Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde
muss es sein, denke ich. Deswegen stürze ich immer noch wie in einem Traum ab. Weil ich das in meinem Leben gelernt habe.
Wenn es mir besser geht, träume ich selten. Bestenfalls schlafe ich traumlos oder zumindest, ohne mich beim Erwachen an Träume erinnern zu können. Wenn es mir am allerbesten geht, träume ich meinen Glückstraum. In ihm schwebe ich hoch über der Erde und den Menschen.
In diesem Traum ist immer Sommer. Sonne, blauer Himmel, Windstille, möglicherweise eine schwache Brise, die Wangen und Stirn liebkost. Ich stehe auf dem Rasen vor meinem Haus. Offenbar habe ich Gäste. Sie halten Gläser in den Händen und sind sommerlich gekleidet, weiße Kleider, sommerlich-fröhlich. Sie reden und lachen. Ich sehe, dass sie reden, aber ich höre nicht, was sie sagen, denn obwohl ich der Gastgeber des Festes bin, stehe ich etwas abseits. Das macht nichts. Ich gehe in die Hocke und springe ein paar Meter hoch in die Luft, atme so tief ein, wie ich nur kann, strecke die Arme aus, drücke die Knie durch und schwebe, immer höher, wobei ich die Arme und Hände fast nicht bewegen muss.
Die Stimmen meiner Gäste verstummen. Sie stehen unten auf der Erde. Sie stehen einfach da und schauen mich an, während ich zwanzig, dreißig, vierzig, vielleicht fünfzig Meter über ihren Köpfen dahinschwebe. Ich kreise langsam, obwohl ich keine Flügel habe. Ich scheine gut mit meinen eigenen Armen und Händen zurechtzukommen und denke nicht daran, Anlauf zu nehmen und in die Sonne zu fliegen. Ich bin wie Ikarus, aber ohne dessen Übermut, wie ein Ikarus, der jede Bewegung beherrscht.
Dann wache ich in der Regel auf. Ich erinnere mich nie daran, gelandet zu sein. In dem Traum, in dem ich schwebe, lande ich nie, da dieser Traum ausdrückt, wie ich mir mein Leben gewünscht hätte. Sicherlich ist er mir dank der Träume, mit denen ich im wachen Zustand lebte, geschenkt worden. Bevor ich mich verhärtete.
X.
Das Fazit
67.
Ein weiterer Besuch im Gelobten Land
Meine Kindheit kann ich nur mit Hilfe meiner Erinnerungen aufsuchen, aber nichts hält mich davon ab, den Straßen, in denen ich aufgewachsen bin, einen Besuch abzustatten. Die Frühsommersonne scheint von einem blauen Himmel, und ich bekomme ausgezeichnete Laune, nachdem ich diesen Entschluss gefasst habe. Ich setze mich in mein sehr teures Auto, das mir mein gesellschaftlicher Aufstieg ebenfalls beschert hat, drehe den Zündschlüssel herum und gleite davon. Genau wie Korv-Larsson das tat, bis ihn das Schicksal zu Fall brachte und ihm seinen weißen Mercedes nahm. Mein Auto ist jedoch schwarz und noch teurer als seines.
Wie so oft in dieser Stimmung habe ich großartige Ideen, grenzenlos, was Inhalt und Konsequenzen betrifft. Die erste ereilt mich bereits am Hang des Värtavägen, wo Korv-Larsson in meiner Kindheit seine Bude hatte, die einer Trattoria weichen musste, als der Ikarus-Übermut seine Vernunft verdunkelte und ihm seinen Geschäftssinn raubte.
Die Trattoria gibt es nicht mehr. Sie wurde vor einem halben Jahrhundert abgerissen, um der U-Bahn und Wohnhäusern zu weichen. Es gibt kein einziges Schild, das heutige Betrachter daran erinnern könnte, welches Kulturdenkmal der Baggerschaufel zum Opfer fiel. Höchste Zeit, die Idee, die mir gerade gekommen ist, zu verwirklichen, die Ikarus-Statue vom Karlaplan an den Ort zu verpflanzen, an dem Korv-Larsson seinen kulinarischen Tempel errichtete.
Der praktische Teil dieses Projekts weist weiter keine Schwierigkeiten auf, für so etwas gibt es seit langem Maschinen, und man kann sogar die zwei Inschriften auf dem schwarzen Granitsockel beibehalten. Auf der rechten Seite, wenn man die Statue von vorne betrachtet, steht: »Jetzt nach dem Tod dein männlicher Mut / Spornt uns andere an / Die wir noch auf Erden wandern.« Auf der linken Seite: »Schöpferische Kraft und Tatendrang / Halfen dir / Dich hoch über die Erde zu schwingen.« Was könnte einen schwedischen Unternehmer besser beschreiben, dessen Visionen den Erwartungen und Bedürfnissen des Marktes so weit voraus waren wie die Korv-Larssons?
Man müsste vorne an der Statue einfach nur ein einfaches Schild anbringen, vielleicht aus Kupfer oder einem anderen beständigen Metall, und natürlich würde ich selbst die Kosten bestreiten, damit den jüngeren Menschen der Gegenwart die Zusammenhänge deutlich werden. Die Inschrift habe ich bereits im Kopf: »Zur Erinnerung an Korv-Larsson / Der einen frühen Tod erlitt / Auf der Jagd nach etwas Besserem / Als
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