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Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde

Titel: Der Professor - Wie ich Schwedens erfolgreichster Profiler wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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abstrahieren, obwohl mir bei dem bloßen Gedanken, dass ich eines meiner eigenen Kinder auf dieselbe Weise wie sie damals, als sie meine Geldkassette öffnete, verraten könnte, der kalte Schweiß ausbricht.
    Ich kann sogar verstehen, warum sie verhindert, dass ich meinen Vater begrabe. Ich kann es mir als einen Anfall von Eifersucht erklären, als reinen Wahnsinn, wenn man so will. Wenn sie selbst schon nicht meinen Ansprüchen genügt, so will sie mir auf jeden Fall meinen Vater nehmen, soweit möglich, jetzt, wo er tot ist.
    Ich kann es tatsächlich verstehen, aber es ist mir nicht möglich, ihr zu verzeihen, wo immer sie nun begraben sein mag, vielleicht hat sie ja auch ihre Asche in den Wind streuen lassen. Meine Schwester weiß es, aber ich habe sie nie gefragt.
    Meine Mutter, der ich nicht vergeben kann und an die ich deswegen immer noch oft denke, obwohl es wohl kaum einen schlechteren Grund geben kann, an jenen Menschen zu denken, der einen zur Welt gebracht hat.
    An meinen Vater denke ich jeden Tag und viel zu oft voller Trauer, da ich ihn vermisse. Am besten ist es, wenn er von sich aus zu mir kommt, ohne dass ich an ihn denken muss. Wie jetzt. Plötzlich steht er in der Tür meines Arbeitszimmers. Er fährt mit seiner großen Hand über den Türrahmen, tritt einen halben Schritt zurück, legt den Kopf zur Seite, kneift die Augen zusammen. Ist er nicht ein wenig schief? Lieber gleich die Werkzeugtasche holen und die Sache in Ordnung bringen, wenn er schon mal da ist.
    Wirklichkeit abgestürzt … ohne Wirklichkeit geboren … das Erbteil eines Emporkömmlings.

73.

Der wissenschaftliche Detektiv wird mit seinem Autor konfrontiert
    Diese Erzählung nähert sich ihrem Ende, und in meinem Innern schimpft der wissenschaftliche Detektiv schon des Längeren mit dem Autor. Was er da eigentlich schreibt? Ist das ein Roman über einen gesellschaftlichen Aufstieg, den sie beide – noch dazu! – gemeinsam bewältigt haben? Hat ihn sich der Autor in entscheidenden Teilen ausgedacht? Kann sich der wissenschaftliche Detektiv daher damit abfinden und ihn also ganz einfach als eine beschönigende Beschreibung ohne Anspruch auf Wahrheit und Objektivität beiseitelegen? Andere Gesichtspunkte hat er im Übrigen nicht, jedenfalls nicht im Augenblick.
    Sollte es sich jedoch um eine Autobiografie handeln, dann sehen die Anforderungen gleich ganz anders aus. Trotz aller Fehler und Mängel, die normalerweise solchen Schriften anhaften, wie Zeugenaussagen bei normalen Gerichtsprozessen auch, so findet es der wissenschaftliche Detektiv wenig spaßig, in etwas hineingezogen zu werden, das einer sachlichen und kritischen Prüfung nicht standhalten würde. Vielleicht, und das räumt er sogar ein, besteht die einzige Möglichkeit, die Wahrheit zu ergründen, darin, sich der Lüge zu bedienen. Wie es sich auch immer damit verhält, so fällt es ihm schwer zu akzeptieren, dass diese Ausnahme bei einer so umfassenden Geschichte wie dieser Anwendung finden könnte.
    Um diesen Dialog in meinem Inneren zu beenden, entschließe ich mich, an den Punkt zurückzukehren, an dem ich meinen Aufstieg in rein materiellem Sinne begonnen habe. Ich spreche also nicht von der Idee meines Vaters, sondern von der höheren Schule, in der ich meine Fahrkarte für den Aufstieg löste, der Norra Real an der Roslagsgatan in Stockholm. Praktischerweise steht das Gebäude noch und sieht weitgehend immer noch so aus wie vor fünfzig Jahren, als ich es zum ersten Mal betreten habe. Oder so, wie ich mich daran erinnere, sollte ich vielleicht hinzufügen, damit der wissenschaftliche Detektiv nicht wieder über mich herfällt.
    In der Nähe des Hauptportals rechts im Treppenhaus über dem ersten Treppenabsatz hängt die Marmortafel mit der vergoldeten Inschrift. So weit stimmt alles und deutet eher auf eine Autobiografie als auf einen Roman hin. Die Tafel ist zwar bedeutend kleiner, als ich sie in Erinnerung habe, aber das kümmert mich nicht weiter, da ich selbst doppelt so groß bin wie beim ersten Mal, als ich vor ihr stand. In wissenschaftlicher Hinsicht bin ich inzwischen sehr belesen und mir des Umstands bewusst, dass eine Beobachtung das Resultat aus der Verknüpfung von Eigenschaften des Betrachters und dem Objekt, das er betrachtet, darstellt.
    Dann wird es in Sachen Objektivität leider bedeutend schlimmer, und ich verlasse rasch das biografische Terrain. Der Text zuoberst lautet in Wirklichkeit folgendermaßen: »Zum Gedenken an ehemalige Schüler, die

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