Der Prinz der Hölle
»Tos – wasch sie mit Wein und Wasser aus. Holt Tücher, um das Blut zu stillen.«
»Es wird verheilen«, keuchte Du-jum. »Schon bis zum Abend. Ich brauche nur Ruhe. Was war das für ein Dolch, der mich traf? Ein gewöhnlicher kann es nicht gewesen sein.«
Man zeigte ihn ihm, und er stöhnte!
»Alt, uralt«, murmelte er und schloss die Lider. »Älter als die Menschheit. Doch seine Magie wird mir noch von Nutzen sein – denn gewiss wurde er tief in einem der Gänge unter dieser Stadt gefunden, wo er einen Eingang zur Hölle versiegelte.«
Die Schlacht im Palast war zum Kampf im Turm geworden.
Omeron war vor Erschöpfung zusammengebrochen. Die Zaubermartern hatten ihn schon von Anfang an seiner Kraft beraubt, und die heftige Schlacht hatte ihn die restliche gekostet. Deshalb hatte Sonja die Führung übernommen und auch, weil sie zu den wenigen gehörte, die kaum verwundet waren. Sie hatte einige Männer schnell den Turm zu den anderen Stockwerken hochgeschickt, um mögliche weitere Zugänge zu verschließen.
Danach hatte sie sich mit Kiros, Endi und ein paar weiteren zusammengesetzt, um von ihnen zu erfahren, wo genau sie sich hier befanden, und aus den gegebenen Einzelheiten zu schließen, wie Du-jum seine Kräfte gegen sie einsetzen könnte.
Schließlich stieg sie zu dem Turmgemach im zweiten Stock hoch, wo sie Ilura auf ein Bett gelegt hatten. Sie war sehr erfreut, als sie feststellte, dass sie sich rasch erholte. Die Schlangenpriesterin fühlte sich bereits kräftig genug, sich aufzusetzen, war bei Bewusstsein und wachen Sinnes, und ihre menschliche Gestalt verschwamm nicht mehr.
Sonja kam zu einem Entschluss und rief den Rest der Thesrader im Erdgeschoß zusammen.
»Wir vernichten sie in kleinen Gruppen«, sagte sie. »Wir locken jeweils zwischen zwei und sechs von ihnen in den Turm und überwältigen sie. Oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«
Niemand hatte einen, und Sonja konnte ihre Enttäuschung darüber nicht ganz verbergen. Obgleich niemand es erwähnte, war jedem einzelnen bewusst, dass sie nun nicht mehr für Freiheit oder Sieg kämpften, sondern lediglich darum, so viele ihrer Feinde wie möglich zu vernichten, ehe sie selbst den Tod fanden.
Die nach oben geschickten Soldaten kehrten zurück und meldeten, dass sie alle Türen von innen verschlossen hatten. Auf jeden Fall aber ließ Sonja eine jede von zwei Mann bewachen. Dann arbeiteten sie, Ilura und die anderen ihre Strategie aus.
Du-jum beaufsichtigte die Belagerung des Turms vom Thronsaal aus. Er war zu schwach, sich zu bewegen oder sich anderswo hin bringen zu lassen, und die Magie des uralten Dolches hatte ihn zuviel seiner Kraft gekostet, als dass er seine Wunde hätte heilen können, ehe er dazu kam sich auszuruhen. So konnte er seine Truppen nur anweisen, was zu tun sei, und sie bei der Ausführung überwachen.
Im Thronsaal hatten sie vor der Turmtür eine Phalanx gebildet, und vor jede Tür in den anderen Stockwerken waren Männer geschickt worden, um sich dort Zugang in den Turm zu verschaffen. Das gelang ihnen jedoch nicht ohne geeignete Ausrüstung, und das meldeten sie Du-jum.
»Wir haben sie in der Falle«, knurrte der Zauberer, »doch dadurch sind sie vielleicht noch gefährlicher, also gebt gut acht. Meine Magie ist im Augenblick noch schwach, genau wie die meiner Tochter, doch mag sie sich bald erholen. Darum seid vorsichtig – und brecht diese Tür auf!«
Seine Männer taten es. Mit Rammböcken zerschmetterten sie die eisenverstärkte Holztür. In mehreren Viererreihen drangen sie ein.
Doch erwartete sie lediglich Dunkelheit – nicht der geringste Lichtschimmer, keinerlei Bewegung …
Plötzlich schrien die vordersten entsetzt auf und prallten rückwärts gegen ihre Kameraden. Vergebens schlugen sie auf eine Riesenschlange ein, die aus der Finsternis auf sie zukam.
In ihrer Verwirrung boten sie den vielen Schwertern, die Iluras Angriff folgten, wenig Widerstand. Sieben von Du-jums Soldaten fanden den Tod, zwölf wurden schwerverwundet, der Rest konnte sich in den Thronsaal zurückziehen.
Sonja, Ilura, Kiros und die anderen eilten in die Dunkelheit zurück, zogen einige Lederstränge straffer und vergewisserten sich, dass die schweren Holztische auch gut befestigt waren.
»Macht sie nieder!« schrie Du-jum wütend von seinem Podest. Er wandte sich an die jungen Zauberer. »Einer von euch Akoluthen soll sie begleiten!«
Aspre nickte einem seiner Brüder zu. »Tos – du gehst mit.«
Der junge
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