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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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abfallen, wie Blätter von einem verdorrten Stängel.«
    Sie drehte sich um, fast wie in Trance, und ging zur Treppe nach oben.
    Sonja fiel etwas ein, und sie rief ihr nach: »Aber was ist mit Yarise? Und den jungen Zauberern? Ihre Magie …«
    »Yarise ist tot«, antwortete Ilura und öffnete die Tür. »Die Zauberer sind noch nicht voll ausgebildet, und wenn sie sich einmischen, werden sie sterben. Doch ich muss mich beeilen. Du-jums Kräfte kehren rasch zurück.«
    Sie ging weiter zur Treppe. Sonja und die Thesrader wichen an die Wände zurück, um nicht mit dem grässlichen roten Netz in Berührung zu kommen, das hinter ihr in der Luft herschwebte.
     
    Nacht – eine klare Nacht mit Mond und Sternen und einer kühlen Brise, die durch die Bäume strich. Im Turm aßen und tranken hungrige, verwundete Soldaten die letzten Reste ihres Mundvorrats.
    Ilura, die sich allein in ihrer Kammer aufhielt, bewirkte ihre Magie. Sie spann Blut wie Ranken einer wachsenden Pflanze und fügte immer weitere Augäpfel daran, je länger der Strang wurde.
    Aus dem blutroten Netz heraus übte sie den Zauber aus, und der Strang, der nur straff gespannt war, schillerte. Langsam schwebte er durch die Luft, hinaus aus dem einzigen Fenster der Kammer, die Palastwand entlang. Er suchte mit seinen eigenen Augen, doch mit Iluras Sinnen, Du-jums Gemächer. Und die Schlangenfrau lauschte – mit Elaths Ohren – nach möglichen gegen sie oder ihre Verbündeten gerichteten Beschwörungen.
    -»Hat er uns aufgespürt, Zauberer?«
    Nein, Schlangenfrau. Du-jum ist noch schwach. Erahnt nichts von Eurem Kommen.
    »Dann haltet Eure Gedanken ruhig, außer es gibt etwas, das Ihr mir mitteilen müsst.«
    Schillerndes Menschenblut, zu Zauberfäden gesponnen und zum Strang geflochten, tastete sich eine Palastwand entlang, auf der Suche nach einem Hexer, im Auftrag seiner Tochter, seiner Feindin, und das in einer alten Stadt mit einer uralten magischen Vergangenheit, einer Stadt, die von ihren finsteren Eroberern halb verwüstet war.
    Die Strahlen des aufgehenden Vollmonds spiegelten sich auf den Schuppen unzähliger Reptilien, die durch die verlassenen Straßen der Stadt glitten und krochen – und die auf zahllose dunkle Geflügelte fielen, die unter Giebeln, in Erkern und auf Dächern kauerten, als warteten sie nur auf einen Befehl.
    Langsam bewegte Ilura ihr Blutnetz, lenkte den Strang mit ihrem sorgfältig ausgebildeten Schlangenverstand die Ziegelwand hinab – und ins Fenster von Du-jums Schlafgemach.
    Aspre, der auf der dem Fenster gegenüberliegenden Bettseite stand, bemerkte ihn als erster. Einen Augenblick beobachtete er ihn stumm, völlig hingerissen, und plötzlich kam er sich auf schicksalhafte Weise wie ein Auslöser von schrecklichen Gräueltaten vor, da er mit seinen Kameraden in diese dem Untergang geweihte. Stadt gekommen war. Neben ihm stand Sus, und an der anderen Bettseite hielten Ahm und Piram Wache.
    Piram sah den dünnen Blutfühler als zweiter.
    »Aspre!«
    »Ich sehe es …«
    Du-jum setzte sich auf. Seine Augen weiteten sich vor Furcht und Zorn. »Haltet es auf! Aufhalten! Meine Tochter schickt es!«
    Wie von einer leichten Brise bewegt, kam der Strang langsam in das Gemach. Die daran befestigten Augen schimmerten schwach im Schein der Öllampen. Suchend schaute sie sich um …
    Piram trat einen Schritt darauf zu. Er hob die Arme und zeichnete in vorbereitendem Ritual Kreise und Rechtecke in die Luft, ehe er einen Silberdolch aus seinem Gürtel zog. Dann ging er damit zu dem vorderen tastenden Blutfühler, hob die Klinge und ließ sie hinabsausen. Doch kaum berührte sie das Netz, schrie er grauenerfüllt auf, denn das Blut schien zu bersten und hüllte ihn wie mit einem roten, glühenden Dunst ein.
    Er stürzte würgend zu Boden, krallte die Finger in seine Kehle und strampelte mit den Beinen. Der Dolch fiel nicht mit ihm. Auch um ihn wand sich roter Dunst, und während ein Blutfühler kurz aufrecht ragte, verdichtete der Dunst um das Messer sich zu einem kürzeren, abzweigenden Fühler, der drohend die Klinge schwenkte und sich damit dem Bett zuwandte. Das rote Leuchten um Piram wurde schwächer, als es sich seine Kehle hinabzog. Des Zauberers Bauch schwoll an, seine Brust hob und senkte sich schwer, und schließlich blieb er erdrosselt liegen.
    »Narr!« schrie Du-jum. Er versuchte aufzustehen, doch die Anstrengung war zu groß, und er fiel wieder auf den Rücken. »Dieses Ding ist hinter dem Zepter her! Haltet es auf!«
    Aspre

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