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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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am meisten zu schaffen machten. Ich bilde mir ein, dass er mir vielleicht helfen kann. Wir haben in etwa denselben Hintergrund. Er hat bedeutend mehr Geld verdient als ich. Alles spricht dafür, dass er sich im Unterschied zu mir besser in dem Leben zurechtfindet, das er inzwischen führt. Der Weg dorthin scheint ihn nicht weiter zu bekümmern. Es scheint ihm dort zu gefallen, wo er hingeraten ist.
    »Was für eine Art Buch ist das?«, fragt er. »Ist alles erfunden, oder handelt es sich um eine Art Memoiren?«
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich. »Deswegen rufe ich dich ja auch an.«
    »In meinen Ohren klingt das, als würdest du einen Totenputz veranstalten«, sagt er.
    Totenputz, »dödstädning«, ist ein Ausdruck, der auf dem Land verwendet wird. Man sorgt rechtzeitig dafür, alles zu beseitigen, was die Erinnerung an den stören könnte, der bald seine Zeit auf Erden beenden wird. Alle Tagebücher, Kalender, Briefe und Aufzeichnungen, die von kleinen privaten Peinlichkeiten bis hin zu wichtigeren Unregelmäßigkeiten, die sogar anderen geschadet haben könnten, Zeugnis ablegen. Alles bis hin zu den Lebenslügen, mit denen der Betreffende gelebt hat. Natürlich nutzt man auch die Gelegenheit, seine eigene Ansicht zu äußern, während noch die Möglichkeit dazu besteht, um schließlich im Vertrauen auf die Duldsamkeit, die nur den Toten von ihrer Umgebung zuteilwird, seinen letzten Atemzug zu tun.
    »Ich glaube nicht«, antworte ich. »Hauptsächlich ist es, weil meine Kinder die ganze Zeit eine Menge Fragen stellen, und da finde ich es besser, wenn man alles vorher zu Papier gebracht hat. Damit man ihnen nicht unterschiedliche Dinge erzählt. Um sie nicht unnötig zu verwirren sozusagen.«
    »Das klingt ganz nach dir«, meint er. »Weißt du was?«, sagt er dann.
    »Nein, ich höre.«
    »An deiner Stelle würde mir das am Arsch vorbeigehen«, sagt er. »Du wirst dich anschließend auch nicht besser fühlen, nicht im Geringsten, im Gegenteil, wenn du mich fragst. Außerdem hast du doch wohl nicht vor zu sterben?«
    »Nein. Jedenfalls habe ich nichts Derartiges geplant«, antworte ich.
    »Dann ist es höchste Zeit, dass du dich zusammenreißt«, stellt er fest.
    Dann legen wir auf. Beenden das Gespräch. Die Fragen sind noch offen, ich habe keine Antworten erhalten, jedenfalls nicht auf diese Fragen.

69.

Das Arbeitszimmer am Ende des sozialen Aufstiegs
    Seit einigen Jahren wohnte ich auf einem Gut in Sörmland, und von allen Schriftstellern Schwedens habe ich das schönste Arbeitszimmer dieser Erde. Egal, wie schlecht ich schreibe, dem Zimmer, in dem ich sitze, kann ich nicht die Schuld geben.
    Ich sitze ganz oben in einem Haus mit halbmeterdicken Mauern in einem Zimmer mit offenem Kamin, maßgefertigten Bücherregalen, Computer, Drucker, Stereoanlage, Couch, Lehnstuhl, einem Rokokoschreibtisch, einem alten Teppich aus China, Gemälden, Zeichnungen, meinen Jagdtrophäen plus allen anderen Gegenständen, die meinem Herz und Sinn wichtig sind.
    Auf der breiten Fensterbank steht eine Flaschenbatterie, hinter der ich mich in Krisenlagen verschanzen kann, sobald mich die Wirklichkeit bedrängt und für Chaos in meinem Kopf sorgt. Aber jetzt nicht, im Augenblick bin ich ruhig. Ich habe kein Bedürfnis nach einem großen Glas Wodka, nach einem ordentlichen Cognac, nicht einmal nach einem Glas Rotwein. Noch viel weniger nach der kleinen weißen Tablette, die mich allem enthebt und mich in Sicherheit bringt. Die mich in einen nicht betroffenen Betrachter verwandelt. Aber jetzt nicht, denn jetzt bin ich ruhig und begnüge mich mit der Aussicht aus meinem Fenster. Den zu dieser Jahreszeit grünen Wiesen und dem blauen Wasser des zweihundert Meter entfernten Sees Lockvattnet, das in der Sonne funkelt.
    Die Aussicht aus meinem Fenster schenkt mir Geborgenheit, sie erdet mich und erfüllt mich mit Arbeitsruhe. Sie hält mich in meiner Geschichte. An der Wand hängt zwischen den Gemälden eine gerahmte Steuererklärung aus dem Jahr 1928. Mein Großvater, der Tischler Anders Gustaf Löfgren, geboren 1875, hatte in diesem Jahr 710 Kronen verdient und 37 Kronen und 74 Öre Steuern bezahlt.
    Ein knappes Jahrhundert später, 83 Jahre, um genau zu sein, sitze ich in meinem Arbeitszimmer und schreibe dieses Buch. Im kommenden Jahr werde ich mehr Geld verdienen als mein Großvater in seinen zwanzig besten Jahren, mehr als er sich trotz seiner Geschäftstüchtigkeit und seines beträchtlichen Fleißes je vorstellen konnte. Ich kann

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