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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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der Zweiten Community verbunden sind. Keine Spur von Leto oder Moira. Jetzt verschiebt Quant den Blickwinkel auf das größte Zelt und stellt die Schatten scharf, die auf das weiße Segeltuch fallen. Selbst aus zehntausend Kilometern Höhe wären die Kameras des Rings leistungsfähig genug, um die Läuse im Haar einer einzelnen Person einzufangen, aber Quant konzentriert sich ganz auf die Schatten – bis sie weiß, wo sich die Insassen des Zelts aufhalten, und zu wissen glaubt, wo Moira hockt. Als sie auf Infrarot umschaltet, tritt die Wärmequelle auf dem Tisch zwischen Leto und Moira deutlich hervor. Die KI.
    Wir brauchen eine präzise Waffe. Strom schaut sich um, offen für Vorschläge. Die konventionellen Waffen des Rings hat er bereits verworfen: zu hohe Durchschlagskraft, zu schwer zu kontrollieren.
    In diesem Moment kommt Manuel eine Idee, vielleicht weil Moira wieder nicht bei uns ist – wie damals, als wir auf dem Weg zum See Stöckchen in den Mikrowellenstrahl der Empfangsstation geschleudert haben. Um kurz darauf Malcolm Leto kennenzulernen.
    Sofort überprüft Quant den minimalen Durchmesser des Mikrowellenstrahls. Ein Meter.
    Der Tisch zwischen Leto und Moira ist etwa einen Meter breit. Ein bisschen mehr, aber nicht viel.
    Wird Moira überleben?, fragt Meda.
    Strom senkt den Blick. Ich weiß es nicht.
    Auf jeden Fall wird das Zelt Feuer fangen.
    Und das Gehäuse der KI wird schmelzen, wenn nicht explodieren.
    Währenddessen behält Quant die Angriffswellen im Auge, die Letos KI ununterbrochen auf uns loslässt. Ständig wechseln ihre Muster, ständig steigt ihre Intensität. Draußen schultert einer von Letos Anhängern einen Raketenwerfer, zielt auf die Ankerstation und drückt ab.
    Ein Ablenkungsmanöver, meint Strom, während der ferne Donner des Einschlags verklingt. Die Rakete ist an der Außenwand zerschellt, ohne nennenswerte Schäden zu hinterlassen.
    Je früher wir handeln, desto besser, sendet Quant.
    Meda nickt. Also handeln wir jetzt.
    Allgemeine Zustimmung, ein gültiger Konsens.
    Zehntausend Kilometer über uns rotiert der Mikrowellensender, als Strom die Steuerung übernimmt. Ohne die Schatten auf dem Zeltdach aus den Augen zu lassen, stellt er die Brennmatrize auf den kleinsten Durchmesser ein und zielt auf den Tisch zwischen Leto und Moira.
    Er zögert. Es gibt keinen Grund, zu zögern. Gemeinsam lösen wir den Mikrowellenstrahl aus.
    Wir erwarten einen Lichtblitz, der parallel zur Aufzugsröhre in den Boden fährt, und wir sehen – nichts. Bis das Zelt auf einmal in Flammen aufgeht.
    Der Druck, der seit unserem Eintritt in die KI auf uns gelastet hat, verschwindet, die Angriffe durch Letos KI brechen ab. Unsere Feinde sind vernichtet.
    Moira!
    »Mir nach!«, ruft die Ring-KI, als wir uns plötzlich in der realen Welt wiederfinden. Schnell ziehen wir Meda hoch und rennen die Rampe hinunter in den Empfangssaal, wo sich automatisch ein breites Tor öffnet. Wir stolpern in einen Hof, in dem ein Geländefahrzeug mit laufendem Motor bereitsteht.
    Meda wirft Quant einen fragenden Blick zu. Kannst du das Ding fahren?
    Quant antwortet gar nicht erst.
    »Eliud bleibt hier«, sagt Meda.
    Aber er ist schon auf den Beifahrersitz geklettert. »Vergiss es!«
    Weitere Tore öffnen sich, während wir ohne Rücksicht auf Verluste über den steinigen Boden rasen. Wir müssen zum Zelt, wir müssen zu Moira.
    Letos Anhänger starren uns mit ausdruckslosem Gesicht hinterher, und Strom fragt sich, ob die Zerstörung der KI bei ihnen bleibende Schäden hinterlassen hat.
    Bestimmt nicht, meint Meda, ohne selbst daran zu glauben.
    Vor dem Zelt springt Strom ab, schnappt sich einen Feuerlöscher und stürzt sich in das Inferno aus loderndem Segeltuch und wirbelnder Asche. Wir folgen ihm, treten Flammen aus und halten Ausschau nach Moira.
    Neben dem Tisch finden wir sie. Sie und Leto.
    Leto ist tot, sein Gesicht versengt und geschwärzt. Der Mikrowellenstrahl hat ihm Beine und Unterleib verkohlt.
    Die KI ist ein geschmolzener Plastikklumpen.
    Moiras Kopf hängt von der Stuhllehne – aber sie lebt. Wir betasten die Verbrennungen auf ihrem Gesicht und ihrer Brust, Meda zieht den Stecker aus ihrem Nacken, Strom nimmt sie in die Arme und trägt sie in unserer Mitte ins Freie.
    Im Wagen hat Eliud schon den Verbandskasten herausgeholt. Quant gibt Moira eine Morphiumspritze, während die anderen Salbe auf ihre Wangen streichen.
    Sie atmet, sendet Strom.
    Doch ihr Körper verströmt keine chemischen Erinnerungen,

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