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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stimme. Er klang einfach nur so, wie man sich nach einer Sechzehn-Stunden-Autofahrt fühlt: müde.
    »Ein paar Bretterbuden und einen Stacheldrahtverhau? Wir bewahren hier vielleicht den sensationellsten Fund der letzten fünfhundert Jahre auf!«
    Ich nickte widerstrebend, ich wußte selbst nicht, was ich eigentlich erwartet hatte,, öffnete die Tür und stieg aus.
    Es war überraschend kalt. Der strahlend blaue Himmel, die Sonne, die grell lodernd über dem Horizont stand, und die fast reifen Felder hatten mir, solange ich im geheizten Wagen saß, frühlingshafte Wärme vorgegaukelt, doch in Wahrheit ging ein eisiger Wind, der Salzwassergeruch mit sich herantrug. Wenn man genau hinhörte, konnte man ein fernes, dumpfes Raunen vernehmen. Man spürte die Nähe des Meeres, auch wenn man es vom Haus aus nicht sah. Ich wartete, bis Jake den Wagen verschlossen und die Reisetasche mit meinen wenigen Habseligkeiten aus dem Kofferraum genommen hatte, vergrub die Hände in den Taschen und ging fröstelnd los.
    Der feinkörnige Kies, mit dem der Weg zum Haus hinauf bestreut war, knirschte unter meinen Schuhsohlen, und der kalte Wind blies mir feinen Sand in die Augen. Trotzdem widerstand ich der Versuchung, das Gesicht zur Seite zu drehen, und starrte weiter fasziniert Professor Havillands Haus an.
    Nein, es paßte wirklich nicht hierher. Es war ein mächtiges, im Stil der spätviktorianischen Zeit erbautes Herrenhaus mit großen, bleiverglasten Fenstern und einer gewaltigen, von polierten Marmorpfeilern gestützten Terrasse. Rechts neben der Tür konnte ich ein kleines Messingschildchen erkennen, ohne die Schrift aus der Entfernung entziffern zu können, und mir fiel auf, wie gepflegt und tadellos in Schuß gehalten der große Vorgarten war. Offensichtlich handelte es sich bei diesem Haus um eine ehemalige Hazienda, deren Besitzer einen gehörigen Britannien-Tick gehabt haben muß; anders war das Vorhandensein eines solchen Herrenhauses in diesem gottverlassenen Kaff am Ende der Welt kaum zu erklären. Und irgend etwas an diesem Haus war sonderbar. Trotz seiner Majestätik, den hellen Farben und der großen Fenster wirkte es, ja, beinahe bedrohlich. Vielleicht, weil es so wenig in seine Umgebung paßte.
    Becker blieb neben der Tür stehen und machte eine einladende Handbewegung. »Die Tür ist offen.« Er lächelte flüchtig.
    »Wir schließen hier nie ab.«
    Tatsächlich gab es nicht einmal ein Schloß, wie ich mit gelinder Verwunderung feststellte, als ich die Tür zögernd aufstieß. Eine große, düstere Empfangshalle nahm uns auf. Becker stellte die Tasche ab, drückte die Tür hinter sich zu und seufzte erleichtert.
    »Geschafft«, murmelte er. »Aber diesmal endgültig.« Er grinste, ging bis zur Mitte der Halle und sah sich suchend um. Wir waren allein. Natürlich, wir waren fast zweitausend Meilen gefahren, um hierher zu kommen, und man konnte wohl kaum von Havilland erwarten, daß er es sich in der Empfangshalle gemütlich machte, um mich jederzeit begrüßen zu können, einen Mann, von dem er außer dem Namen bisher nur wußte, daß er sein Hobby teilte.
    Was übrigens eine glatte Lüge war. Aber es war der einfachste Weg gewesen, mit ihm in Kontakt zu treten. Man hatte mich gewarnt, daß Havilland ein menschenscheuer Eigenbrötler war. Ich betete insgeheim, daß ich wenigstens Zeit genug finden würde, ihm mein wirkliches Anliegen zu erklären, ehe er herausfand, daß ich mit Müh und Not wußte, wie man das Wort Wikinger schrieb, und mich in hohem Bogen hinauswarf.
    Neugierig sah ich mich um. Die Halle war fast so groß wie die meines eigenen Hauses in London, und Andara-House ist wirklich gewaltig! Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, so daß der ganze Raum in ein unsicheres Dämmerlicht getaucht war; überall standen niedrige Glasvitrinen und Schränke herum. Das Ganze machte den Eindruck einer Privatsammlung oder eines kleinen Museums, nicht eines Hauses, in dem ernsthafte wissenschaftliche Forschung betrieben wurde. Nun ja, ich war nicht hier, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte Becker, verschwand in einem Korridor, der linker Hand von der Halle wegführte und kehrte gleich darauf mit einem bedauernden Lächeln wieder. »Niemand da«, sagte er. »Ich fürchte, der Professor ist zur Zeit nicht im Haus. Er geht oft weg, aber er wird bald zurück sein. Er bleibt nie lange aus, und außerdem weiß er ja, daß Sie kommen. Ich werde Ihnen in der

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