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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbuelt
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Außer ihm war nur Rolgist hier unten. Glimdibur gab dem Oger Anweisungen, wo er Probeschläge in den Fels zu setzen hatte, um die Adern des kostbaren Marmorgesteins weiter verfolgen zu können. Rolgist hatte wenig Lust, den ausschweifenden Erklärungen des Zwerges zu folgen. Ständig hetzte er ihn von Tunnel zu Tunnel.
    »Grab hier. Grab da. Nimm den Balken mit. Setz dort eine Markierung. Schaff das Geröll beiseite«, waren schon zu viele Befehle für ihn. Aber: »Schau dir das an. Was sagst du dazu? Lass es mich dir einmal erklären«, überstieg sein Wohlwollen bei weitem. Rolgist schaltete einfach ab und versank mit seinen Gedanken tief ins Nichts, was ihm nicht sonderlich schwerfiel. Bei den letzten Besuchen des Zwerges war immer sein Bruder Tastmar zugegen gewesen, doch heute hatte er etwas Besseres zu tun: essen, schlafen, faulenzen. Widerwillig hatte Rolgist zugestimmt, dieses Martyrium über sich ergehen zu lassen, und nur der Ausblick darauf, dass sein Bruder die nächste Begehung ohne ihn erledigen würde, hatte ihn überzeugt. Rolgist wusste, dass die Arbeit des Zwerges wichtig war, und er erkannte auch die Gefahr, die darin lag, wenn man seinen bautechnischen Anweisungen nicht Folge leistete. In einem Tunnel unter der Erde zu hocken, der jeden Moment zusammenbrechen konnte, war noch unangenehmer als einem Zwerg zuzuhören, der endlos von viel zu schwierigen Dingen sprach.
    »Dein mangelndes Interesse kommt daher, weil du nicht verstehst, was ich hier tue. Du verstehst den Stein nicht. Du hörst ihm nicht zu. Du erkennst nicht, was er will. Sprich mit den Felsen, und du wirst merken, dass sie dir viel zu erzählen haben«, ermahnte Glimdibur ihn.
    Rolgist war erleichtert, dass er nicht hören konnte, was die Felsen zu erzählen hatten, das Gefasel des Zwerges reichte ihm schon vollauf.
    »Felsen nicht reden. Felsen tote Erde«, brummte er und hoffte damit einen, wie Mogda immer sagte, logischen Einwand zu bringen, damit Glimdibur endlich die Klappe hielt. Doch leider funktionierte so etwas immer nur bei Mogda, bei ihm bewirkte es das genaue Gegenteil.
    »Na, darüber kann ich dir einiges erzählen«, entgegnete Glimdibur tadelnd. »Steine sind ganz und gar nicht tot. Sie sind lebendig, so wie du und ich. Alles fing mit Steinen an. Die Zwerge sind aus Steinen erschaffen worden. Ich sehe schon, ich muss etwas weiter ausholen.«
    Nein , dachte Rolgist. Musst du nicht . Aber er rollte bloß mit den Augen, ließ die Schultern hängen und ergab sich seinem Schicksal. Glimdibur hatte sich scheinbar gerade für sein Thema erwärmt. Er war erst bei der Entstehungsgeschichte des ersten Zwerges. Rolgist wusste nicht, wie viele des kleinen Volkes es gab, doch es waren zu viele, um allen Lebensgeschichten zu folgen. Sein Magen knurrte, und Müdigkeit überkam ihn. Glimdibur machte keine Pause. Seine Erläuterungen nahmen kein Ende. Zwischen den einzelnen Geschichten, die sich zu einem endlosen Netz aus Geburten, Vermählungen und Todesfällen aneinanderfügten, gab es nicht einmal genug Luft für Rolgist, um hastig »Steine doch leben« zu sagen. Aber irgendwann würde der Zwerg atmen müssen und kurz absetzen, es sei denn, die Geschichte mit den Steinen stimmte wirklich.
    Es war ihm egal. Wenn sie nicht stimmte, würde Glimdibur irgendwann blau anlaufen und tot umfallen. Bis dahin wollte Rolgist sich ablenken, indem er die letzten Anweisungen des Zwerges ausführte.
    Seinen gewaltigen Steinhammer hinter sich herziehend begab er sich zu der Stelle, an der ein mannshoher Felsbrocken lag, der laut Glimdibur aus Vulkangestein bestand. Aus den Ausführungen des Zwerges dazu hatte er vor allem eines herausgehört: »Weg damit.«
    Völlig genervt holte Rolgist zu einem mächtigen Schlag aus. Er führte den Hammer hinter dem Rücken über den Kopf nach vorn. Ein tiefes Brummen aus der Kehle des Ogers begleitete den Schlag und gab Aufschluss darüber, wie enorm viel Kraft er in den Hieb legte. Funken sprühten, als das zwergische Metall auf den Felsen traf. Ein tiefer Riss zog sich vertikal durch das Gestein, und mit einem knirschenden Geräusch brach der Findling in zwei fast gleichgroße Teile, die sofort auseinanderklappten. Rolgist musste sich mit einem Sprung zur Seite vor der tonnenschweren Last retten. Verwundert kam er wieder auf die Füße und betrachtete das Resultat seines Wutausbruches. Der Stein barg einen Hohlraum, und das Innere war verziert mit hunderten von gezackten Kristallen, die im Licht seiner Fackel

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