Der Prinz von Astrilandis
verweigert hatte, den Palast zu bewachen, indem er jetzt einfach davongelaufen war, bedrückte ihn sehr. Er nahm Cid auf den Arm und streichelte sein weiches Fell. Seit er das Schwert von der Wand genommen hatte, war alles schief gegangen. Mita war verschwunden, Krotos war plötzlich sein Feind und seinen Vater hatte er enttäuscht.
Hero setzte seine Hoffnung auf das Orakel, das ihm jetzt weiterhelfen konnte. Er musste jetzt sofort eine Entscheidung treffen, denn nach Sonnenaufgang würden im Palast wieder alle nach ihm suchen und auch die nähere Umgebung durchforsten. Es war ihm wie ein Wunder erschienen, dass niemand die Grotten durchsucht hatte. Wahrscheinlich hatte es sich bereits bis in das Heerlager herumgesprochen, dass der junge Herrscher verschwunden war. Krotos würde eine Suchmannschaft ausrüsten würde, um nach ihm zu suchen. Er durfte nicht länger zögern.
Die Abneigung gegen seinen Lehrer war gerade durch die Worte seines Vaters, der ihn jetzt während seiner Abwesenheit zu seinem Aufpasser erwählt hatte, noch stärker geworden. Warum hatte Pantheer ihm nicht vertraut und ihm allein das Kommando über die Festung gegeben? Krotos würde die Macht an sich reißen, so bald Pantheer in die Schlacht ging. In schweren Zeiten und wenn große Entscheidungen gefällt werden mussten, war das Orakel die einzige Hilfe. Sein Vater vertraute darauf und auch er würde dort Unterstützung bekommen. Wie gerne hätte er jetzt einen seiner Freunde bei sich gehabt. Ipmeos hätte ihn mit seinen Späßen wieder aufgemuntert und Kanto, der dicke Kanto fehlte ihm am meisten. Wenigstens hatte er Cid bei sich. Er beschloss am Strand entlang in Richtung Norden zu gehen. Hinter dem Berg von Tondoros, dem Vulkanberg, den er von der Küste aus nicht sehen konnte, lag das Tal, in dem das Orakel verborgen war.
Der schmale Strand war ein Gemisch aus Kieselsteinen und grobem Muschelkalk und Hero fürchtete, dass gerade in dieser Bucht die gefährlichen Kreponiten lebten, vor denen er sich in Acht nehmen musste. Kein Astrilandier durfte ihnen zu Nahe kommen, denn ihre giftigen Tentakel brannten sich sofort auf der Haut ein und bei größeren Wunden gab es keine Hilfe mehr. Sie tarnten sich unter Sand und Geröll und legten ihre Fühler so aus, dass sie völlig verdeckt waren. Man musste genau hinsehen, um die Augen dieser Kreaturen, die wie bunte Kieselsteine aussahen, zwischen den Steinen aufzuspüren. Hero hatte schreckliche Geschichten über diese Tiere gehört, er sah sich deshalb vorsichtig um und band Cid an seinem Gürtel fest. Wenn die Kreponiten auch nicht sichtbar waren, sie konnten plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen und sich an seine Beine heften. Es gäbe dann kein Entrinnen, denn das Gift wirkte so schnell, dass es ihn auf der Stelle lähmen würde. Es gab nur ein Gegenmittel, und diese übel riechende Tinktur wurde von den weisen Frauen verwahrt. Erst als er sich vergewissert hatte, dass in seiner unmittelbaren Umgebung keine Tentakel zu sehen waren, löste er sich von der Felswand und ging mit Cid zusammen vorsichtig an der Steilküste entlang in nördlicher Richtung.
Der glatte Fels war hier so steil und hoch, dass er unbezwingbar war, aber Hero kannte einen schmalen Pfad, der oben auf der Klippe in einem Pinienwald endete. Dieser steile Strand war den Grottenbewohnern vorbehalten, deshalb kannte er den Zugang nicht. Den Blick auf den Boden geheftet, bewegte er sich mit Cid am Rand der Felsen entlang. Behutsam setzte er seine Füße auf den Boden, um keine Geräusche zu machen, aber der Muschelkalk knirschte laut unter seinen Ledersandalen und auch Cid zog ihn an seinem Seil ungeduldig vorwärts. Plötzlich jaulte er auf und sprang mit aufgestellten Ohren zurück. Hero konnte gerade noch verhindern, dass er sich seine Pfote ableckte, indem er sie schnell fest hielt und sie mit seinem Haarband umwickelte. Der Kreponit bewegte sich nun unter den Steinen und Hero sah, dass sie inmitten der Tentakel standen. Er zog, ohne lange nachzudenken, das Krummmesser, das er in der Grotte eingesteckt hatte aus seinem Gürtel und schnitt hastig zwei der Tentakel ab, bevor sie sich um seine Beine schlingen konnten. So war der Weg zum Meer frei und mit großen Sprüngen konnten beide sich dorthin retten. Der Kreponit hatte seine Tentakel aus dem Sand gezogen und wie Peitschen wild durch die Luft geknallt. Hero sah mit Entsetzen, wie lang diese Greifarme waren und schwamm mit Cid, so schnell er konnte, ein Stück ins Meer
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