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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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in dem kühlen Hain, die vereinzelten Strahlen, die ihren Weg durch das Laubdach fanden, erschienen dem jungen Allas weniger wirklich als seine aufgefrischte Erinnerung. Doch er bemühte sich um eine ruhige Stimme, denn er wollte nicht, dass die anderen Soldaten ihn hörten.
    »Falls sie erfahren, wogegen wir kämpfen müssen«, gestand er Sonja leise, »machen sie vielleicht nicht mehr mit.«
    »Möglich. Aber wenn unsere Feinde Geister sind«, sagte Sonja gleichmütig, »wieso habt ihr dann den Angriff überhaupt überlebt?«
    »Sie waren vielleicht keine richtigen Geister«, murmelte Allas, der verzweifelt nach dem richtigen Wort für sie suchte. »Sie waren Wesen aus – aus irgendeinem unwirklichen Stoff, der sich mit Schwertern schneiden ließ, aber – sie schritten durch Mauern, als wären sie gar nicht vorhanden. Und wenn wir einen niedergestreckt hatten, nahmen drei weitere seinen Platz ein. Aber sie müssen zumindest zum Teil stofflich gewesen sein, denn viele von uns fielen mit Verwundungen – obgleich weit mehr, vor allem Zivilisten, ohne auch nur die geringste Verletzung starben. Was können sie gewesen sein? Hat Asroth sie aus der leeren Luft beschworen?«
    »Vielleicht«, sagte Sonja und wickelte den Rest ihrer eigenen Wegzehrung ein, »habt ihr gar nicht gegen Geister gekämpft, sondern gegen eure eigenen Leute. Wenn Asroth einen solchen Zauber gewirkt hat, könnt ihr leicht jeden Kameraden um euch herum für einen Feind gehalten haben.«
    Mit ungläubiger Einsicht blinzelte Allas sie an. »Ist so etwas denn möglich? Und starben die anderen dann aus nackter Furcht?«
    Sonja schürzte die Lippen. »Ich habe schon gegen seltsamere Zauberei gekämpft. Ein khorajanischer Poet sagte einmal zu mir: ›Die Kraft eines Zauberers liegt in Trugbildern der Furcht. Gelingt es ihm, die Seelen seiner Gegner zu entblößen, dann ist sein Zauber bereits zur Hälfte getan.‹«
    Allas schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie gehört. Was bedeutet es? Ihr wollt doch damit nicht sagen, dass es überhaupt keine Zauberei gibt?«
    Sonja schüttelte den Kopf. »Nein. Nein – Zauberei gibt es, daran besteht kein Zweifel. Aber wie unsere Waffen, junger Freund, ist Zauberei eine doppelschneidige Klinge, während eine Schneide den Feind verwunden oder töten mag, kann man sich an der anderen sehr leicht selbst schneiden. Sollten wir jetzt nicht lieber weiterreiten?«
    »Ja, natürlich. Ja.« Nachdenklich stand Allas auf. Die Rote Sonja war eine noch erstaunlichere Frau, als er anfangs gedacht hatte. »Ja. Wir werden zwar über Nacht irgendwo lagern müssen, doch ich denke, morgen können wir es zu Lord Olins Lager schaffen.«
    Er ging Sonja voraus zurück zum Tal, wo die Söldner sich ausruhten, und rief ihnen zu aufzusitzen.
     
    Auch der restliche Nachmittag blieb sonnig, und es sah nicht so aus, als würde neuer Regen aufkommen. Allas und sein Trupp legten eine beachtliche Strecke zurück, und die Söldner verrieten nichts von der Besorgnis oder gar Angst, die sie in der Schenke gezeigt hatten. Sie schienen gut miteinander auszukommen, so verschieden sie auch waren, und die Krieger aus dem Osten scherzten mit denen aus dem Westen, während die Soldaten aus dem Norden die aus dem Süden aufzogen, dass sie sich mit ihnen an Kampfgeist nicht messen könnten. Eine wilde Schar war es, und wie die meisten ihresgleichen waren sie hitzköpfig, aber nicht nachtragend, außer wenn sie sich ernsthaft in ihrem Stolz gekränkt fühlten.
    So freundlich der Tag gewesen war, so angenehm erwies sich auch der Abend. Als die Sonne am Horizont unterging, hieß Allas seinen Trupp auf einer Erhebung lagern, die die Sonne zu diesem Zweck genug getrocknet hatte. Die Soldaten versorgten zuerst ihre Pferde, wie es bei erfahrenen Reitern üblich ist, dann zündeten sie Lagerfeuer an und brieten darüber Fleisch.
    Sonja saß allein an ihrem Feuer und mied die Gesellschaft der anderen – nicht aus Unfreundlichkeit, sondern weil sie die Einsamkeit dummen Spaßen, seichter Unterhaltung und lärmender Geselligkeit vorzog. Doch während sie gedankenversunken zu den ersten Sternen hochblickte, trat ein Söldner an ihr Feuer. Es war Som, der blonde Bär, der ihr nach dem Kampf als erster seine Hochachtung ausgesprochen hatte.
    »Ich sehe, Ihr habt einen Weinbeutel geleert, Rote Sonja. Hättet Ihr Lust, mir bei meinem zu helfen? Oder wollt Ihr mich einen Trinker schimpfen?«
    Sonja lachte und lud ihn mit einer Handbewegung ein, sich ans Feuer zu

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