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Der Puls von Jandur

Der Puls von Jandur

Titel: Der Puls von Jandur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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grün schimmernde Träne.
    Er verfolgte ihre Bahn, bis sie von ihrem Kinn auf ihr Shirt tropfte.
    »Wieso ist meine Kleidung durchsichtig?« Was für eine alberne Frage. Er war dabei, sich in Luft aufzulösen und dann fragte er so etwas.
    »Das ist sie nicht«, erklärte Lith. »Du denkst nur, dass du Kleidung trägst. Ist das wirklich wichtig?«
    Matteo zuckte die Achseln. »Ich habe auf einem Stuhl gesessen, die Tür aufgesperrt. Wie war das möglich?«
    »Alles Einbildung. Nichts davon hast du wirklich getan. Du bist körperlos, schon vergessen?«
    Toll. Er war ein Geist.
    »Und das Blut? Ich konnte mein Blut schmecken. In der Schule, als ich mich gekratzt hatte. Wenn ich keinen Körper mehr habe, woher kam dann das Blut?«
    Sie seufzte. »Wie oft noch? Alle Erfahrungswerte sind tief in dir verankert. Du erkennst den Unterschied nicht.«
    Plausibel oder nicht – Matteo nahm es einfach zur Kenntnis.
    Er legte das, was er als seine Hand betrachtete, in ihre. Ein funkelnder Lichterregen schwirrte auf. Beide starrten sie hinunter auf ihre verschränkten Finger, ihre braunen und seine, die längst nur mehr einem transparenten Gebilde glichen. Zartes Prasseln ertönte.
    »Weshalb kannst du mich berühren?«, fragte er. »Und aufspüren?« Aufspüren ! Als wäre sie ein Hund. Ein entnervtes Kichern kam aus seiner Kehle. Piepsig. Wie von einem kleinen Mädchen.
    »Ich bin eine Squirra. Ich kann jeden Puls fühlen.«
    Matteo nickte. Wie gut sich auch diese Antwort in das große Rätsel einfügte. »Und wie funktioniert das jetzt? Wie komme ich nach Jandur?«
    Ein Strahlen überwältigte ihr Gesicht. »Denkst du, du kannst noch aufstehen?«
    »Mhm, ja.« Matteo verdrängte, dass er in Wahrheit vermutlich schwebte, und kämpfte sich auf die Beine. Schwankend stand er da, bemüht, das Gleichgewicht zu halten und nicht wieder umzukippen. Der Boden bewegte sich unter ihm, als wäre er auf einem Schiff in Seenot geraten.
    Lith fingerte am Verschluss des Lederbands um ihren Hals, öffnete ihn und ließ die goldene Spirale in ihre Handfläche gleiten. Sie blickte zur Zimmerdecke. »Nicht gerade hoch. Na ja, es muss reichen.«
    Mit einer raschen Handbewegung warf sie die Spirale in die Luft. Im Herunterfallen drehte sie sich um sich selbst und stellte dabei das Gesetz der Schwerkraft auf den Kopf. Wie von unsichtbaren Fäden gehalten, glitt die Spirale stückweise nach unten, kreiste dabei immer schneller um die eigene Achse, so dass bald nur noch ein Gewirr goldener Streifen zu sehen war. Sie wuchs in die Höhe und weitete sich, bis sie etwa die Hälfte des Raums ausfüllte.
    Sie waren an die Tür zurückgewichen.
    »Das ist nicht wahr«, keuchte Matteo. »Das ist einfach nicht wahr …«
    Lith sagte nichts, aber um ihre halbgeöffneten Lippen spielte ein Lächeln, als wäre sie stolz darauf, dieses Wunder hervorrufen zu können.
    Das Drehen stoppte, die Spirale ruhte nun in sich. Ihre Stränge glichen den Schienen einer Miniachterbahn. Sanfte Wellen pulsierten darüber hinweg, von oben nach unten, wo sich der Strom in einem Loch im Boden fortzusetzen schien. Ein leises Sirren begleitete das Wogen.
    »So«, sagte Lith, »da müssen wir nun rein. Du zuerst.«
    »Und was passiert dann?«
    »Die Weltenspirale bringt dich nach Jandur.«
    »Und danach?«
    »Wenn alles gut geht, hast du wieder einen Körper.«
    »Das klingt, als wärst du dir nicht sicher.«
    »Doch, ich bin mir sicher. Aber du … Es ist eben schon höchste Zeit.« Lith schubste ihn vorwärts. »Wir dürfen nicht länger warten. Geh einfach weiter, alles andere geschieht von allein.«
    Matteo stakste auf die Spirale zu. Die Panik sprengte seinen Brustkorb. Hatte er vorhin gedacht, zu keiner Empfindung mehr fähig zu sein, so stürmte nun alles auf einmal auf ihn ein.
    Aus, das war’s , dachte er. Andrea, Brizio …
    »Meine Eltern!«
    »Weiter«, flüsterte Lith dicht an seinem Ohr. »Ich bin direkt hinter dir.«
    Er war jetzt auf gleicher Höhe mit den goldenen Bahnen. Sie waren so dick wie sein Arm. Die braunen Ornamente glühten – waren das Schriftzeichen? Der Spalt dazwischen war groß genug, um hindurchzutreten.
    »Komm, der letzte Schritt.«
    Brauchst du mich bei deinem letzten Schritt? Ich halte dich.
    Ja, der Song hatte was.
    Matteo machte den einen Schritt vorwärts, eine unsichtbare Kraft rüttelte und zerrte an ihm. Instinktiv kämpfte er dagegen an, denn eigentlich, tief in seinem Inneren, wollte er das gar nicht tun.
    Dann wurde er aus seiner Welt

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