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Der Prinz der Hölle

Titel: Der Prinz der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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einer solchen Möglichkeit nachzugehen. Dämonen, Hexer, Zauberei – ihnen allen war sie begegnet, ja hatte sogar gegen sie gekämpft. Aber sich mit dem Leibhaftigen selbst anzulegen, auf einen von den Anderen Welten zu stoßen …
    »Sonja, lasst uns weitergehen!« drängte ein Soldat verstört.
    »Ja …« Sie bückte sich, um. die Öllampe aufzuheben, dabei bemerkte sie etwas, das wie eine ungewöhnliche Reliefverzierung auf der Steinplatte aussah. Als sie sich tiefer beugte und genauer hinschaute, stellte sie fest, dass es gar kein Zierwerk war, sondern ein so stark schmutzverkrusteter Dolch, dass er tatsächlich wie ein Teil des Steins aussah.
    Sie stellte die Lampe daneben, fasste den Griff und zog daran. Die Klinge löste sich aus der Hülle: eine steinerne Scheide, die Teil der runden Platte war.
    »Sonja!« Die Stimme klang jetzt verärgert, zum Teil aus Furcht, zum anderen aus Ungeduld.
    Eine andere fragte: »Was ist denn das?«
    Elath antwortete: »Ein Dolch. Es ist ein Dolch!«
    Und ein sehr ungewöhnlicher noch dazu, wurde Sonja nun bewusst – makellos und glänzend, wie frisch von der Schmiede, und von perfekter Form. Sie kratzte die Schmutzkruste vom Griff ab, der nun ebenfalls wie neu aussah und offenbar aus Jade geschnitzt war. Er lag in ihrer Hand, als wäre er für sie geschaffen. Die Klinge war aus – ja, woraus war sie? Aus Kupfer oder Bronze, Silber oder Stahl? In dem trügerischen Lampenlicht war es schwer zu sagen – vielleicht wäre es jedoch selbst im hellsten Licht nicht anders, denn er schien aus sich heraus stumpf zu leuchten. Auf der Klinge glühten Zeichen. Sonja vermochte sie weder zu lesen, noch hatte sie, so weitgereist sie auch war, je ähnliche gesehen. Auch der Griff war erstaunlich. Er war kunstvoll geschnitzt und auf Hochglanz poliert. Im Lampenschein betrachtete sie ihn genauer: winzige Geschöpfe waren eingeschnitzt: am oberen Ende etwas, das wie ein geflügelter Krake aussah, und, davon ausgehend und sich nach unten ziehend, ausschwärmende Schlangen, in seltsam geometrischer Anordnung. Die Gesichter wirkten so dämonisch und lebendig im schwach flackernden Lampenlicht, dass sich Ekel in Sonja rührte. Sie hatte im Lauf der Jahre so manche seltsamen Tore geöffnet und eigenartiges Land betreten, ohne sich sonderlich Gedanken zu machen, was dahinter liegen mochte, doch nie zuvor hatte sie eine solche Nähe zur Außenwelt empfunden, zu …
    »Sonja!« rief Elath. »Verliert Euch nicht!«
    Sie schreckte aus ihrer Betrachtung hoch, nickte und stand auf, sowohl von einer unheimlichen Ahnung, wie von der Warnung des Zauberers bewegt. Sie steckte den Dolch mit dem Jadegriff in ihren Gürtel, hob die Lampe auf und kehrte zur Öffnung zurück. Sie kletterte hindurch und war so geistesabwesend, dass sie nicht auf die Hände der Männer achtete, die ihr herabhalfen.
    Auf dem Gang nahm Elath ihr die Lampe ab und schritt wieder voraus. Nur ein Soldat interessierte sich für Sonjas Fund.
    »Das war ein Dolch?«
    »Ja.«
    »Darf ich ihn sehen?«
    »In diesem Licht?« Sie schüttelte den Kopf. Irgendwie widerstrebte es ihr, sich auch nur kurz von der Waffe zu trennen. »Es ist bloß ein alter Dolch. Er mag noch recht nützlich sein.«
    »Mhm.«
    Sie folgten dem verwinkelten Korridor noch eine Weile. Die entfernten Stimmen wurden deutlicher, der Luftzug stärker, und Licht schien in den Gang. Alle bewegten sich mit äußerster Vorsicht. Nach ein paar weiteren Biegungen hielt Elath die Lampe hoch und winkte mit dem Arm nach hinten.
    »Was ist los?« wisperte Sonja.
    »Seht selbst, Kerker!«
    Sie standen an der Schwelle zu den Verliesen. Unmittelbar vor ihnen befand sich hinter einer schweren Eisentür mit vergittertem Fenster ein langer Korridor. Dort reihten sich zu beiden Seiten Zellen – und die Stimmen kamen von Du-jums Soldaten, die vor den Gitterstäben standen und die Gefangenen dahinter verhöhnten.
    »Wer immer auch dahinter eingesperrt ist, sie werden zweifellos unsere Partei ergreifen.«
    »Wir wollen sie befreien?« fragte ein Soldat.
    »Sobald diese kushitischen Esel sich entschließen, nach oben zum Frühstück zu gehen.«
    Sonjas Trupp wartete zunächst hinter der Biegung ab und lauschte.
    »Wie hast du gesagt, heißt du?« fragte ein Wärter den Gefangenen in der vordersten Zelle. Seinem gedehnten Tonfall und Akzent nach war er Darfarier. »Ich hatte mal einen Hund, den ich Kiros nannte. Sagtest du nicht, dein Name sei Kiros?«
    »Du bist der Hund, das weißt du genau.

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