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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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KAPITEL 1
    Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport
    Mittwoch 16.05
     
    Fiona Glass war geübt darin, auf Gesichter zu achten, aber dieses hier wäre ihr auch sonst aufgefallen.
    Der Mann, der sie von der anderen Seite der Flughafenhalle aus beobachtete, schien aus lauter Gegensätzen zu bestehen, so wie die Geheimratsecken zu den jugendlich geröteten Wangen. Er hatte rotblonde Haare – genau wie Fiona -, und seine Nase war schon einmal gebrochen gewesen und mit Sommersprossen übersät.
    Das Auffälligste an ihm waren jedoch seine Augen. Sie waren braun und ernst und starrten sie unverwandt an.
    Fiona verursachte einen kleinen Stau unter den Passagieren, die mit ihr von Bord gegangen waren, als sie vor dem Ankunftsgate stehen blieb.
    »Entschuldigung«, murmelte sie und zog ihren schwarzen Trolley zur Seite, um den Weg freizumachen.
    »Miss Glass?«
    Sie blickte in die Augen, die gerade eben noch ein Loch in sie gebohrt hatten.
    »Garrett Sullivan vom FBI«, sagte er.
    Ein Special Agent des FBI. Das hätte sie eigentlich schon an seinem braunen Anzug und der dezenten Krawatte erkennen können. Fiona legte ihren Mantel über den Arm
und schob den Riemen ihrer Aktentasche über die Schulter, damit sie ihm die Hand schütteln konnte.
    »Ich wusste gar nicht, dass ich abgeholt werde«, sagte sie und zog ihre Hand zurück. »Ich hatte eigentlich vor, ein Taxi zu nehmen.«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. »Wir hatten Sorge, dass Sie uns verlorengehen.«
    »Wir fahren doch zum Präsidium, oder nicht?«
    »Es hat sich eine Änderung ergeben.« Er schnappte sich ihren Koffer, ohne sie zu fragen, und dirigierte sie zurück in den Menschenstrom. Er war nicht groß – vielleicht ein Meter fünfundsiebzig -, aber kräftig gebaut, wie ein ehemaliger Leistungssportler, der inzwischen sein Training schleifen ließ.
    »Haben Sie Gepäck aufgegeben?«, fragte er sie über die Schulter.
    »Nein.«
    Da er offenbar nicht vorhatte, sie gleich auf den neuesten Stand zu bringen, folgte Fiona ihm einfach durch die Menge, die ausschließlich aus gehetzt aussehenden Geschäftsreisenden zu bestehen schien. Im Gehen strich sie sich über ihren französischen Zopf und zupfte ihr Revers zurecht. Sie mochte eigentlich keine Hosenanzüge, wäre aber nie auf die Idee gekommen, zu einem Treffen mit der Polizei und dem FBI, wo sie es fast nur mit Männern zu tun hatte, etwas anderes zu tragen. Solche Gelegenheiten verlangten nach langweiliger, knitterfreier Kleidung, von der sie daher stets eine Kombination in einer Tasche in ihrem Kofferraum verstaut hatte. Heute trug sie einen grauen Zweireiher, der darüber hinaus praktischerweise ihre Figur verbarg. Teuer. Spießig. Professionell.
    Sie sah genau wie Sullivan aus.

    »Wir fahren zu dem Haus«, erklärte ihr der Agent endlich. »Die Medien brauchen frisches Futter für die Fünfuhrnachrichten, daher wurde eine Pressekonferenz im Polizeipräsidium anberaumt, die in zwanzig Minuten beginnt. Es dürfte also im Moment vor dem Haus ruhig sein, und deshalb haben wir beschlossen, dass wir Sie am besten gleich dorthin bringen.«
    »Gut.« Fiona atmete tief aus und versuchte sich auf die neue Situation einzustellen. Sie hatte eigentlich gehofft, dass man sie umfassend über den Fall informieren würde, bevor sie mit dem Kind redete. Es gefiel ihr nicht, nahezu unvorbereitet in ein solches Gespräch gehen zu müssen. Sie wusste von dem Kind nur, dass es »stark traumatisiert« war, was alles und nichts bedeuten konnte.
    Sie gingen an dem Aufzug vorbei, der zum Parkplatz führte, und Fiona blieb stehen. »Müssen wir nicht hier …«
    »Wir gehen dort raus.«
    Er führte sie ein Stück weiter zu einer Absperrung. Einer der Sicherheitsleute nickte Sullivan kurz zu, dann löste er das Absperrband und winkte sie durch. Wenig später stand Fiona neben einem weißen Ford Taurus, der im Halteverbot vor dem Flughafeneingang abgestellt war. Sullivan winkte einem Wachmann mit orangefarbener Weste zu und hielt Fiona die Autotür auf.
    Sie ließ sich auf den Beifahrersitz sinken, noch immer verwirrt über die plötzlich geänderten Pläne und gleichzeitig froh, so zügig aus dem Flughafen geschleust worden zu sein. Fiona hasste Flughäfen. Sie hatten etwas Schizophrenes an sich – voll mit Leuten, die entweder komplett gestresst waren oder tödlich gelangweilt.
    Sie verstaute ihre Aktentasche und den Mantel im Fußraum und legte den Sicherheitsgurt an. Es war warm in
dem Taurus, sein Fahrer konnte

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