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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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wenigstens einen Schirm oder eine Regenjacke?«
    Das Mütterliche ist sonst nichts, was den Sandner auszeichnet. Er muss beruhigen. Nicht, dass der junge Kommissar ihm durchgeht, wie der Brauereigaul nach einem Hornissenstich.
    Die Reifen schlittern gefährlich über den Asphalt.
    Der Hartinger wackelt nur leicht indisch mit dem Schädel. Regenschirm? Was für eine Banalität angesichts einer Mordermittlung. Eine schwarze, glänzende Lederjacke trägt er. Das ärgert den Sandner. Der Hauptkommissar im Friesennerz und der Bursch im Kriminaleroutfit. Wenn der Regen nicht so niederprasseln täte, würde er bestimmt gleich die Ray Ban aus dem Halfter reißen. Dafür sollte er tüchtig nass werden, zur Strafe.
    Überhaupt der Regen, seit Tagen, vielleicht wäre es vorausschauend, in Meiningers Boot eine Platzreservierung vorzunehmen.
    »Wann hat man denn die Leich gemeldet, und wer?«
    »Sieben Uhr achtundfünfzig«, kommt es vom jungen Ermittler, wie aus der Pistole geschossen, »eine ältere Dame, Erdlinger heißt sie, hat die Eins-eins-null gewählt. Die Bereitschaft vor Ort hat dann bestätigt.«
    »Brav.«
    Sie fliegen am Grünwalder Ortsschild vorbei.
    »Habt ihr den Kare auch erreicht?«
    »Mailbox.«
    »Na sauber, der Hundling.«
    Auf dem Friedhof herrscht reger Betrieb. Die Grünwalder Polizeiinspektion ist nur einen Katzensprung entfernt und hat gleich einen Betriebsausflug organisiert. Dreist ist das, ihnen die Leiche praktisch in den Vorgarten zu werfen. Überall wuseln Uniformierte umher. Ein grüner Ameisenhaufen, in Szene gesetzt vom blinkenden Polizeifuhrpark, der American Christmas gibt. Handygedudel und Thermoskannen.
    Der Hartinger will gleich bis zur Mauer hinpreschen.
    »Bist narrisch?!«, wird er vom Beifahrer angebrüllt, sodass er vor Schreck auf die Bremse steigt und das Lenkrad verreißt. Der BMW bricht aus und stellt sich quietschend quer.
    Großes Kino, alle Augen sind auf sie gerichtet.
    »So hab ich mir das gewünscht«, knurrt der Sandner und bleckt die Zähne. »Soll ich dir ins Auto reihern oder was? Und die Spusi schaufelt dir gleich ein Loch aus, wenn du zur Mauer hinfährst.«
    Der Rennfahrer schaut ein bisschen kleinspuriger aus der Wäsche. Leben ist Lernen.
    »Schaug«, setzt ihm der Hauptkommissar auseinander, wie er sich wieder halbwegs beruhigt hat, »da drinnen liegt eine Leich, die da nicht hingehört. Wenn die nicht selber reinstrawanzt ist oder sich heut Nacht ausgegraben hat, weil es gar so fad war im Eichensarg, dann hat sich ein mutmaßlicher Täter wahrscheinlich nicht mit städtischen Öffnungszeiten aufgehalten. Und was tust du, wenn das Tor verrammelt ist? Du stemmst es auf – oder ab über die Mauer.«
    Nur ein Ächzen kommt vom Hartinger, der sich wohl innerlich gerade ans Kreuz nagelt.
    »Da hätte ich auch selber draufkommen müssen«, traut er sich schließlich zu nuscheln.
    »Ah geh! Du hast es nur zu brisant gehabt, das passiert jedem einmal. Das nächste Mal weißt du es.«
    Aufmunterndes Schulterklopfen, Zuckerbrot und Peitsche, dann steigt der Sandner aus dem Wagen.
    Einen ordentlichen Friedhof haben wir hier, naturbelassen, geschmackvoll, eigentlich ein passender Ort für den Tod.
    Ein Mann im weißen Overall nähert sich. Schon am schlürfenden Gang zu erkennen. Wenn auf jemanden die Bezeichnung »Schnüffler« zutrifft, dann auf Poschner. Der Leiter der Spurensicherung ist ein kleines, o-beiniges Männchen, das Gesicht immer gen Boden geneigt, auf Fährtensuche, als würde ihn das Gewicht seiner langen, spitzen Nase nach unten ziehen. Als Pestdoktor erste Wahl. Frankfurter Wurzeln, enormes Wissen, der Sandner arbeitet gern mit ihm.
    »En gude, Sandner, sin mer auf dem Nürburgring? Kannscht du es nicht erwarte, oder wolltest dich dazulege? Mir sind glei ferdisch, geschissener Reesche, da brauchst du ned viel von uns erwarte. Kannscht ruhisch herumsauen, alles gesischert und fotografiert.«
    »Und das am heiligen Sonntag, Respekt, Raimund. Wisst ihr schon Genaueres?«
    »So wie es aussieht, könne se iwwer das Tor sein. Die Zweische danebe sehen frisch geknickt aus. Müsst man den Friedhofsgärtner noch dazu befrage. Mir schneide sie grad ab und sacke sie ein, vielleischt is was auf den Blättern zu finde. Sonst fällt mer aa nix mehr ein.«
    Sandner sieht kurz zu, wie zwei Männer vorsichtig Plastiksäcke um die Äste stülpen, um sie dann mit einer Gartenschere abzuknipsen.
    »De dürftige Spure nach, hat den jemand in einer Plane hingeschleift und auf

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