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Der raetselhafte Kunstraub

Der raetselhafte Kunstraub

Titel: Der raetselhafte Kunstraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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lassen kann.“
    Endlich wieder einmal“, lachte Frau Kalender und rannte in die Küche.
    „Was denkst du, wer morgen gewinnt?“ rief er ihr nach. Dabei zog er seinen Uniformrock aus und dann die Schuhe.
    „Die Fünf, hoffe ich“, rief Frau Kalender zurück. „Und wenn du mir einen Gefallen tun
    willst, dann bittest du deine Beamten und ihre Frauen, daß sie ja nicht die Nummer 27 wählen. Ich möchte überhaupt nicht mehr an die Wand im großen Sitzungssaal. Das würde mich immer an Dinge erinnern, die jetzt Gott sei Dank vorbei sind.“
    Bei der Abstimmung am nächsten Tag zeigte es sich dann, daß nicht viel gefehlt hätte, und Frau Kalender wäre trotzdem im Rathaus aufgestellt worden.
    Die Nummer 27 gewann nämlich den zweiten Platz. Die meisten Stimmen bekam schließlich aber doch die Nummer 5.
    Die wahre Geschichte der Büste mit dem Gesicht von Corny Treutlein erfuhr man in Bad Rittershude eigentlich nie.
    Herr Kubatz brachte in seiner Sonntagsausgabe einen großen Bericht auf der ersten Seite. Mit Fotos, die vor allem die Herren Kalender und Krause zeigten. Wie ihnen der erste Bürgermeister dankte und wie sie mit der Büste vor dem Musikpavillon standen.
    Aber in seinem Artikel schrieb Herr Kubatz nur genauso viel, wie es eben unbedingt nötig war, um die Neugierde seiner Leser zu befriedigen. Und was ihm dabei an Tatsachen fehlte, die er ja nicht verraten durfte, ersetzte er mit seiner Phantasie. Es gehörte ja zu seinem Beruf, daß ihm notfalls immer etwas einfallen mußte.
    Da Herr Kalender als Polizeimeister von der Belohnung ausgeschlossen war, hatte Herr Krause aus Berlin die tausend Mark kassiert.
    Sie taten dem Schokoladenfabrikanten Hugendubel nicht sonderlich weh, und schließlich hätte sich der Detektiv höchst verdächtig gemacht, wenn er das Geld nicht abgeholt hätte. Herr Krause kam allerdings, bevor er nach Berlin zurückfuhr, in seinem weißen Sportwagen noch einmal in die Redaktion der Bad Rittershuder Nachrichten.
    „Bitte sehr“, sagte er und legte die Belohnung vor Hauptschriftleiter Kubatz auf den Schreibtisch. „Ich möchte kein Geld in die Tasche stecken, das andere verdient haben. Das wäre gegen die Spielregeln.“ Er schlug die Beine übereinander und rieb sich die Hände. Allerdings könnten Sie mir noch einen Gefallen tun.“
    „Reden Sie“, meinte Herr Kubatz.
    „Der Artikel in der Sonntagsausgabe mit den Fotos, das ist bares Geld für mich. Ich hätte davon gerne fünfzig Exemplare, um sie als Reklame unter meine Kunden in Berlin zu verteilen.“
    „Es ist mir ein Vergnügen“, lachte Herr Kubatz und telefonierte kurz mit Fräulein Finkbeiner in seinem Vorzimmer.
    Kurz darauf war Herr Krause mit einem kleinen Berg Zeitungen im Kofferraum wieder nach Berlin abgedampft.
    Hauptschriftleiter Kubatz hatte inzwischen die Hugendubelsche Belohnung in seinen Geldschrank eingeschlossen. Kurz vor den großen Ferien sollte sie dann in zwei Zelte, in mehrere Eisenbahnfahrkarten und in eine Menge Konservendosen verwandelt werden, Die Glorreichen Sieben träumten schon lange von einer gemeinsamen Reise nach Schweden.
    Aber vorerst lief alles wieder seinen gewohnten Gang.
    Im Prinz-Ludwig-Gymnasium genauso wie im Friseursalon Treutlein.
    Heute zum Beispiel war wieder einmal Mittwoch.
    In der 8b gab Studienrat Dr. Purzer Englisch.
    Zwei Stockwerke höher unterrichtete Oberstudiendirektor Senftleben die 10a in Geschichte. Paul Nachtigall schielte auf seine Armbanduhr. Bis zur großen Pause waren es noch sechs Minuten.
    In „Erikas Milchbar“ war Frau Bandel gerade am Gläserwaschen. Immer wenn sie eines abgetrocknet hatte, hielt sie es gegen das Licht. Draußen war eine Affenhitze, und bald würde der ganze Laden voll sein.
    Fritz Treutlein hatte zur gleichen Zeit den Polizeimeister unter seinem Messer. Er stellte den kleinen Finger in die Luft und rasierte die Oberlippe unter der Nase. Das war immer eine der schwierigsten Stellen. Als er damit fertig war, räusperte sich Herr Kalender und sagte: „Ich soll euch übrigens im Namen meiner Frau zur Erdbeertorte einladen. Ihr sollt nur rechtzeitig sagen, wann ihr kommt und wie viele ihr seid.“
    „Sehr freundlich“, dankte Fritz Treutlein. „Wir kommen gern.“
    Eine halbe Stunde später mußte eigentlich Hauptschriftleiter Kubatz zum Haareschneiden aufkreuzen. Dann Rechtsanwalt Dr. Semmelroth und dann Fleischermeister Karfunkel.
    Und so war es schließlich auch.

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