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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Deckenlampe war eingeschaltet.« Sie drückte auf den Lichtschalter, schlagartig erstrahlte der Raum in hellem Licht.
    Fiona blickte von dem Sitzsack zur Haustür. Sullivan hatte recht. Der Junge musste etwas gesehen haben.
    Annie führte sie nach hinten zu den Schlafzimmern, wo es noch dunkler war und nach abgestandenem Rauch roch. »Meine Mutter ist ständig am Putzen«, sagte sie, als sie sich dem Staubsaugergeräusch, das aus einem der Zimmer drang, näherten. »Sie ist Montagabend aus Albany gekommen.«
    Annie blieb vor der ersten Tür stehen. »Colter, Schätzchen. Die Frau, die so schön zeichnen kann, ist da und will mit dir reden.«
    Fiona trat neben sie und sah einen blonden Jungen im Schneidersitz auf dem Teppich sitzen. Er trug einen grün gemusterten Schlafanzug, und Fiona fragte sich, ob er schon bettfertig war oder ob er sich heute überhaupt nicht angezogen hatte. Er blickte nicht von seinem Spielzeug auf, eine größere Anlage aus Legosteinen, die wohl als Tummelplatz für seine vielen Dinosaurierfiguren dienen sollte.
    Annie betrachtete ihren Sohn einen Moment lang, bevor sie sich wieder Fiona zuwandte. »Ja, dann lass ich Sie beide wohl mal allein.«
    Fiona nickte und betrat das Zimmer. Die Wände waren in einem Lilaton gestrichen, der zu dem Blümchenmuster der Bettdecke und der Kissen auf Shelbys Bett passte. Unter einem Fenster stand ein weißer Schreibtisch aus Korbweide, und Fiona entdeckte graue Flecke auf dem Fensterbrett, wo es jemand mit Fingerabdruckpulver bestäubt hatte. Neben dem Bett befand sich ein zweites Fensterbrett, auf dem die
gleichen Flecken zu sehen waren. In dem Holz steckten in einem Abstand von etwa zwei Zentimetern messingfarbene Heftzwecken. Daran hingen aus buntem Stickgarn geknüpfte Armbänder mit hübschen Mustern. Sie waren unterschiedlich lang, und während Fiona sie einen Moment betrachtete, erinnerte sie sich daran, dass sie als Kind auch gerne solche Armbänder geknüpft hatte.
    Sie setzte sich zu Colter auf den Teppich, aber weit genug von ihm entfernt, dass er sich nicht bedrängt fühlte. Er hatte immer noch nicht von seinen Dinosauriern aufgesehen oder in anderer Weise zu erkennen gegeben, dass er sie bemerkt hatte.
    »Hallo, Colter«, sagte sie und setzte sich wie er in den Schneidersitz. »Ich heiße Fiona. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne ein bisschen bei dir bleiben.«
    Colter sagte nichts, warf ihr jedoch einen verstohlenen Blick zu.
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Tasche auf und holte ein Holzbrett heraus. Eigentlich waren es vier Bretter, die durch Scharniere miteinander verbunden waren. Zusammengeklappt hatte es ungefähr die Größe eines normalen Blatts Papier und passte genau in ihre Tasche. Fiona klappte es auseinander und arretierte es an den Scharnieren, so dass es ein großes Zeichenbrett ergab. Ihr Großvater hatte es ihr im letzten Sommer gezimmert, und Fiona fand, dass es eine handwerkliche Meisterleistung war. An den Messingklammern, die zum Arretieren dienten, konnte man sogar noch Fotos oder andere Bilder befestigen. An einer Seite befand sich eine kleine Kuhle für einen Stift und in einer Kerbe an der oberen Kante ließ sich eine Leuchte festklemmen.
    Colter hatte immer noch nicht aufgesehen, aber seine Hände waren ruhig geworden.

    Fiona holte eine Papprolle aus der Tasche, aus der sie einen Bogen schweres Aquarellpapier zog. Sie befestigte es an dem Brett und fischte einen Graphitstift und eine Packung Knetmasse heraus. Den Facial Identification Catalogue des FBI legte sie neben sich auf den Teppich. Sie verzichtete zwar lieber darauf, aber manchmal war er ganz praktisch, wenn kleine Kinder oder Leute, die des Englischen nicht ganz mächtig waren, Schwierigkeiten hatten, das Gesehene in Worte zu fassen. Ein Sechsjähriger kannte den Begriff »fliehendes Kinn« wahrscheinlich nicht, aber er erkannte es vermutlich auf einer Abbildung und konnte es ihr zeigen.
    Fiona ging ihre Sammlung von kleinen Stofftieren durch und suchte einen hellgrünen Drachen mit einem lilafarbenen gezackten Kamm auf dem Rücken aus. Der Drachen kam einem Dinosaurier am nächsten, und sie setzte ihn auf das Zeichenbrett. Sie zeichnete ihn schnell ab und blickte dabei immer wieder zu Colter. Wie gebannt starrte er auf das Blatt.
    »Hast du einen Lieblingsdino?«, fragte sie ihn.
    Er legte den Kopf auf die Seite und dachte über die Frage nach.
    »Ich mag den Triceratops am liebsten«, sagte sie und zeichnete schnell einen. Er sah zwar eher wie

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