Der Räuber Hotzenplotz
dafür etwas mitgebracht, was Sie freuen wird . . .«
»So?«, fragte Wachtmeister Dimpfelmoser.
»Jawohl«, sagte Kasperl, »den Räuber Hotzenplotz!«
»Sapperlot!«, rief der Wachtmeister überrascht. »Und wo habt ihr ihn?«
»Hier!«, sagte Kasperl.
Er trat an den Schreibtisch und stellte den Vogelkäfig darauf. Aber Wachtmeister Dimpfelmoser bekam einen Wutanfall.
»Was?«, schrie er, »wie? Wofür hältst du mich eigentlich? Glaubst du, ich lasse mir das gefallen? Ich bin eine Amtsperson! Mach deine blöden Späße mit wem du magst, aber nicht mit mir! Wer sich über mich lustig macht, kommt ins Loch!«
»Sachte, sachte, Herr Wachtmeister«, sagte Kasperl und drehte den Wunschring.
»Ich wünsche mir, dass aus dem Gimpel im Vogelkäfig wieder der Räuber Hotzenplotz wird!«
Augenblicklich erfüllte sich auch der dritte und letzte Wunsch. Wo der Gimpel gesessen hatte, stand nun der Räuber Hotzenplotz. Er stand mitten auf Wachtmeister Dimpfelmosers Schreibtisch. In Hausrock und Strumpfsocken stand er da und sein Kopf steckte bis an die Schultern im Vogelkäfig.
»He, Sie!«, schimpfte Wachtmeister Dimpfelmoser, »herunter von meinem Schreibtisch! Was fällt Ihnen ein, da hinaufzusteigen! Wo kommen Sie plötzlich her – und wer sind Sie denn?«
»Aber, aber, Herr Wachtmeister!«, sagte Kasperl, »das ist doch der Räuber Hotzenplotz! Wollen Sie ihn nicht festnehmen?«
Wachtmeister Dimpfelmoser verstand überhaupt nichts mehr.
»Dies soll der Räuber Hotzenplotz sein?«, rief er. »Unsinn! Ein Räuber in Strumpfsocken!«
»Doch!«, sagte Großmutter, »ich erkenne ihn wieder, er ist es wirklich! Sie müssen ihn –«
Aber der Räuber Hotzenplotz unterbrach sie mit einem wilden Schrei: »Aus dem Weg da!«
Dann sprang er vom Schreibtisch und rannte an Wachtmeister Dimpfelmoser vorbei zum Fenster. Er stürzte sich Hals über Kopf durch die Scheibe und wollte das Weite suchen. Doch Seppel erwischte ihn bei den Füßen und Kasperl, nicht faul, ließ den eisernen Rolladen niedersausen. Ratsch!, war der Räuber Hotzenplotz festgeklemmt.
Er zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Seppel, gib Acht, dass er keine Sperenzchen macht!«, sagte Kasper! und lief mit Wachtmeister Dimpfelmoser hinaus in den Vorgarten.
Hotzenplotz hing mit dem Kopf und dem Oberkörper im Freien. Er ruderte mit den Armen wie in der Schwimmschule.
»Hilfe! Es drückt mir die Luft ab, ich kann nicht mehr!«, japste er. »Wie lang soll ich da hängen bleiben?«
»Das kommt darauf an«, meinte Kasperl. »Wenn du brav stillhältst, ist es im Nu vorbei.«
»Also gut!«, keuchte Hotzenplotz, der nun einsah, dass nichts mehr zu machen war.
Er ließ sich von Wachtmeister Dimpfelmoser die Hände mit einem Strick auf den Rücken binden und tat keinen Mucks dabei. Dann hob Seppel den Laden ein wenig an. Wachtmeister Dimpfelmoser und Kasperl zerrten den Räuber Hotzenplotz aus dem Fenster. Schwer wie ein Sack Kartoffeln plumpste der alte Bösewicht in den Vorgarten.
»So«, brummte Wachtmeister Dimpfelmoser zufrieden, »dich hätten wir! Aber nun ab durch die Mitte, dass du auf Nummer sicher kommst!«
Mühsam erhob sich der Räuber Hotzenplotz.
»Könnten Sie mir den Käfig nicht abnehmen?«, fragte er.
»Nein«, sagte Wachtmeister Dimpfelmoser, »der Käfig bleibt drauf!«
Er zog seinen Säbel blank. Doch bevor er mit Hotzenplotz losmarschierte, bedankte er sich geschwind noch bei Kasperl und Seppel für ihre Hilfe.
»Ich will dafür sorgen«, schloss Wachtmeister Dimpfelmoser, »dass ihr gleich morgen von unserm Herrn Bürgermeister eine Belohnung bekommt. Dann müsst ihr mir auch erzählen, wie alles gekommen ist. Ich möchte das selbstverständlich zu Protokoll nehmen, klar? Bis dahin – auf Wiedersehen!«
Wachtmeister Dimpfelmoser führte den Räuber Hotzenplotz dreimal am Strick durch die ganze Stadt. Die Leute kamen aus ihren Häusern gelaufen und staunten. Sie freuten sich, dass der Räuber endlich gefangen war.
»Was geschieht nun mit ihm?«, wollten alle wissen.
»Fürs Erste kommt er im Spritzenhaus hinter Schloss und Riegel«, sagte der Wachtmeister.
»Und fürs Zweite?«
»Fürs Zweite wird man ihm den Prozess machen.«
Kaffee und Kuchen
Kasperl und Seppel saßen in Großmutters guter Stube und strahlten. Wie gut, dass sie endlich wieder daheim waren! Nicht zu fassen, dass nur drei Tage dazwischenlagen, seit sie das letzte Mal hier beisammengesessen hatten!
Großmutter strahlte auch. Sie deckte geschwind
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