Der Prinz der Hölle
Leibern der Soldaten, während ein wahrer Strom von Reptilien zischelnd an ihr vorbeifloss.
Die Tür führte in einen kahlen Ziegelraum, und eine weitere an der gegenüberliegenden Wand zu der Straße am Fluss. Durch sie sah Ilura zu einer Seite Stallungen und eine Schmiede. Ein paar Betrunkene beäugten im Fackellicht lüstern eine nackte Frau von üppigen Formen, deren Haut wie Kupfer glitzerte. Gelächter erklang und trunkenes Stammeln – beides erstarb urplötzlich.
Und dann schrillten Schreie.
Die Reptilienmasse folgte der Mauer am Fluss zu einem größeren Eingang mit seit langem unbenutztem verrostetem Fallgatter, das hochgekettet war. Die Straße von Seite zu Seite ausfüllend, wogten sie durch das Tor, die Schuppen schimmerten im Fackelschein.
Da kam um ein Hauseck ein Reiter – ein Du-jum-Offizier, der durch die Straßen Thesrads streifte, vielleicht auf der Suche nach Plündergut oder einem Mädchen zur Befriedigung seiner Lust. Sein Pferd, das die Reptilienflut witterte, wieherte und versuchte durchzugehen. Verständnislos blickte der Kushit sich um, die Lanze in der Hand, um den Grund der Erregung seines Tieres zu erkunden. Er sah wogende Schatten. »Was … Ahhhh!«
Wie das Rascheln dürrer Blätter im Herbst klang es, als die Schlangen über das Kopfsteinpflaster glitten, mit gähnenden Rachen und spitzen Giftzähnen. Verzweifelt schrie der Reiter, als das Pferd ihn in panischer Angst abwarf.
Es war schnell vorbei. Tot blieb der Mann auf der Straße liegen, und die Schlangen und Echsen krochen über ihn hinweg. Wiehernd galoppierte das Pferd davon.
Ilura und ihre mächtige Schar drangen weiter vor und ließen Tod und Grauen in der Dunkelheit zurück. Sie hatten jetzt nur noch die halbe Stadt zwischen sich und dem Palast.
Rasch drückte einer von Sonjas Männern dem Mädchen die Hand auf den Mund und die Spitze seines Kurzschwerts an die Kehle. Verstört versuchte sie sich zu befreien, doch dann erschlaffte sie halb besinnungslos in seinem Griff.
Sonja ging auf das Mädchen zu und blickte in die weit aufgerissenen Augen. »Sie ist nur eine Dienerin«, sagte sie. »Nimm das Schwert weg.«
Der Soldat gehorchte.
»Versprichst du, nicht zu schreien, dann nimmt er auch die Hand von, deinem Mund«, wandte Sonja sich an das Mädchen.
Die Dienerin nickte heftig.
»Also, lass sie los!«
Das Mädchen wäre fast gefallen, doch Sonja und der Soldat stützten sie schnell. In diesem Augenblick rief Kiros: »Endi! Endi!«
»Kiros?« hauchte das Mädchen. »Kiros?«
»Ihr kennt euch?« fragte Sonja erstaunt.
»Sie ist eine von Yarises Leibmägden«, antwortete Kiros. Dann wandte er sich an das Mädchen. »Endi, wir waren im Verlies gefangen. Wir entkamen. Du darfst nicht bei uns gesehen werden!«
»Wir befreiten sie heute Nachmittag«, sagte Sonja nun. »Hör zu, Endi, weiß jemand von der Flucht der Gefangenen?«
Endi schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gehört. Was habt ihr vor?«
»Wir werden Du-jum töten.«
Das schien Endi nicht zu überraschen. Ein Schatten flog über ihr Gesicht. Düster erkundigte sie sich: »Yarise ebenfalls?«
»Yarise? Wieso fragst du das?« sagte Sonja scharf.
Nun zitterte Endis Stimme. »Sie ist eine Hexe. Sie tut mir weh. Sie tut allen weh!«
»Wir wollen nur Du-jum.«
»Dann gebt mir ein Schwert … oder ein Messer! Ich werde Yarise töten …«
»Sonja!« rief der Soldat an der Tür leise.
Sie eilte zu ihm. Im Thronsaal wurde soeben Du-jum jubelnd begrüßt.
»Es geht los, Sonja!«
»Psst!« Sonja drehte sich zu Endi um. »Bleib einstweilen hier, Mädchen. Und wenn der Kampf begonnen hat, läufst du am besten hinaus auf die Straße. Nur sieh zu, dass du von hier verschwindest, wenn dir dein Leben lieb ist.«
Sie drängten sich jetzt an die Tür. Sonja streckte den Kopf hinaus, dann huschte sie über den Korridor und drückte sich an die Wand. Andere folgten ihr. Langsam machten sie sich daran, den Gang entlangzuschleichen, auf die Galerie um den Thronsaal zu.
Kiros schaute über die Schulter noch einmal zu Endi,: dann hielt er an und eilte zu ihr zurück.
»Ich bin jetzt ein Rebell, Endi – ich kämpfe für Omeron. Ich war gefangen im Verlies – die Rothaarige und ein paar andere befreiten mich. Bist du immer noch Yarises Leibmagd?«
Mit verzerrtem Gesicht nickte sie.
»Zu schade, dass wir einander nicht besser kennen gelernt haben – vor all dem jetzt.«
Traurig lächelte Endi ihn an. »Gib mir ein Messer.«
»Lieber nicht.«
Mit
Weitere Kostenlose Bücher