Der Prinz von Atrithau
warnen, die seine Ängste ohnehin für Hirngespinste halten. Für sie kann Skeaös nur ein Produkt der heidnischen Cishaurim sein, deren Hexenwerk auch kein Mal trägt. Ohne seine Umgebung wahrzunehmen, wandert Achamian ins Lager von Xinemus zurück und steht so unter Schock, dass er Esmenet, die sich ihm endlich wieder anschließen will, schlicht übersieht und überhört.
Das Mysteriöse an Maithanet; das Auftauchen von Anasûrimbor Kellhus; die Entdeckung des ersten Kundschafters der Rathgeber seit Generationen – wie kann Achamian da noch länger zweifeln, dass die Zweite Apokalypse unmittelbar bevorsteht?
Überwältigt von Einsamkeit, Furcht und Reue, beginnt er in seinem bescheidenen Zelt zu weinen.
Esmenet ist eine Prostituierte, die ihr Leben und ihre Tochter betrauert. Als Achamian nach Sumna kommt, um mehr über Maithanet zu erfahren, nimmt sie ihn bereitwillig auf, empfängt aber weiter Freier, obwohl sie genau weiß, welchen Schmerz sie ihm damit zufügt. Aber sie hat keine andere Wahl, denn ihr ist klar, dass Achamian irgendwann anderswohin beordert wird. Und doch verliebt sie sich mehr und mehr in den glücklosen Hexenmeister, weil er ihr mit Respekt begegnet und seine Arbeit sie fasziniert. Obwohl sie dazu verurteilt ist, halbnackt im Fenster zu sitzen, hat sie sich stets für die weite Welt begeistert. Die Intrigen der großen Gruppen, die Machenschaften der Rathgeber – das sind die Dinge, die sie beflügeln.
Dann schlägt das Unheil zu: Achamians Informant Inrau wird ermordet, und der untröstliche Hexenmeister muss nach Momemn reisen. Esmenet fleht ihn an, sie mitzunehmen, doch er weigert sich, und sie findet sich in ihrem alten, faden Leben wieder. Bald darauf taucht ein bedrohlicher Freier bei ihr auf und zwingt sie, ihm all seine Fragen zu Achamian zu beantworten. Am Morgen verschwindet er so plötzlich, wie er gekommen ist, und Esmenet entdeckt, dass sein Samen schwarz war.
Entsetzt flieht sie aus Sumna und ist entschlossen, Achamian zu finden und ihm zu erzählen, was geschehen ist. Tief drinnen weiß sie, dass der Fremde mit den Rathgebern zu tun hat. Auf dem Weg nach Momemn gelangt sie in ein Dorf, wo sie hofft, ihre Sandale geflickt zu bekommen. Als die Dörfler auf ihrer Hand die Tätowierung entdecken, die sie als Hure ausweist, wollen sie sie steinigen, wie der Stoßzahn es für Prostituierte vorsieht. Nur das überraschende Erscheinen eines Tempelritters namens Sarcellus rettet sie, und mit Genugtuung sieht sie, wie nun ihre Peiniger gedemütigt werden. Sarcellus nimmt sie mit nach Momemn, und sein Reichtum und sein aristokratisches Auftreten betören sie immer mehr. Er scheint frei von jener Melancholie und Unschlüssigkeit zu sein, die Achamian so plagen.
Als sie den Heiligen Krieg erreichen, bleibt Esmenet bei Sarcellus, obwohl sie weiß, dass Achamian ganz in der Nähe ist. Der Tempelritter erinnert sie immer wieder daran, dass es Ordensmännern wie Achamian verboten ist, sich eine Frau zu nehmen. Wenn sie zu ihm gehe, sei es nur eine Frage der Zeit, bis er sie wieder im Stich lasse.
Wochen vergehen. Während Esmenets Begeisterung für Sarcellus immer mehr nachlässt, nimmt ihre Sehnsucht nach Achamian stetig zu. Schließlich macht sie sich am Abend vor dem Aufbruch des Heiligen Kriegs auf, den beleibten Hexenmeister zu suchen, und ist entschlossen, ihm alles zu erzählen, was geschehen ist. Nach einer qualvollen Suche findet sie endlich das Lager von Xinemus, gibt sich aus Scham aber nicht zu erkennen, sondern versteckt sich in der Dunkelheit, wartet auf Achamian und wundert sich über die seltsame Versammlung von Männern und Frauen am Feuer. Als der Morgen dämmert und es noch immer keine Spur von Achamian gibt, schlendert Esmenet durch das leere Lager. Da stapft er ihr endlich entgegen, und sie streckt die Arme nach ihm aus und weint vor Freude und Schmerz.
Er aber geht einfach an ihr vorbei, als wäre sie eine Fremde.
Untröstlich ergreift sie die Flucht und ist fest entschlossen, im Heiligen Krieg eigener Wege zu gehen.
Cnaiür von Skiötha ist ein Häuptling der Utemot, einem Stamm der Scylvendi, die im Gebiet der Drei Meere für ihr Geschick und ihre Wildheit in Dingen des Krieges gefürchtet sind. Auf Grund dessen, was sich dreißig Jahre zuvor beim Tod seines Vaters Skiötha zutrug, wird Cnaiür von seinem Volk verachtet, obwohl ihn – seiner animalischen Stärke und seiner Gerissenheit wegen – niemand herauszufordern wagt. Als Cnaiür erfährt, dass Ikurei
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