Der Ring von Ikribu
EINLEITUNG
Die Erschaffung der Roten Sonja
Groß ist die Zahl und bunt die Vielfalt der Schöpfungen heroischer Fantasy, die im Lauf der Jahre ihr Leben in Prosa und in kaltem hartem Drucksatz begannen und später in Comics verwandelt wurden – Comics, diese beliebte Zwitterform, die Wort und Bild auf eine Weise vereint, wie das vergangene Jahrhundert sie hervorbrachte. Man denkt dabei sofort an Edgar Rice Burroughs’ TARZAN sowie an Arthur Conan Doyles SHERLOCK HOLMES, Lester Dents DOC SAVAGE, vor allem aber an Robert E. Howards CONAN DER CIMMERIER.
Durch einen neueren, umgekehrten Trend finden sich immer mehr Comic-Schöpfungen als Taschenbuchromane wieder, häufig in erstaunlich genauer Übereinstimmung mit dem Original. Bei RED SONJA, der grimmigen Schwertkämpferin aus dem majestätischen Hyrkanien, ist die Geschichte etwas komplex.
Seit Mitte der sechziger Jahre bin ich Autor und Editor von Marvel Comics. Von 1965 bis vor kurzem schrieb ich den Text für die Abenteuer solch moderner Superhelden, wie sie mir aus meiner Jugend in den vierziger Jahren vertraut waren. Es gefiel mir, ihn dem Stil anzupassen, den Stan Lee in Verbindung mit den Zeichnern Jack Kirby und Steve Ditko Anfang der sechziger Jahre entwickelte. THE INCREDIBLE HULK – SPIDER-MAN – THE AVENGERS – DR. STRANGE – FANTASTIC FOUR – zur einen oder anderen Zeit schrieb ich sie alle.
Gegen Ende dieses Jahrzehnts begann ich nach etwas Neuem zu suchen, das mehr Möglichkeiten bot, wo ich die Grenzen des Marvel-Stils etwas ausdehnen könnte.
Dank der Berge von Zuschriften, mit denen wir in unseren Madison-Avenue-Büros jeden Wochentag überhäuft wurden, stieß ich auf viele Möglichkeiten, die Schöpfungen anderer Verfasser auf Marvel-Comics abzustimmen.
So kam ich zu Robert E. Howards Conan der Cimmerier und zu der ROTEN SONJA, DER TEUFELIN MIT EINEM SCHWERT!
Unter den vielen Fantasy-Schöpfungen, die unsere unermüdlichen Leser – wie sie uns immer wieder schrieben – gern in Comic-Form sehen wollten, war Conan der Barbar, der geistige Sohn des verstorbenen Robert E. Howard.
Der texanische Erzähler von Fantasy-Stories, der viel für das fast legendäre Heftmagazin WEIRD TALES in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren geschrieben hatte - Robert E. Howard – wählte 1936 den Freitod. Vor seinem Tod hatte er eine neue Spielart der phantastischen Literatur erfunden, die wir nun ›Schwert-und-Magie‹-Erzählung nennen. Die Elemente dazu gewann er von frühen Meistern der Fantasy, wie William Morris und Lord Dunsany, und vermischte sie mit dem übernatürlichen Horror Lovecrafts, den Abenteuerromanen Talbot Mundys, Rafael Sabatinis und sogar Edgar Rice Burroughs’. REH (wie seine Fans ihn nennen) war sowohl Eklektiker als auch eigenständig Schöpfender.
Viele Jahre schmachtete Howards Prosa in modernden Heftmagazinen, abgesehen von einer nicht sehr erfolgreichen Buchausgabe in den fünfziger Jahren. Doch dann, ab Mitte der sechziger, begannen zwei der bedeutendsten Schöpfungen des Texaners – unter der Redaktion und Leitung von L. Sprague de Camp, und nach viel eifriger Arbeit und Forschung Glenn Lords – in einer Taschenbuchreihe zu erscheinen. CONAN und KING KULL erlebten ihre Renaissance auf den Fersen eines leichten Edgar-Rice-Burroughs-Booms und einer weit bemerkenswerteren Begeisterung für die Werke J. R. R. Tolkiens.
Marvel war zu der Zeit jedoch an dergleichen nicht interessiert. Aber aus einer Flut von Zuschriften ging hervor, dass die Leser gegenwärtig beliebte Helden wie Tarzan, John Carter vom Mars, Tolkiens Hobbits, Doc Savage und, last but not least, Conan den Cimmerier in Comics sehen wollten.
Im Sommer 1970 konnten wir den Leserwunsch erfüllen. Nach einem zögernden Start wurde CONAN DER BARBAR ZU einem Comic-Phänomen. Ich schrieb bisher gut viertausend Seiten Conan-Texte, und ein Ende ist keineswegs abzusehen.
Nachdem wir einmal angefangen hatten, schrie die Conan-Comicreihe geradezu nach interessanten Nebenfiguren – zusätzlichen Helden, die um der Kontinuität willen von Zeit zu Zeit in der Serie auftauchten, verschwanden, auftauchten, verschwanden.
Sowohl in den Original-Stories als auch in den Comics gab es massenhaft Nebenfiguren, aber sie hatten alle die beunruhigende Neigung, sich umbringen zu lassen – damit sich Conan – im nächsten Monat – frei und unbehindert in ein neues Abenteuer stürzen konnte, mit neuen Nebenfiguren, versteht sich. Da war also
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