals vor dem hilflosen Jäger auf. Sie schnappte spielerisch nach Lorns Kehle, ehe sie den Jagam erneut hart ins Gesicht schlug und es sichtlich genoss.
»Habe ich euch erlaubt, ihn anzurühren?«, fragte da plötzlich eine sanfte Stimme aus dem Hintergrund.
Die Vampirin blickte beschämt zu Boden.
Ihre Gefährten bildeten unterdessen eine Gasse.
Lorn wartete, bis der Besitzer der befehlsgewohnten Stimme durch diese Schneise in den schwachen Lichtschein eines Tempel-Dreibeins getreten war, dessen Feuerschale im vorderen Teil des Kellers die Schatten in die Ecke drängte.
Das rötliche Licht erhellte Lorn vertraute Züge.
»Du hast es also gefunden. Gut gemacht, Lorn.« Lemis Orasa grinste wölfisch. »Ach, jetzt schau nicht so abfällig drein, alter Freund!« Sein Blick ruhte selbstzufrieden auf Lorn, der mit gespreizten Armen und Beinen vor ihm hing und zur Hilflosigkeit verdammt war. Schließlich streckte Lemis den Arm zur Seite aus. »Den Dolch«, sagte er mit aufgesetzter Frömmigkeit; seine Augen blitzten, als er den Griff der Waffe umschloss.
Lorn sah ihn traurig an. »Seit wann, Lemis?«
Der designierte Stadtrat hielt die breite, in der Mitte wie eine Acht geschwungene Dolchklinge in die Flammen.
»Lange genug«, murmelte er nachdenklich und strich mit dem Finger an dem leicht erhitzten Metall entlang. Ein einzelner Blutstropfen rann über den hungrigen Stahl. »Kurz nachdem du aus dem Orden geflogen bist, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.« Lorns einstiger Zimmergenosse lächelte hintersinnig. »Kurz nach der Tragödie mit deiner Familie, genauer gesagt.«
Lorn starrte Lemis an, als sähe er ihn zum ersten

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