Fetish-Trouble 1: Im Bann des Knochenmanns (Kitty Moan) (German Edition)
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E s war eine lausig kalte Nacht im Big Apple. Zu kalt für Ende Februar, fand Jim Sedleg, seine Zähne klapperten. Die Wetterfee hatte Tauwetter versprochen, aber noch immer trieb schneidender Wind Myriaden von Eiskristallen durch die grauen Straßenschluchten Manhattans. An den Straßenrändern türmten sich ganze Berge von dem weißen Zeug. Über die Gipfel schwappte der blaudunstige Mief aus den Auspufftöpfen der eingefrorenen Blechlawine. Verkehrsinfarkt in Midtown. Stoßstange an Stoßstange quälte sich der übliche Verkehrsstrom durch die schneebedeckten Arterien, die die Bezeichnung Straßen kaum noch verdienten.
Sedleg löste die klammen Finger vom kalten Lenkrad und fuhr sich damit durch das lange müde Gesicht. Noch zwei Stunden, dann war die Schicht zu Ende, wenn er bis dahin nicht erfroren war. Jim hauchte in die hohlen Hände und linste durch das beschlagene Seitenfenster. Eispartikel tanzten im trüben Licht der Straßenbeleuchtung. Nur wenige Fußgänger waren unterwegs bei diesem Sauwetter. Mäntel mit hochgeschlagen Krägen hasteten und schlitterten über die notdürftig geräumten Bürgersteige. Für solch einen warmen Mantel hätte Sedleg jetzt glatt einen Mord begehen können. Dabei stand er doch auf der anderen, auf der richtigen, auf der guten Seite des Gesetzes.
Jim Sedleg fuhr seit fast drei Jahrzehnten für das New York (City) Police Department Streife in Midtown. Nach der High School hatte Uncle Sam ihn als GI in irgendeinen Wüstenstaat verfrachtet. Verdammte Hitze, verfluchter Sand. Es hätte nicht viel gefehlt und seine eigenen Kumpels hätten ihm die Eier weggeschossen. Gerade noch mal Glück gehabt, alter Knabe. Aber kaum wieder zuhause stürzte er in ein schwarzes Loch. Dann landete er bei den Cops. Eine rosige Zukunft hatte man ihm damals versprochen und jetzt saß er in diesem Schrotthaufen von Streifenwagen mit der kaputten Heizung und fror sich den Arsch ab. Seit fast zwei Wochen wartete er schon darauf, dass der Chrysler endlich repariert wurde - vonwegen New York’s Finest.
Kein Geld hieß es lapidar von oben. Die Stadt war faktisch pleite. Stadtrat McCormicky hatte an Bürgermeister Stanton vorbei einen rigiden Sparkurs angeleiert. Unter den Auswirkungen litten nun alle. Alle? Der alte Cop zweifelte daran. Er hätte seinen tiefgekühlten Hintern darauf verwettet, dass McCormicky nicht aus lauter Solidarität in einem kalten Büro saß und an den Fensterscheiben Eisblumen zog.
Sedleg rieb die Zähne aneinander. Vor zehn Jahren hatte er sich das Zähneknirschen angewöhnt und war es nicht mehr losgeworden. Zu diesem Zeitpunkt war seine Frau abgehauen. Sie hatte die Nase voll von den zahllosen Überstunden und seinem ständi gen Gemurre über den beschissenen Job und die noch beschisseneren Kollegen. Sie packte ih re Koffer und weg war sie. Seinem Partner sagte er, sie sei gestorben. Irgendwie war sie das auch, zumindest für Jim. Wer stellt sich schon gern als Loser hin, dessen Alte jetzt von einem anderen Kerl geknallt wird?
In den folgenden Jahren gelang es ihm nie, für Martha Ersatz zu beschaffen. Ab und zu war mal ein Fick mit irgendeiner Nutte drin, aber nur wenn der Preis stimmte und sein Johnny in Laune war.
Und jetzt hatte man ihn auch noch als Nanny für den Neuen abgestellt. Frisch von der Akademie kam das Milchgesicht. Der Bursche würde es in zwei Jahren NYPD weiterbringen als er, Sedleg, in seinem ganzen Leben. Wenn das gerecht war. Der alte Cop drehte sich fester in seine Uniformjacke. Verflucht, konnte dieses Greenhorn sich nicht ein bisschen beeilen? Es konnte doch nicht so schwer sein, im Store zwei Kaffee zu organisieren. Kaffee war jetzt alles, wonach ihm der Sinn stand. Glühendheiß, schwarz und stark musste er sein.
Sedleg riss den Mund auf und gähnte. Zumindest war es eine ruhige Schicht. Die wirklichen Verbrechen fanden in dieser Stadt an anderen Orten statt. Hier Ecke Moan Plaza kämpfte er in der Hauptsache mit Parksündern, und mit denen machte er meist schnellen Prozess. Überhaupt hatte Sedleg sich längst daran gewöhnt, eine ruhige Kugel zu schieben. Irgendwie würde er die paar Jahre bis zur Pensionierung noch rumkriegen. Wenn nur diese Scheißkälte nicht gewesen wäre. Officer Jim Sedleg ahnte nichts davon, dass in dieser Nacht die Kälte sein geringstes Problem sein würde.
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P auli Hill war ebenso ahnungslos. Er quetschte sich gerade durch die gefrostete Glastür von Burts Coffeeshop. Das Klingeln der Türglocke ging fast
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