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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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auf Hände und Beine, fast ohne Schattierungen. Timothy trank seinem Spiegelbild zu.
    »Sehr zum Wohl, Bluebottle 1 !«
    Total verrückt, sich die Haut zu färben. Aber das war nun einmal der Dernier cri der Snobiety, und ein Mann vom Image eines Timothy Truckle durfte da nicht abseits stehen, zumal er sich an Oliver DuMont heranpirschen wollte. Und wenn Timothy schon eine Mode mitmachen mußte, dann wenigstens als einer der ersten. Ein Zwerg, so sagte er immer, ist bestenfalls komisch; aber ein eitler, arroganter, versnobter Zwerg, das ist schon wieder eine Attraktion.
    Timothy steckte den Frack in den Colorator und ließ ihn nachtblau tönen, dann wählte er lange und sorgfältig, bis er den richtigen Färbekamm gefunden hatte, ein warmes, rötliches Umbra, so exakt abgestimmt, daß auch die bedeutendsten Maler der Alten wie der Neuen Welt nichts an seiner Farbzusammenstellung hätten aussetzen können. Er prostete dem blauen Zwerg im Spiegel vergnügt zu.
    Timothy ging zum Lift 17 C-1. Er wollte sich unbedingt von Tom zur »Stardust«-Bar hinaufbringen lassen; er mußte alle nur möglichen Tricks anwenden, wenn er DuMonts Aufmerksamkeit erregen und an seinen Tisch gebeten werden wollte, und er versprach sich einiges von dem Kontrast, den er mit dem baumlangen, ihn um fast einen Meter überragenden Neger bilden würde.
    DuMont war in Schwierigkeiten. Er gab sich zwar ausgelassen und arglos und zeigte sich fast jeden Abend in der Öffentlichkeit, geradezu verdächtig oft für einen arglosen Bigboss, doch Timothy wußte, daß zwei von DuMonts Topmanagern in den letzten Wochen unvermittelt verstorben waren und daß man auf DuMont Mordanschläge verübt hatte. Was lag näher, als daß er sich nicht länger auf seine Privatpolizei verließ und den besten Detektiv der Staaten engagierte? Timothy mußte es ihm nur noch beibringen. Er brauchte dringend einen Klienten vom Format DuMonts, vor allem wegen des damit verbundenen Prestiges; es war in den vergangenen Monaten entschieden zu still um den guten Timothy Truckle gewesen, und nichts schadet solch einem Geschäft mehr, als in Vergessenheit zu geraten. Man muß nicht nur erfolgreich, man muß auch »in« sein.
    An der Zentralkreuzung wäre Timothy fast mit der Hauswache zusammengestoßen, die ihren Kontrollgang durch die 827. Etage machte. Die beiden Safemen starrten Timothy mit offenem Mund nach, wahrscheinlich hatten sie noch nichts von der brandneuen Mode gehört und überlegten, ob Timothy nicht am Ende eines der kleinen blauen Männchen war, die, wenn man dem Videomagazin SCIENCE glauben wollte, eher früher als später die Erde besetzen würden. Bevor die Safemen sich von ihrem Schreck erholt hatten, ging die Lifttür auf, und Timothy stieg ein. Mit dem Rücken zuerst. Er wollte die Überraschung auf Toms Gesicht genießen. Als Timothy jedoch den Kopf in den Nacken legte und sich langsam umdrehte, blickte er ins Leere. Dafür ertönte eine heiser piepsende Stimme neben seiner Schulter.
    »Guten Abend, Mister Truckle.«
    Statt eines baumlangen Negers bediente ein Liliputaner den Lift! Der Mann war noch anderthalb Kopf kleiner als Timothy.
    »Ich bin Bud, der neue Liftboy«, stellte er sich mit devotem Lächeln vor. »Ich hoffe, Sie werden mit mir zufrieden sein, Mister Truckle.«
    »Sie kennen mich?« fragte Timothy verdattert.
    »Wer kennt Sie nicht?« gab der Liliputaner zurück. »Sie sind einer der berühmtesten Mieter des ›Nebraska‹ und einer der häufigsten und beliebtesten Gäste der ›Stardust‹-Bar, wie man mich instruierte.«
    Timothy knurrte wütend. Man hatte ihm also die sorgsam geplante Show gestohlen. Zwei Zwerge, das war der Gipfel des Lächerlichen. Zu spät dachte er daran, umzusteigen, der Lift hielt schon in der 1112. Etage, der Liliputaner riß die Tür auf, und Timothy blieb nichts anderes übrig, als auszusteigen. Hoffentlich sah DuMont nicht gerade herüber!
    DuMont war noch gar nicht gekommen. Die Westfront der Dachetage, die er für sich hatte reservieren lassen, war gähnend leer. Timothy ging zum Bartresen. Der Keeper erschrak derart über den taubenblauen Teint, daß Timothy ihn zweimal mahnen mußte, den Barhocker hinunter und dann wieder in die Höhe zu fahren.
    »Keine Angst, Melvin«, beteuerte Timothy, »ich bin weder krank noch ansteckend, das heißt, ansteckend vielleicht doch! Das ist die Mode von morgen.«
    Der Barkeeper schüttelte entsetzt den Kopf. »Müssen Sie alles mitmachen, Tiny?«
    »Ich muß, Melvin, ich

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