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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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grundsätzlich keine Interviews gebe, sie aber zu dem Fest an diesem Abend herzlich willkommen sei. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, er würde sich dazu äußern, dass die Sanctum-Reihe als Animes verfilmt werden soll. Inzwischen ist Mizuho schon seit vier Tagen sein Gast.
    Veronica seufzt und schließt eine Weile die Augen.
    Mitzuho hat ihre Goldkette nicht abgenommen, als sie in die Sauna gegangen sind, und Reidar sieht, dass sie inzwischen auf ihrer Haut brennt. Marie hatte nur fünf Minuten in der Sauna gesessen, ehe sie duschen ging, und nun verlässt auch die japanische Journalistin die Sauna.
    Veronica lehnt sich vor, stützt sich mit den Ellbogen auf den Knien ab und atmet durch den halb geöffneten Mund, während von ihren Brustwarzen Schweiß tropft.
    Reidar empfindet eine fragile Zärtlichkeit für sie, weiß aber nicht, wie er ihr die öde Landschaft in seinem Inneren erklären soll. Wie er erklären soll, dass alles, was er im Hier und Jetzt tut, die Aktivitäten, in die er sich stürzt, nur ein willkürliches Tasten nach irgendetwas ist, das ihm helfen soll, die nächsten Minuten zu überleben.
    »Marie ist sehr schön«, sagt Veronica.
    »Ja.«
    »Große Brüste.«
    »Hör auf«, murrt Reidar.
    Sie sieht ihn an, und ihr Gesicht ist ernst, als sie sagt: »Warum kann ich mich nicht einfach scheiden …«
    »Dann ist es aus zwischen uns«, unterbricht Reidar sie.
    Veronicas Augen füllen sich mit Tränen, und sie will gerade etwas sagen, als Marie zurückkommt und sich mit einem leisen Kichern neben Reidar setzt.
    »Gott, ist das heiß«, haucht sie. »Wie könnt ihr hier nur so lange sitzen bleiben?«
    Veronica schüttet eine Kelle Wasser auf die Steine. Es zischt heftig, und heißer Dampf wallt auf, hüllt sie für Sekunden ein. Anschließend ist die Hitze wieder trocken und unbewegt.
    Reidar stützt sich vorgebeugt auf seinen Knien ab. Die Haare auf seinem Kopf sind so heiß, dass er sich fast verbrennt, als er mit der Hand hindurchfährt.
    »Das muss reichen«, haucht er schließlich und steigt hinunter.
    Die beiden Frauen folgen ihm in den weichen Schnee hinaus. Die Abenddämmerung legt die ersten Schichten Dunkelheit über die Schneedecke, die bereits hellblau leuchtet. Schwere Schneeflocken schweben herab, während die drei nackten Menschen in den tiefen Neuschnee hinausstapfen.
    David, Wille und Berzelius dinieren gemeinsam mit den anderen Vorstandsmitgliedern des Sanctum Stipendienfonds, und ihre Trinklieder dringen von der Rückseite des Gutshauses bis zu ihnen hinüber.
    Reidar dreht sich um und sieht Veronica und Marie an. Von ihren glühenden Körpern steigt Dampf auf, so dass sie in einen schleierartigen Dunst gehüllt sind, um sie herum fällt Schnee. Er will gerade etwas sagen, als Veronica sich bückt und ihn mit Schnee bespritzt. Lachend weicht er zurück, stolpert, fällt auf den Rücken und verschwindet in dem pulvrigen Schnee.
    Er liegt auf dem Rücken und hört ihr Lachen.
    Der Schnee hat eine befreiende Wirkung. Sein Körper ist immer noch glühend heiß. Reidar blickt zum Himmel hinauf, und der hypnotische Schnee wirbelt aus der Mitte der Schöpfung herab, eine Ewigkeit aus abwärts taumelndem Weiß.
    Er wird von einer Erinnerung überrascht. Er schält die Kinder aus ihren Schneeanzügen, entfernt die Eisbrocken aus ihren Wollmützen, erinnert sich an ihre kalten Wangen und verschwitzten Haare. An den Geruch des Trockenschranks und der nassen Stiefel.
    Die schmerzliche Sehnsucht nach den Kindern ist so intensiv, dass er sie als rein körperlich erfährt.
    In diesem Augenblick wünscht er sich, allein zu sein und im Schnee liegen zu bleiben, bis er das Bewusstsein verliert und geborgen in seiner Erinnerung an Felicia und Mikael, so wie sie früher bei ihm waren, sterben kann.
    Schwerfällig rappelt er sich auf und schaut auf die weißen Ackerflächen hinaus. Marie und Veronica lachen, machen Schneeengel und wälzen sich im Schnee.
    »Wie lange gibt es diese Feste eigentlich schon?«, ruft Marie ihm zu.
    »Ich will nicht darüber reden«, murmelt Reidar.
    Er will fortgehen, sich betrinken und anschließend die Schlinge über seinen Kopf ziehen, aber Marie stellt sich ihm breitbeinig in den Weg.
    »Du redest nie, ich weiß nichts von dir«, sagt sie mit einem kurzen Lachen. »Ich weiß nicht einmal, ob du Kinder hast oder …«
    »Lass mich in Ruhe, verdammt nochmal!«, schreit Reidar sie an und schiebt sich an ihr vorbei. »Was willst du eigentlich?«
    »Entschuldige,

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