Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Denise, die wusste, dass Menschen als »Leibeigene« des Vampirs betrachtet wurden, der sie sich als Nahrungsquelle hielt. Wie Fertiggerichte mit Schlagadern.
»Aha.« Die Augen des Fremden leuchteten. »Also eher ein Arrangement der romantischen Art?«
»Nein, zur Hölle noch mal«, fauchte Denise, während sie weiter auf den Tisch zukroch, und dabei so tat, als wollte sie nur ihren aufklaffenden Bademantel zusammenraffen. Darunter war sie nackt, aber um die Wahrung ihres Schamgefühls ging es ihr nicht. Sie wollte die Pistole. Mit was für einem Wesen sie es auch zu tun haben mochte, womöglich konnten Kugeln ihm etwas anhaben. Vielleicht sogar genug, um ihr die Chance zur Flucht zu verschaffen.
»Sprich nicht von diesem Ort«, antwortete der Mann schaudernd. »Weckt üble Erinnerungen.«
Denise hielt inne. Sie musterte den Fremden noch einmal genau. Rote Augen. Schwefelgeruch. Weder Mensch noch Vampir noch Ghul. »Dämon«, sagte sie.
Er verneigte sich. »Du darfst mich Rom nennen.«
Verzweifelt versuchte Denise, sich an alles zu erinnern, was sie über Dämonen wusste. Das meiste stammte allerdings aus dem Film Der Exorzist . Und selbst wenn sie Weihwasser gehabt hätte, was nicht der Fall war, würde es einem Dämon tatsächlich etwas ausmachen, wenn sie es mit den Worten »die Macht Jesu Christi bezwingt dich« auf ihn kippte?
»Dieser Spade, mit dem du vorhin telefoniert hast«, fuhr Rom fort. »Ist der ein Vampir oder ein Ghul?«
Panik überkam sie. Sie war zwar nicht direkt mit Spade befreundet, wollte aber auch nicht, dass er in Gefahr geriet.
»Er ist ein Mensch«, antwortete sie.
Der Dämon zog die Brauen hoch. »Aber du hast ihm erzählt, was du gesehen hast, er muss also über Vampire und Ghule Bescheid wissen. Wenn du weder Leibeigene noch Geliebte eines Vampirs bist, welche Verbindung hast du dann zu den lebenden Leichen?«
Denise achtete darauf, nichts zu sagen, das später vielleicht Cat in Schwierigkeiten bringen konnte. »Ich, äh, habe vor ein paar Jahren einen Vampirangriff überlebt und danach versucht, so viel wie möglich über diese Spezies herauszufinden. Dabei bin ich auch mit anderen Opfern in Kontakt gekommen. Wir tauschen Informationen aus. Geben aufeinander acht.«
Rom dachte über das Gehörte nach. »Du hast also im Grunde genommen keine Verbindungen zur Welt der Untoten und ihren Bewohnern?«
Sie nickte. »Nein.«
Er seufzte. »Dann bist du für mich nutzlos.«
Unerträglicher Schmerz fuhr ihr in die Brust, so plötzlich,
dass es sich wie ein Schuss ins Herz anfühlte. Sie war wie gelähmt, konnte aber noch einen Satz keuchen.
»Warte! Ich … habe Verbindungen …«
Der Schmerz ließ so schnell nach wie er gekommen war. Rom lächelte zufrieden. »Dachte ich’s mir doch.«
»Was willst du von mir?« Nie gekannte Angst kroch ihr in den Nacken. Ein Dämon hatte sie in der Hand. Schlimmer konnte es nicht kommen.
Rom kniete sich zu ihr auf den Boden, woraufhin sie zurückwich. »Ich zeige es dir.«
Er presste ihr die Hand auf die Stirn. Sie sah Licht, dann kamen die Bilder . Rom in einem Pentagramm, ihm gegenüber ein junger Mann mit roten Haaren. »Gib mir Macht, wie du sie hast«, sagte der Rothaarige, »dann kannst du alles haben, was du willst.« Rom berührte ihn, und er wurde schreiend zurückgeschleudert.
Wieder grelles Licht, und andere Bilder . Rom stand mit ausgestreckter Hand vor dem Mann. Der Mann schüttelte den Kopf und wich zurück. Rom ging auf ihn zu und brach in Wutgeheul aus, als um ihn herum ein Pentagramm sichtbar wurde. Flammen erhoben sich aus den Linien, der Boden brach weg, und Rom war nicht mehr zu sehen. Lange Zeit war da nichts als Feuer, dann eine Reihe schrecklicher, blutrünstiger Bilder. Schließlich das Gefühl von Freiheit. Dann wieder Dutzende Sterbende, bis schließlich ihre Tante Rose, Amber, Paul … und sie selbst auftauchten.
»Dein Vorfahr Nathanial hat seinen Pakt mit mir gebrochen. « Raums Stimme war wie ein Phantom in ihrem Ohr. »Lange Zeit hat er mich einsperren können, aber ich bin wieder da, und ich will meinen Lohn.«
Denise schüttelte den Kopf, um die schrecklichen Bilder darin loszuwerden. »Und was soll ich dazu beitragen?«
»Anscheinend versteckt er sich bei Vampiren oder Ghulen«, gurrte Rom. »Ich kann mich nicht unter sie mischen, du aber schon. Finde ihn für mich. Bring ihn mir , dann lasse ich dich und den Rest seiner Brut in Ruhe.«
Den Rest seiner Brut . Die Gesichter ihrer Eltern tauchten vor
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