Der Putzteufel geht um
besorgen sich die beiden denn kein Kindermädchen, damit Sie nur ab und zu ein bißchen aushelfen müssen?« Mrs. Malloy schüttelte den Kopf. »George hat klipp und klar gesagt, daß er mich ganztags will. Hat mir erzählt, mein Zimmer wäre schon picobello hergerichtet. Dabei sollte ich wahrscheinlich vor Freude überschnappen. Und ich hab mir wirklich einen abgebrochen, Mrs. H., und so getan, als würde ich einen Luftsprung machen. Genau wie der Kessel da.« Sie deutete mit dem Finger auf den Küchenherd.
»Verflixt!« Ich schoß nach vorn, wobei ich mit der Leiter zusammenrasselte und Tobias in Rage brachte, der auf der obersten Sprosse geschlafen hatte. Ich hatte vergessen, daß ich den Kessel aufgesetzt hatte, um frischen Tee zu kochen. Durch die Dampfschwaden blinzelte ich zu Mrs. Malloy hinüber und fragte sie, warum sie denn gleich bei George und Vanessa einziehen müsse. »Wäre es denn nicht genug, wenn Sie sich eine eigene kleine Wohnung in der Nähe suchten?«
»Ja, meinen Sie denn, das hätte ich nicht auch vorgeschlagen?« Sie setzte sich wieder hin und schloß die Augen. »Mit meinem eigenen Fernseher, meinen ganzen Erinnerungsstücken und vielleicht auch einem Burschen aus der Eckkneipe, der gelegentlich vorbeischaut, die Gardinen aufhängt und sich ein bißchen im Sessel breitmacht. Aber es hat keinen Zweck, sich das alles weiter auszumalen.« Ein gebrochener Seufzer entrang sich ihrer Brust. »Ich habe keine Ahnung, warum George mich zu sich ins Haus bittet. Aber es ist nun einmal Tatsache.« »Vielleicht will er einfach seine Mutter bei sich haben«, tröstete ich sie. »Aber wundern tut es mich eigentlich doch. George und Vanessa sind doch noch gar nicht so lange verheiratet.« »Wie auch immer, ich darf hier nicht anwachsen.« Mrs. Malloy hatte sich augenscheinlich wieder erholt. Sie sah mich streng an und sagte: »Sehen Sie zu, daß Sie mit Ihrem Frühjahrsputz weiterkommen. Ich mache mich jetzt besser auf die Socken und rede ein paar Takte mit Trina McKinnley. Sie hat mir angeboten, auf mein Haus aufzupassen, bis ich weiß, ob ich es verkaufe, oder ob ich an jemanden vermiete, der den Garten in Ordnung hält.« »Sie kommen aber doch noch einmal vorbei, ehe Sie uns verlassen, um sich von den Zwillingen zu verabschieden, oder nicht?«
»Wenn ich es schaffe. Ich habe Ihnen übrigens etwas mitgebracht. Als Erinnerung gewissermaßen.« Mit diesen Worten griff sie in die unergründliche Tasche und förderte einen ihrer geliebten Porzellanpudel zu Tage. »Das ist einer meiner schönsten. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, daß es ein Sparschwein ist. Habe ich vor Jahren auf der Kirmes unten in Margate gewonnen.«
»Vielen Dank!« Ich nahm die Scheußlichkeit in die Hand. »Sie müssen sich nicht so überschwenglich bedanken, Mrs. H. Ich sehe schon an Ihrem Gesicht, wie überwältigt Sie sind. Passen Sie trotzdem gut auf ihn auf.«
»Ich werde ihn immer in Ehren halten.« Mir verschwammen die Augen, und es dauerte einen Moment, bis ich sah, daß Mrs. Malloy in weitaus schlimmerer Verfassung war. Die Tränen liefen ihr über das Gesicht und gruben Furchen in das Makeup, dem einzigen Kitt, der sie überhaupt noch zusammenzuhalten schien. Ich wußte, daß es ihr nicht gefallen würde, wenn ich sie an mich drückte, daher berührte ich sie einfach nur am Arm, bevor sie sich umdrehte und zur Tür ging. »Ich mach’s so, wie ich’s gesagt habe, und rede mit Gertrude, damit Sie sie noch annimmt, Mrs. H. Und jetzt – tschüssi.« Meine einzigartige Mrs. Malloy schritt mit kaum merklichem Wanken und ohne sich umzudrehen durch die Tür und dann über die Treppe hinaus in den blassen Sonnenschein. Ihre Absätze verhallten klappernd auf dem Fußweg. Die Sonne schien. Die Vögel sangen. Und ich stand da mit dem Porzellanpudel in der Hand – und mit mehr Erinnerungen als Pflichten, die zu dieser Jahreszeit des Neubeginns darauf warteten, getan zu werden.
Kapitel Zwei
Mit Besen und Kehrblech zuerst die Zimmerecken ausfegen. Anschließend mit einer Bürste Decken, Wände und Türen abreiben.
»Ich wünschte, du würdest den Frühjahrsputz vergessen, Ellie. Du tust ja gerade so, als würden wir im Dreck verkommen.« Ben sah unwiderstehlich gut aus. Seine dunklen Haare waren zerzaust, und die Morgensonne brachte in den blaugrünen Augen goldene Pünktchen zum Tanzen. Wir waren im Schlafzimmer und zogen uns an, und so albern es auch klingen mag, ich hatte in seiner Gegenwart immer noch kurze Anfälle von
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