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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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    Grafschaft Roscommon,
    Irland 1751
    Ein gleißender Sonnenstrahl, der sich auf dem Wasser spiegelte, blendete ihn für einen Moment, dann erschien plötzlich eine strahlende Gestalt vor ihm. Ist sie Wirklichkeit oder ist sie eine Waldfee, fragte er sich. Schließlich bin ich in Irland.
    Das junge Mädchen war schlank und zart und hatte eine beinah ätherische Ausstrahlung. Während er sie anstarrte, berührte ein Sonnenstrahl sie und bildete einen prächtigen Halo um ihren Kopf. Ihr glänzendes Haar, das in Locken bis zu ihrer Taille fiel, bekam die Farbe von reinem, gesponnenem Gold. Sie stand zwischen den hohen Gräsern am Flussufer, Libellen und winzige Fliegen mit durchsichtigen Flügeln umschwirrten sie, sie erhoben sich wie Staubkörnchen von den zahllosen Wiesenblumen. Er hatte das deutliche Gefühl, dass wenn er sich bewegte oder etwas sagte, der magische Bann gebrochen und sie sich in Luft auflösen würde.
    John Campbell konnte nicht anders, als eine Stelle aus Shakespeares Mittsommernachts-Traum zu zitieren: »Unglück, bei Mondschein dich zu treffen, stolze Titania.«
    Die Feenkönigin wandte den Kopf und sah ihn an. »Was, eifersüchtiger Oberon?« Sie streckte eine Hand aus, als wolle sie die Libellen verscheuchen. »Ihr Feen, eilt voran.« Sie hob stolz das Kinn und wandte ärgerlich den Kopf von ihm ab. »Hab' mich von seinem Bett, von allen Gemeinsamkeiten losgesagt.«
    Der hoch gewachsene, dunkelhaarige junge Mann machte einen Schritt auf sie zu und gab Oberons nächste Zeile zum Besten: »Wart', überschnelles Weib! Bin ich denn nicht dein Herr?«
    Titania lächelte und sank in einen Knicks. »Dann muss ich deine Herrin sein.«
    Er überwand den Abstand zwischen ihnen beiden, nahm lachend ihre Hände und zog sie hoch. »Was in aller Welt macht eine schöne, englische Dame ohne Begleitung ganz allein auf einer Wiese mitten in der irischen Wildnis?«
    Er sah faszinierend dunkel und gefährlich aus, doch ihr Blick richtete sich auf den Fischkorb und die Angel, die er sich lässig über die Schulter gehängt hatte. »Ich lebe hier. Ich bin an diesen Fluss gekommen, um Lachs zu fangen, genau wie Ihr. Kommt, ich zeige Euch eine gute Stelle.«
    Er folgte ihr wie gebannt zu einer Stelle, wo sich die Weiden tief über das Flussufer neigten, um ihre trauernden Zweige ins Wasser zu tauchen, setzte sich neben sie und warf die Angel aus. Das bezaubernde Geschöpf war ein Geheimnis, das er sich nicht erklären konnte. Obwohl sie barfuss war und ein fadenscheiniges Kittelkleid trug, das schamlos ihre Knöchel sehen ließ, sprach sie ein sehr kultiviertes Englisch und war offensichtlich belesen. »Ihr sprecht keine Spur von irischem Dialekt.«
    Mit einem Selbstvertrauen, das nicht wirklich von Herzen kam, kreuzte sie die Beine, legte den Kopf schief und begann mit irischem Tonfall zu singen:
     
    »In Dublin, dieser schönen Stadt,
    wo's eitel hübsche Mädels hat,
    Da sah ich sie zum ersten Mal,
    die süße Molly Malone;
    Durch alle Straßen, breit un' schmal,
    schob sie ihr'n Karren dazumal,
    Un' rief nur: Muscheln, Muscheln,
    janz frisch inner Schal'!«
     
    Ihr Irisch klang satt und überzeugend; ihr Gesang warm und melodisch. Dann wechselte sie von einem Wort zum nächsten von Irisch zu rollendem Schottisch. »Hör ich da net a Bissl Rrrollen in deinerr eig'nen Sprach', Burrsch'? Ich schätz' du warst a Weil in Schottland, stimmt's?«
    Das war eindeutig untertrieben. Er hatte allerdings einige Zeit in Schottland verbracht. Als die Jakobitische Rebellion ausbrach, in der der König gestürzt werden sollte, bekam sein Vater das Kommando über alle Truppen und Garnisonen im Westen Schottlands. Er hatte Seite an Seite mit seinem Vater und dem Herzog von Cumberland, dem Sohn des Königs, zuerst in Inveraray, dann in Perth gekämpft. Schließlich kämpfte er auch in der schrecklichen Schlacht von Culloden, wo der Aufstand ein für alle Mal niedergeschlagen worden war.
    John verbannte die Gedanken an den Krieg und lächelte sie an. »Meine Mutter ist Schottin.«
    Sie erzählte ihm als Nächstes eine Anekdote über zwei Schotten, in der es darum ging, was die beiden unter ihren Kilts trugen. Das Thema war ziemlich schlüpfrig, und John wurde fast von dem dringenden Bedürfnis überwältigt, das köstliche Weibsstück in seine Arme zu ziehen und am Stück zu verspeisen.
    Sie lächelte ihm zu; ihre goldenen Wimpern senkten sich auf ihre Wangen, dann hoben sie sich wieder, und ihr violetter Blick traf ihn mit

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