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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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die Hand. »Keine Sorge, junger Mann. Bei Ihnen haben sich nur ein paar Drähte verheddert. Das wird schon wieder.«
     
    Die Zeit verging, und nichts geschah. Die Schwester kam regelmäßig wieder, aber ihr selbstzufriedenes Lächeln und ihre nichtssagenden Bemerkungen ärgerten ihn. Ein- oder zweimal versuchte er, ihr verständlich zu machen, dass noch immer niemand zu ihm gekommen war, aber sie verstand einfach nicht, was er sagte, sei es aus Dummheit oder aus Bosheit. Ein Schrei kreiste ununterbrochen in seinem Kopf, und er hatte, er verstand nicht, wieso, ständig mit Wut zu kämpfen. Alles , von dem durch Vorhänge abgetrennten Krankenbett, in dem er lag, bis zu den Geräuschen von draußen - gedämpfte Stimmen, Schritte, Telefonläuten -, schien sich zusammenzutun, um diese Wut weiter zu schüren.
    Selbst die Pflegerin hatte jegliches Interesse an ihm verloren. Er zählte die Sekunden zwischen ihren Kontrollgängen. Dreihundert. Vierhundert. Als er fünfhundert erreichte, legte er den Finger auf den Summer und nahm ihn nicht mehr weg. Sie kam mit einem blöden Lachen hereingeschossen und wollte ihm das Plastikei wegnehmen, aber er wehrte sich und drückte das Ding an seine Brust. »Leck mich.«
    Das hat sie ohne Schwierigkeiten verstanden, dachte er, als er sah, wie das Lächeln verschwand. »Ich kann es nicht ausmachen, wenn Sie den Finger draufhalten.« Sie deutete auf das Blinklicht an dem kleinen Gerät, das an ihrem Gürtel festgemacht war. »Wenn Sie nicht loslassen, versammelt sich gleich die ganze Mannschaft hier.«
    »Gut.«
    »Ich schalte es ab«, ließ sie ihn wissen. »Sie sind nicht der einzige Patient, der heute operiert worden ist.« Sie hielt ihm die Hand hin. »Kommen Sie, Charles. Machen Sie’s mir nicht unnötig
schwer. Ich habe angerufen. Es ist nicht meine Schuld, dass es so lange dauert. Sie sind hier in einem Krankhaus des National Health Service, und im Augenblick ist nur ein Psychiater da. Er wird sicher gleich kommen. Glauben Sie mir.«
    Er wollte sagen, dass er keinen Psychiater brauchte. Seinem Gehirn fehlte nichts. Er wollte nur wissen, was passiert war. In der Maschine waren andere Männer gewesen. Hatten sie überlebt? Aber er musste sich so sehr konzentrieren, um die Worte (die selbst seinen eigenen Ohren unverständlich blieben) hervorzubringen, dass die Frau ihm ganz leicht den Summer abnehmen konnte. Er beschimpfte sie von Neuem.
    Sie prüfte die PCA und bemerkte, dass er sie nicht gebraucht hatte. »Machen die Schmerzen Sie so wütend?«
    »Nein.«
    Sie glaubte ihm nicht. »Sie brauchen kein Held zu sein, Charles. Das verlangt keiner. Schmerzfreier Schlaf hilft Ihnen mehr, als gewaltsam wach zu bleiben und sich zu frusten.« Sie schüttelte den Kopf. »Wundert mich eh, dass Sie so putzmunter sind nach dem, was Sie hinter sich haben.«
     
    Als der Psychiater endlich kam, sagte er praktisch das Gleiche. »Sie sehen munterer aus, als ich erwartet hatte.« Er stellte sich als Dr. Robert Willis vor und rückte sich einen Stuhl an Aclands Bett in der Wachstation. Er war Mitte fünfzig, ein dünner Mann mit Brille. Wenn er nicht gerade zum Computer-Ausdruck seiner Aufzeichnungen auf seinem Schoß hinuntersah, blickte er seinem Patienten direkt in die Augen. Er ließ sich von Acland dessen Namen und militärischen Rang bestätigen und fragte dann nach seiner letzten Erinnerung.
    »Chuie ich in die Chachschine eingchestichen chin.«
    »In England?«
    Acland streckte einen Daumen hoch.
    Willis lächelte. »Gut. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn ich das Reden übernehme. Es soll ja nicht mühsam für Sie sein -
und für mich auch nicht. Daumen hoch heißt ja, Daumen runter nein. Beginnen wir mit einer einfachen Frage. Verstehen Sie, was ich sage?«
    Er sah den Daumen des Lieutenant in die Höhe schießen.
    »Gut. Wissen Sie, was Ihnen zugestoßen ist?«
    Acland stieß seinen Daumen mehrmals abwärts.
    Der Arzt nickte. »Dann machen wir das ganz langsam. Erinnern Sie sich an Ihre Ankunft im Irak? Nein. Haben Sie irgendeine Erinnerung an den Irak?« Wiederholte Verneinung. »Überhaupt keine? Auch nicht an Ihren Stützpunkt? Ihr Kommando? Ihre Einheit?«
    Acland schüttelte den Kopf.
    »Gut. Ich kann mich zwar nur auf die Berichte Ihres Regiments und der Ärzte stützen, die mit Ihnen hier angekommen sind, sowie auf die Pressemeldungen, die ich mir eben aus dem Netz geholt habe, aber ich werde Ihnen erzählen, was ich weiß. Wenn ich etwas wiederholen soll, heben Sie einfach die

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