Der Putzteufel geht um
Ladenketten für Fitneßgeräte gehörte, mit einer nicht so schönen, aber netteren Frau besser bedient gewesen. Selbst als die beiden ein süßes, kleines Baby bekamen, waren Mrs. Malloys Gefühle lediglich gemischter Natur gewesen. Einerseits teilte sie jedem, der es hören wollte, mit, daß das kleine Enkelchen ihr wie aus dem Gesicht geschnitten sei, andererseits war es natürlich kein Pappenstiel, den Leuten im gleichen Atemzug weiszumachen, sie sei noch keine dreißig. Die neue Haarfarbe existierte jedenfalls seit Mrs. Malloys letztem Besuch bei George und Vanessa vor drei Wochen, als Rose erst ein paar Tage alt war. Seit dem Zeitpunkt trug sie auch den glänzenden goldfarbenen Lidschatten und den Minirock. Geht mich im Grunde alles nichts an, hatte ich mir gesagt, aber letztlich führte kein Weg daran vorbei – die Heirat von George und Vanessa hatte meine Beziehung zu Mrs. Malloy knifflig gemacht. Irgendwie waren wir ja seitdem so etwas wie Verwandte. Wie sollte ich ihr jetzt noch die Meinung sagen, wenn sie wieder ewig lang den Fernsehapparat polierte, ohne die verschmierten Fingertatschen wegzuwischen, unterdessen jedoch kein Wörtchen von ihrer Lieblingssendung verpaßte? Wahrscheinlich war es umgekehrt genauso schwierig, wenn nicht sogar noch schwieriger.
»Ich hätte mir denken sollen, daß Sie nicht mehr für mich arbeiten wollen«, sagte ich ungeachtet der Panik, die in mir aufstieg. Was um alles in der Welt würde ich bloß ohne sie anfangen? Ich bezwang den Wunsch, mich wie die Zwillinge an ihre Beine zu klammern, und stand auf, um die Teekanne auszuschütten und frisches Wasser aufzusetzen. »Aber tut es Ihnen denn nicht leid, wenn Sie nicht mehr zu uns kommen? Wir haben doch schon so viel zusammen durchgestanden. Was sollen denn die Kinder sagen? Sie wissen doch, wie sehr die Kleinen an Ihnen hängen.«
»Na klar! Das liegt an meinem jugendlichen Charme und meiner ungebrochenen Vitalität.« Mrs. Malloy zog eine Papierservierte aus dem Ständer auf dem Tisch und wischte sich ein paar Toastkrümel von den Fingerspitzen. »Ob Sie es glauben oder nicht, Mrs. H., ich weiß auch, daß hier alles anders wird, wenn ich nicht mehr da bin. Trotzdem müssen Sie die Tränen tapfer runterschlucken, wenn ich gleich zum letzten Mal durch die Tür gehe, sonst regen sich die Kinder noch mehr auf.«
»Sie sind in der Spielgruppe.« Ich schob den Schrubber zur Seite, der am Spülbecken lehnte, als ob er sich eine Kaffeepause gönnen wollte. »Aber Abbey und Tarn sind nicht die einzigen, um die Sie sich Sorgen machen müssen. Haben Sie denn gar nicht an Jonas gedacht?« Das war nicht fair, aber ich wußte mir nicht anders zu helfen. »Sie wissen doch, daß er seit letztem Winter nicht mehr auf der Höhe ist. Wer weiß, ob ich ihn je wieder im Garten arbeiten lassen kann.« »Wenn nicht, tun Sie ihm damit keinen Gefallen.« Mrs. Malloy blickte sich erwartungsvoll um, und ich offerierte ihr eifrig die nächste Scheibe Toast. »Die meisten Gärtner sterben lieber in den Stiefeln, als daß sie im Haus als Treibhauspflanze verkümmern.«
»Jonas ist nicht wie die meisten Gärtner.« Ich setzte mich wieder hin und fing an, mit den Salz- und Pfefferstreuern auf dem Tisch herumzukreiseln. »Ich darf gar nicht daran denken, wie es ohne ihn wäre! Außerdem ist er noch gar nicht so alt. Was bedeuten heute schon siebzig oder achtzig Jahre?« »Ganz meine Meinung, Mrs. H.«, erwiderte Mrs. Malloy zustimmend. »Ich habe gehört, daß es Länder gibt, in denen Menschen unter vierzig nicht einmal volljährig sind. Dort wäre Jonas gerade im besten Alter, und wir beide wären die reinsten Küken.« Ich war immer davon ausgegangen, daß sie etwa dreißig Jahre älter war als ich, aber von mir aus konnte sie mich auch als Altersgenossin betrachten. Es gab ohnehin Zeiten, in denen ich mich nach dem Klimakterium sehnte. Dann würden die Zwillinge keine Klopapierrollen mehr abwickeln, um zu testen, ob sie über die ganze Treppe reichten, und nicht mehr in die Schnittchen beißen, die ich für die Salongesellschaft angerichtet hatte. Außerdem hätte ich bis dahin meine Rolle als Ehefrau, Mutter, Hausfrau und sporadische Innenarchitektin bestimmt locker unter einen Hut gebracht.
»Ich will aber, daß Sie bleiben.« Meine Lippen bebten, als ich aufstand, um Mrs. Malloy Orangensaft in ein Glas zu füllen. »Na los, fangen Sie ruhig an zu flennen«, gestattete Mrs. Malloy großzügig. »Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, ich habe auch
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