Der Raub des Wikingers
war eindeutig über die Worte seiner Frau schockiert, würde sie aber nicht öffentlich zur Rede stellen. Er warf seiner Frau einen langen Blick zu, der verriet, dass sie ihm später Rechenschaft würde ablegen müssen. Aber jetzt hielt er zu ihr, indem er verkündete: »Da hört Ihr es, meine Frau hat es Euch gesagt: Tyra wird irgendwo im Osten vermisst.«
Adam und Thorvald tauschten einen beunruhigten Blick. Thorvald hatte Adam vor den Intrigen bei Hof gewarnt, und jetzt erlebte er sie aus erster Hand. Er wettete seinen Kräutervorrat darauf, dass die Kaiserin mehr wusste, als sie zugab.
Das Gesicht des Königs rötete sich vor unterdrückter Wut, und er ballte die Fäuste, aber zu seiner Ehre musste gesagt sein, dass er sich in ruhigem Ton an den Kaiser wandte: »Romanus, ich bin König eines kleinen Teils eines kleinen Landes, aber ich herrsche dort so, wie Ihr hier. Meine Tochter Tyra ist eine Prinzessin, egal, wie sie sich selber sieht. Ihr habt einer norwegischen Prinzessin den ihr gebührenden Respekt verweigert. Ich sage Euch: Ich nehme Euch nicht nur Euren Mangel an Rücksicht übel, sondern alle Herrscher des gesamten Nordens werden mich unterstützen, wenn sie erfahren, was geschehen ist, denn wir Wikinger beschützen unsere Familien.«
Romanus richtete sich auf und erhob sich von seiner Liege. Seine Leibwächter zogen ihre Waffen und warteten auf seinen Befehl. Romanus war so rot wie Thorvald, als er fragte: »Wollt Ihr mir drohen, Wikinger?«
Thorvald sagte nichts und hob nur das Kinn, während er den arroganten Blick des Kaisers erwiderte.
Jetzt trat Adam dazwischen. »Lasst mich eines ergänzen, Romanus. Mein Onkel Tykir von Dragonstead genießt im Norden einen guten Ruf als Kämpfer, und mein Onkel Eirik ist Lord of Ravenshire in Britannien. Beide würden mir sofort helfen, wenn ich ihre Unterstützung brauche, um Tyra zu finden.«
Romanus machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir wären noch immer weit in der Überzahl.«
Adam zuckte die Achseln. »Na und? Wollt Ihr es nur wegen einer Frau wirklich zu einem Krieg kommen lassen?«
Einige Byzantiner von hohem Rang eilten zu ihrem Kaiser und begannen, ihn eingehend zu beraten, sie sprachen aber zu leise, als dass Adam sie hätte verstehen können.
Bald darauf erklärte Romanus widerstrebend: »Ich entschuldige mich dafür, wie ich die Prinzessin Tyra aus dem Norden behandelt habe, während sie in meinem Land ist. Ich stelle Euch meine Truppen zur Verfügung, die Euch bei der Suche nach ihr unterstützen sollen.«
Die Kaiserin machte ein Gesicht, als würde sie sich an ihrer Zunge verschlucken. Die Worte ihres Mannes waren für sie ein Schlag ins Gesicht.
Adam und Thorvald bekundeten ihr Einverständnis mit Romanus' Entschuldigung und seinem Hilfsangebot. Was sonst sollten sie tun?
»Nun, sieht ganz so aus, als seien wir auf dem Weg nach Osten«, stellte der König in einem Ton fest, der keinen Widerspruch duldete, nicht von einem arroganten Kaiser, der erst halb so alt war wie er, und auch nicht von einer boshaften Kaiserin.
Oh, Tyra, wo bist du?
Tyra war in einem Harem. Ausgerechnet in einem Harem!
Adam wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte oder beides gleichzeitig.
»Eines sage ich dir«, erklärte er Rashid. »Wenn dieser geile Wüstenscheich Hand an sie gelegt hat, werde ich ihm sein bestes Stück abschneiden.«
»Vergesst besser Euren Ärger und konzentriert Euch darauf, wie Ihr in den Harem kommt«, wies sein Assistent ihn an. »Es heißt, nur ein Eunuch dürfe den Harem betreten.«
Adam wollte gerade etwas Sarkastisches erwidern, aber der Mann war ihm mit seinen arabischen Kontakten eine unschätzbare Hilfe gewesen. Er hatte arrangiert, dass
Adam - nur Adam - gemeinsam mit einer Gruppe Ärzte die geheiligten Frauengemächer betreten durfte, um an der jährlichen Gesundheitsuntersuchung teilzunehmen. Die Untersuchung beinhaltete den Test, ob die Frauen noch im Besitz ihrer Jungfräulichkeit waren, und wenn das nicht der Fall war, führte das zur Hinrichtung. Dann wurden die Frauen auf Geschlechtskrankheiten hin untersucht, die ebenfalls zur Hinrichtung führten, weil sich dahinter Ehebruch verbarg. Dazu kamen verschiedene Beschwerden bis hin zum Ausschlag, der ebenfalls mit dem Tode bestraft wurde, je nach dem, wie sich die Damen ihn zugezogen hatten.
Thorvald und eine Truppe von hundert Soldaten - Varangier, Wikinger und Söldner - wollten eine halbe Meile vor dem Palast auf ihn und Tyra warten. Immer vorausgesetzt,
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