Der Prinz von Astrilandis
ihm Furcht ein. Er brachte kein Wort heraus, als sie ihn bei der Hand nahm und ihn zu der Urne am Feuer führte. Ihre Hand war kalt wie Eis und knorrig wie ein morscher Ast. „Knie nieder“, sagte sie in einem herrischen Ton, der keinen Widerspruch duldete. Dann nahm sie einen Stab und steckte ihn in die Urne. Damit vollführte sie vor Heros Gesicht in der Luft geheimnisvolle Zeichen, bis der Stab aufhörte zu rauchen. Hero blieb wie versteinert vor der schwarzen Frau knien. Sie berührte mit dem Stab vorsichtig seine Stirn und zeichnete darauf ein Ornament, dabei sprach sie Worte einer ihm fremden Sprache. Hero fühlte nur ein leises Kribbeln auf seiner Stirn. Velia war ihm sehr nahe gekommen, er spürte ihren kalten Atem auf seinem Gesicht. Als sie den Stab vor sich ablegte, sagte sie zu ihm: „Von nun an trägst Du das Zeichen der Herrscher von Astrilandis auf Deiner Stirn, das Dir die Götter der Unterwelt wieder nehmen können, wenn Du es wagst, ihren Anweisungen zu nicht zu folgen.“
Mit der flachen Hand befühlte Hero vorsichtig seine Stirn und bemerkte, dass sich ein Mal eingeprägt hatte, das die Zauberin mit dem Stab aufgezeichnet hatte. Tsara fuhr fort: „Diese Götter sind Dir wohlgesinnt und durch sie wirst Du eine Waffe erhalten, die Du zu Deinem Wohl oder Deinem Wehe verwenden kannst.“
Während sie diese Worte sprach, machte sie mit dem Arm eine ausladende Bewegung, so dass Cid einen Schritt zurückwich und sich niederkauerte. Aus einem Korb, der von der Decke herabhing, entnahm sie einen Packen Pfeile, die russ-schwarz waren und nur an der Spitze silbern glänzten. Mit einer Verbeugung gab sie Hero das Bündel und sah ihn dabei mit kalt glühendem Blick an. Hero nahm die Pfeile und bedankte sich, indem er sich erhob und auch eine leichte Verbeugung zustande brachte. Die Zauberin sagte dann: „Hier ist der Köcher dazu und jedes Mal, wenn Du einen dieser tödlichen Pfeile entnimmst, denke daran, dass Dich jeder davon der Unterwelt einen Schritt näher bringt. Und wenn alle aufgebraucht sind, bist auch Du verloren. Überlege also gut, wann und gegen wen Du sie einsetzen willst.“
Mit einem höhnischen Gelächter wandte sie sich ab und verschwand im Dunkel der Höhle. Dieses Lachen sollte Hero lange in Erinnerung behalten. Bevor er die Pfeile ablegen konnte, wandte sich bereits die graue Zauberin an ihn: „Hero, die Erdgötter haben eine Waffe für Dich schmieden lassen und mit diesem Schwert wirst Du fortan nur Siege erringen.“
Sie nahm mit einer schnellen Handbewegung aus ihren langen Röcken ein blitzendes Etwas hervor, das sie senkrecht in die Luft schwang und los lies. Dieses Schwert landete, nachdem es einen hohen Bogen beschrieben hatte, genau vor Heros Füßen. Der goldene, mit Edelsteinen besetzte Griff, schwang noch hin und her. Hero hatte noch nie eine so kostbare Waffe gesehen, er wagte nicht, sie zu berühren und sah die Zauberin fragend an, die fortfuhr:
„Mit dem Schwert des Orakels von Tondoros erhältst Du die Macht über Astrilandis. Gib es deshalb nie aus der Hand, denn nur damit wirst Du siegreich sein und Deine Feinde töten. Hier beim Orakel wird stets Dein letzter Zufluchtsort sein und das Schwert wird den Weg auch ohne Dich hier her finden. Jeder, der im Besitz des Schwertes ist, kann Astrilandis unter seine Herrschaft bringen.“ Aus diesem Grund darfst Du dieses Schwert niemals einem Menschen übergeben, der schlechte Gedanken in sich trägt. Du musst also lernen zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, denn Feinde finden sich oft in den eigenen Reihen, auch wenn sie auf den ersten Blick als Freunde erscheinen. Velia zeigte auf die Waffe und sagte: „Nimm es und gib es nie wieder her!“ Ihr Lachen gefiel Hero besser, als das der schwarzen Zauberin. Es war glockenhell und klang wie die Musik einer Laute. Er bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung und zog die Waffe aus dem Höhlenboden. Der kühle Knauf in Form eines Löwenkopfes lag so gut in seiner Hand, wie noch nie ein Gegenstand zuvor. Es war leicht und geschmeidig. Hero vollführte ein paar Hiebe damit und es kam ihm vor, als ob das Schwert selbst die Richtung vorgab.
Jetzt sah Hero einen Kreis aus Asche, den die weiße Frau in der Mitte der Höhle gestreut hatte. Myrta rief ihn zu sich und sagte: „Lege Dich in diesen Kreis, damit ich Dir die Kräfte der Himmelsgötter verleihen kann.“
Hero befolgte ihre Anweisungen, denn er fühlte, dass ihm hier nur Gutes widerfahren würde. Die Zauberin
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