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Der Ruf der Kiwis

Der Ruf der Kiwis

Titel: Der Ruf der Kiwis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wirkte das Kaminfeuer wie ein Schlaftrunk.
    Lilian verwickelte Maakas Frau in ein Gespräch und stellte fest, dass Waimarama noch hübscher wurde, wenn sie auftaute. Gloria vermerkte mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Verwunderung, dass Jack dem Maori-Mädchen trotzdem keinen zweiten Blick gönnte. Ben Biller reagierte allerdings ebenso wenig. Er diskutierte wieder einmal mit seinem Vater, wobei es diesmal um die Frage ging, welche Bedeutung Mauis Niederlage gegenüber der Totengöttin wirklich hatte. Ging es nur um Verrat durch falsche Freunde oder die Unabwendbarkeit der Sterblichkeit? Ben argumentierte mit Charlottes Aufzeichnungen, Caleb mit Schnitzereien von der Nordinsel.
    Dabei fuchtelten beide erregt mit den jeweiligen Beweisen ihrer Theorie in der Luft herum – und Jack erkannte alarmiert Charlottes letzte Kladde in Bens Hand. Sein Herz krampfte sich zusammen. Es durfte nicht sein, dass Glorias Bilder in die Hand dieses Fremden geraten waren. Niemand hatte sie sehen dürfen ... warum hatte er sie nur nicht versteckt, sondern einfach in die Kladde zurückgeschoben?
    Ben Biller bemerkte seinen erschrockenen Blick und deutete ihn als Missbilligung.
    »Entschuldigen Sie vielmals, Mr. McKenzie, wir wollten die Schriften natürlich nicht ohne Erlaubnis an uns nehmen. Aber Ihre Mutter hatte die Freundlichkeit ...«
    Gloria erwachte aus dem Halbschlaf, in den Tims Erklärungen sie versetzt hatten. Bisher hatte sie Bens und Calebs Diskussion an sich vorbeirauschen lassen. Aber jetzt merkte sie auf.
    Jacks Blick wanderte zu Gwyneira. Sie schaute auf. Und sah das Entsetzen in Glorias Gesicht.
    »Ihr zwei solltet einfach mal herkommen«, sagte Gwyneira leise. »Ihr müsst gar nichts sagen. Ich möchte euch bloß gern in den Arm nehmen. Jetzt, da ihr wieder da seid.«
     

14
    Jack und Gloria hörten nur am Rande mit, wie die anderen Pläne schmiedeten. Tim Lambert wollte so schnell wie möglich nach Hause, und Elaine überredete Lilian und Ben, sich für ein paar Tage anzuschließen. Bei dem jungen Paar war der Abstecher nach Greymouth nicht unumstritten: Lilian wollte ihre Brüder und ihr Pferd wiedersehen, doch Ben fürchtete das Zusammentreffen mit seiner Mutter. Wie zu erwarten, setzte Lily sich durch. Elaine raunte Tim zu, Ben sei doch »wirklich ein lieber Junge«.
    »Ich möchte bloß wissen, was Lily an ihm findet«, fügte sie dann hinzu, während Ben und Caleb sich wieder der Frage der grundsätzlichen Berechenbarkeit der Handlungen von Göttern und Sagengestalten in der Maori-Mythologie zuwandten. Tim brummte irgendetwas, das Elaine als Zustimmung deutete.
    Maaka und seine schöne Frau zogen sich bald zurück; wahrscheinlich fanden sie Bens und Calebs Diskussionen noch enervierender als der Rest der Versammlung. Jack nutzte die Gelegenheit, sich ebenfalls zu verabschieden, und auch Gloria wünschte allen eine gute Nacht. Sie küsste ihre Großmutter auf die Wange, was sie nicht mehr getan hatte, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Gwyneira war darüber zu Tränen gerührt.
     
    Gloria drückte leise die Tür zu Jacks Zimmer auf. Sie klopfte nicht. Früher hatte sie auch nie geklopft. Und genauso selbstverständlich wie viele Jahre zuvor schlüpfte sie unter seine Decke. Aber das Kind von damals hatte ein Nachthemd getragen und sich sofort, ohne einen Laut von sich zu geben, an seinen großen Beschützer geschmiegt, um dann ohne Albträume weiterzuschlafen. Die Frau von heute warf ihren Morgenmantel ab, bevor sie zu ihm kam. Darunter war sie nackt. Sie zitterte, und Jack meinte, ihren rasenden Herzschlag zu hören.
    »Was muss ich tun?«, fragte sie leise.
    »Gar nichts«, sagte Jack, doch sie schüttelte den Kopf. Gloria strich ihr frisch gewaschenes Haar zurück; gleichzeitig hob Jack die Hand. Ihre Finger trafen sich und fuhren wie elektrisiert auseinander.
    »›Gar nichts‹ hab ich schon versucht«, flüsterte Gloria.
    Jack streichelte ihr Haar und küsste sie. Zuerst auf die Stirn, die Wange, dann auf den Mund. Sie öffnete ihn nicht, sondern hielt nur still.
    »Gloria, du musst das nicht tun«, sagte Jack sanft. »Ich liebe dich. Ob du mit mir das Bett teilst oder nicht. Wenn du nicht willst ...«
    »Aber du willst doch«, murmelte Gloria.
    »Darum geht es nicht. Wenn es Liebe ist, müssen beide wollen. Wenn nur einer daran Freude findet, ist es ...« Er fand kein Wort dafür. »Jedenfalls ist es dann falsch.«
    »Deiner Charlotte hat es gefallen beim ersten Mal?« Gloria entspannte sich

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