Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz von Astrilandis

Der Prinz von Astrilandis

Titel: Der Prinz von Astrilandis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
Vom Netzwerk:
Aussichtsplattform des Palastes. Sein Vater blieb jedoch am Ende der Treppe nicht stehen, sondern ging vor bis zu der hohen Steinbrüstung, von der aus man weit auf das Meer hinausblicken konnte. Eine leichte Brise kam von der See und wehte kühlend über die beiden hinweg. Pantheer wandte sich langsam zu seinem Sohn um. Beide waren schweißüberströmt. Seine Augen funkelten und seine Stimme überschlug sich fast, als er sprach: „Hero, sieh mich an! Nimm die Schultern zurück, geh aufrecht und benimm Dich nicht wie ein Sklave!“ Mit einer weit ausholenden Geste zeigte Pantheer auf die links unter ihnen liegenden Werkstätten, wo auch das Haus des Schmieds stand. „Glaubst du wirklich, du kannst unbemerkt hier im Palast auch nur einen Schritt tun, ohne dass ich davon erfahre?“ fragte er seinen Sohn noch immer wütend. Hero senkte die Augen. Er wusste, dass sein Vater allmächtig war und sein Arm nicht nur in jeden Winkel des Palastes, sondern auch in jeden Winkel seines Königtums reichte. Er schwieg trotzig.
    „Du sollst diesen Wolf bekommen, den du dir ausgesucht hast“, sagte Pantheer nach einer kurzen Pause in beiläufigen Ton, „aber erst muss er groß genug sein und Krotos wird ihn als KampfWolf abrichten.“
    Hero sah seinen Vater ungläubig an: „Du bist also einverstanden?“, fragte er. Ein verzerrtes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Danke, Vater“, stammelte er. Die Erziehung durch Krotos bereitete Hero keine Sorgen. Da würde er sich selbst darum kümmern. Pantheer wandte sich ab und blickte starr auf das Meer hinaus. Dieser Junge war trotz seiner strengen Erziehung noch nicht in der Welt der Erwachsenen angekommen, es wurde ihm Angst und Bange, wenn er daran dachte, dass er Hero schon bald als seinen Nachfolger präsentieren musste. Der Diebstahl des Kristallschädels aus dem Heiligtum, die Grenzunruhen und die Drohungen seines Halbbruders Karikootos, der den Thron für sich beanspruchte, wären Grund genug, sofort einen Krieg zu führen. Pantheer versuchte jedoch mit allen Mitteln, diese Auseinandersetzungen zu vermeiden. Doch alle Verhandlungsversuche mit Karikootos waren bisher fehlgeschlagen. Das Heer von Astrilandis war nicht so stark, denn zu lange hatten die Friedenszeiten gedauert. Die Männer waren auf ihren Bauernhöfen und in ihren Werkstätten beschäftigt. Ein Krieg bedeutete für das Land Verwüstung und Tod und Pantheer hoffte, seinen Sohn vor diesen Erfahrungen noch einige Zeit schützen zu können, doch das Orakel der Priester hatte schlimme Zeiten geweissagt.
    Er blickte in das zart geschnittene Gesicht seines Sohnes, dessen Ausdruck ihn immer wieder an Heros Mutter Laonira denken ließ, die seinem Blick nie hatte standhalten können. Hero war wie sie, und doch war er auch sein Sohn mit einem starken Willen, der sich ihm oft genug widersetzte und seinen Rat ignorierte. Noch hatte er nicht die Haltung eines entschlossenen Mannes, der andere beeindrucken konnte, aber durch seine schlanke Gestalt, den wiegenden Gang und seine fast unnahbare Schönheit wirkte er wie eine Götterstatue aus dem Tempel. Seine langen schwarzen Locken, die ihm jeden Morgen von seiner Amme gebürstet wurden und die er genau wie Pantheer zu einem Zopf zusammen genommen trug, hatte sich Hero kürzen lassen, obwohl sein Vater es ihm verboten hatte. Denn nur die Herrscher von Astrilandis durften ihre Haare auf diese Weise tragen, die Diener und das gemeine Volk hatten entweder nackt rasierte Köpfe oder kurz geschorene Haare. Auch Heros Kleidung war der eines Herrschers unwürdig und viel zu nachlässig, er trug nur selten das lange weiße Gewand, das die Brust und die Beine bedeckte. Den purpurfarbenen reich bestickten Umhang, der mit einer goldenen Kordel um die Schultern gehalten wurde, ließ Hero grundsätzlich in seinen Räumen zurück. Mit seinem kurzen Lederkleid, das nur in der Taille mit einem breiten gestickten Band gehalten wurde, sah er aus wie einer der Sklaven. Wie konnte er seinem Sohn nur beibringen, wie sich der künftige Herrscher von Astrilandis zu benehmen hatte? Er fürchtete, dass sich die Fürsten und Landeskönige über diesen Jungen nur lustig machen würden. War er selbst nicht ein gutes Vorbild? Wenn Pantheer einen der Sklaven schlug oder ihn in den Kerker werfen ließ, war Hero entsetzt und bat ihn, nicht so streng zu sein.
    In Pantheers Augen waren die Gefühlsausbrüche Heros das Ergebnis der Ammenerziehung, die seinem Sohn mehr schadete als nutzte. Und,

Weitere Kostenlose Bücher