Der Profi - The Cleaner
Dahinter saß eine Frau, die Quinn auf Mitte vierzig schätzte. Ihre glanzloses blondes Haar war knapp schulterlang. Sie trug ein schickes blaues Kostüm. Als Quinn eintrat, lächelte sie strahlend.
»Guten Tag«, sagte sie und stand auf. »Habe heute mit niemandem gerechnet.«
Quinn ging auf ihren Schreibtisch zu und antwortete mit einem leisen, freundlichen Lachen. »Ja, das Wetter spielt hier draußen ein bisschen verrückt. Keine Sorge. Ich halte Sie nicht lange auf.«
»Ich habe gehört, dass wir bis morgen mit mehr als einem halben Meter Schnee zu rechnen haben.« Sie streckte die Hand aus. »Ich bin Ann Henderson.«
Quinn nahm die Hand und schüttelte sie. »Miss Henderson, ich bin Frank Bennett.«
»Bitte ganz einfach Ann.« Sie zeigte auf den Besucherstuhl, und sie nahmen beide Platz. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Bennett?«
Er zeigte ihr seinen Ausweis.
»FBI?« Sie sah ihn perplex an. »Ist etwas passiert?«
Quinn lächelte abermals und schüttelte den Kopf. »Ich habe nur gehofft, dass Sie mir helfen können.«
»Selbstverständlich. Alles, was ich tun kann …«
»Ich untersuche das Feuer im Farnham-Haus.«
Ihr Gesicht wurde ernst. »Eine Tragödie. Es ist ein solcher Jammer.« In ihrem Blick lag bereits eine Frage. »Ich habe gehört, es war ein Unfall.«
»Es sieht so aus.«
»Warum interessiert sich dann das FBI dafür?«
»Also ganz ehrlich, ich mische mich da absolut inoffiziell ein. Mr. Taggert war mit einem Kollegen aus dem Büro verwandt. Ich sehe mich hier nur ein bisschen für ihn um.«
Sie entspannte sich sichtlich. »Tut mir leid, das zu hören. Mr. Taggert schien ein netter Mann zu sein.«
»Haben Sie ihn gekannt?«
»Nicht näher. Ich habe nur zweimal mit ihm gesprochen. Als er hier war, um alles wegen der Vermietung zu besprechen, und das zweite Mal, als er kam, um den Mietvertrag zu unterschreiben und den Schlüssel abzuholen.«
»Deshalb bin ich vorbeigekommen. Mein Kollege hat gehofft, dass ich eine Kopie des Mietvertrags bekommen könnte.«
Sie schien verblüfft. »Wozu denn das?«
»Er möchte nur ganz gründlich sein, das ist alles.«
»Hat er etwa vor, uns zu verklagen oder so?«
Quinn lachte gutmütig. »Wo denken Sie hin. Die Familie möchte die Sache nur abschließen. Ich helfe ihr, alle Details zu klären, damit sie die Sache hinter sich lassen kann. Ich garantiere Ihnen, dass es keinen Prozess geben wird.«
Wieder war sie sichtlich erleichtert. »Nun, ich schätze, es ist kein Problem.«
Sie stand auf und ging zu einem der Aktenschränke, zog die dritte Schublade von oben heraus und begann die Akten durchzublättern. Nachdem sie kurz gesucht hatte, holte sie einen dünnen braunen Ordner heraus. »Nur einen Moment«, sagte sie. »Der Kopierer ist hinten.«
»Könnte ich zuerst einen Blick hineinwerfen? Ich möchte mich nur überzeugen, dass es der Mühe wert ist, den Vertrag zu kopieren.«
»Selbstverständlich.«
Sie reichte Quinn den Ordner. Er enthielt nur zwei Blätter. Das erste war ein Standard-Mietvertrag mit einem Anhang.Taggert hatte als Wohnort Campobello, Nevada, angegeben. Quinn hatte nie von Campobello gehört, aber er war weit davon entfernt, jede Stadt in Nevada zu kennen. Außerdem war es zweifellos eine falsche Adresse. Unter: »Im Notfall zu verständigen«, hatte er G. Taggert, Schwester geschrieben, dazu dieselbe Tele fonnummer, die Quinn von Chief Johnson bekommen hatte.
»Dann waren Sie es, die der Polizei die Telefonnummer von Mr. Taggerts Schwester gegeben hat?«
»Das ist richtig. Mr. Taggert wollte sie mir eigentlich gar nicht geben. Ich musste ihm versprechen, die Schwester nur im äußersten Notfall anzurufen.«
Quinn nickte verständnisvoll, dann schaute er wieder in den Ordner. Es gab noch ein paar Informationen, aber keine, die von Nutzen gewesen wäre. Er blätterte zum zweiten Blatt um. Es war eine Fotokopie eines Führerscheins aus Nevada. Robert William Taggert. Gültig bis zum 22. November nächsten Jahres. Die Fotografie war grobkörnig, das Bild aber zu erkennen. Ein Mann, Ende fünfzig, mit kurzen Haaren und einem schmalen, wettergegerbten Gesicht.
»Das ist Mr. Taggert?«, fragte Quinn.
Sie warf einen Blick in den Ordner. »Das ist er.«
»Kann ich auch davon eine Kopie bekommen?«, fragte er.
»Haben Sie kein Bild von ihm?«
Quinn schüttelte den Kopf. »Niemand hat daran gedacht, mir eins zu geben«, sagte er aufrichtig.
Ann zuckte mit den Schultern. »Nehmen Sie einfach das. Wenn ich eine Kopie von
Weitere Kostenlose Bücher