Der Profi - The Cleaner
er erwarte ihn in zwei Stunden in seinem Haus, wo sie alles noch einmal durchgehen wollten. Vorher wollte Quinn allein ein ruhiges Dinner genießen.
Er holte seinen Wagen, ein schwarzes BMW-M3-Cabrio vom VIP-Parkplatz ab, wo er es vor Antritt seines Urlaubs abgestellt hatte. Die Fahrt durch die Stadt dauerte etwas länger als geplant, aber dennoch erreichte er das Taste of Siam auf dem Sunset Boulevard in Hollywood noch rechtzeitig. Es war weder das bekannteste Thai-Restaurant in L. A. noch das größte, aber es war Quinns Lieblingsrestaurant. Sein Tisch war frei, als er ankam, also nahm er Platz und bestellte pad kee mao mit Huhn und ein Singha-Bier zum Hinunterspülen.
Ab und zu blieb eine der Kellnerinnen stehen, um Hallo zu sagen. Sie lächelten und sagten, wie schön es sei, ihn wiederzusehen, oder fragten ihn, warum er so lang nicht mehr da gewesen war. Und jedes Mal bedankte er sich und sagte, er sei nicht in der Stadt gewesen, und versprach dann, nicht mehr so lange fortzugehen.
Vor ein paar Jahren hatte er einem der Mädchen, das dort arbeitete, einen Gefallen getan. Irgendwie hatte sie einen lästigen Bewunderer aufgelesen, der überzeugt war, sie empfinde das Gleiche für ihn. Er fing an, ihr Tag und Nacht nachzustellen. Einmal war sie nach Hause gekommen und hatte den Mann in ihrer Küche gefunden, wo er für sie das Abendessen kochte. Als Quinn hörte, was los war, hatte er eine längere Unterhaltung mit dem Typen und überzeugte ihn, er könne mit seiner Zeit Besseres anfangen. Danach gab es keine Probleme mehr.
Obwohl die Kellnerin, der er geholfen hatte, nach Thailand zurückgegangen war, vergaß das übrige Personal Quinns Hilfe nicht. Jetzt freuten sie sich immer, ihn zu sehen, und er musste für seine Mahlzeiten nie etwas bezahlen. Das war eine von Durries Regeln, die er bewusst gebrochen hatte. »Benutz nie deine Ausbildung, um einem Außenstehenden zu helfen.« »Außenstehend« war jeder, der nicht zur Branche gehörte oder direkt mit einem Job zu tun hatte. Durries Theorie war, dass man, wenn man so etwas tat, eine Schwäche verriet, die ein Gegner ausnutzen konnte.
Deshalb bemühte sich Quinn, die Vergünstigungen, die er im Taste of Siam genoss, nicht allzu oft in Anspruch zu nehmen. Was ihm nicht leichtfiel, denn das Essen war immer gut und die Bedienung eine Augenweide.
Während er auf das Essen wartete, holte Quinn das Armband aus der Tasche, das Nate in Colorado gefunden hatte. Wie er schon bemerkt hatte, war es ein Reifen aus metallenen Quadraten, die mit kleinen, dünnen Drahtschlingen miteinander verbunden waren, ein flexibles Gliederarmband also. In die Quadrate waren verschiedene Muster eingeätzt. Jetzt, da er die Zeit hatte, es sich näher anzusehen, erinnerten ihn die Muster an Familienembleme. Er kannte jedoch keins. Die Quadrate waren etwa drei Komma zwei Millimeter dick, vielleicht sogar noch dicker.
Zuerst dachte er, sie seien alle massiv, aber bei dem, das direkt neben dem Verschluss lag, entdeckte er eine hauchdünne Linie am unteren Rand. Plattiert?, fragte er sich. Bevor er es jedoch näher untersuchen konnte, wurde sein Essen gebracht. Er steckte das Armband wieder in die Tasche, um es sich später genau anzusehen.
Wie gewöhnlich war das Essen genau das, was er brauchte. Als er um die Rechnung bat, bekam er ein Lächeln und die übliche Antwort: »Kostet nichts.« Er legte einen Zwanziger als Trinkgeld auf den Tisch und ging.
Quinns Job bot ihm die Möglichkeit, überall auf der Welt zu leben. Nach sorgfältiger Überlegung hatte er Los Angeles als Wohnsitz gewählt. Die Lage war optimal. Über LAX kam er sehr schnell fast überall hin, was für seinen Beruf ein Muss und manchmal sogar lebenswichtig war. Dann war da das Wetter. Warm, wenig Feuchtigkeit. Wenig Ungeziefer. Und kein Schnee. Ein Muss für sein persönliches Wohlbefinden.
Er war in Warroad, Minnesota, geboren, einer kleinen Stadt im Lake of the Woods County, dem nördlichsten der Vereinigten Staaten, einen Steinwurf von der kanadischen Grenze entfernt. Ein paar tausend Bewohner, die im Sommer gegen Hitze und Moskitos und im Winter gegen Schnee und Kälte kämpften. Und alle waren sie dankbar, dass sie nicht in der Großstadt leben mussten.
Alle, außer Quinn. Sobald er wegkonnte, war er weg. Jetzt war er in Kalifornien zu Hause.
Sein Haus in den Hollywood Hills stand in einer ruhigen, gewundenen Straße, hoch über dem Chaos von Downtown L. A. Es lag auf einem zweitausend Quadratmeter großen,
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