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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und lenkte beide Pferde nahe an den Vorsprung heran, wobei er Rand verstohlen bedeutete, wieder auf sein Pferd zu steigen.
    Sevanna lächelte siegessicher und rückte ihren Schal zurecht, als Couladin mit hoch erhobenen Armen an den Rand der Felsplatte trat. »Ich bringe Euch Veränderungen!« schrie er. »Wie es der Weissagung entspricht, bringe ich Euch eine neue Zeit! Wir werden die Drachenmauer wieder überqueren und zurückerobern, was unser war! Die Feuchtländer sind weich, aber auch reich! Ihr erinnert Euch sicher an die Reichtümer, die wir zurückbrachten, als wir das letzte Mal in die Feuchtlande eindrangen! Diesmal nehmen wir alles mit! Diesmal...!« Rand ließ die Tirade des Mannes über sich ergehen. Bei allem hatte er dies nun wirklich nicht erwartet. Wie hat er das gemacht? Das ging ihm immer wieder durch den Kopf, und doch konnte er kaum glauben, wie gelassen er selbst dabei geblieben war. Langsam zog er sein Wams aus. Er zögerte einen Augenblick, bevor er den Angreal aus der Tasche nahm und ihn oben unter den Gürtel in seine Hose steckte. Dann ließ er das Wams fallen und schritt zur Kante des Vorsprungs, wobei er seelenruhig die Bänder an seinen Hemdsärmeln löste. Als er die Arme über den Kopf hob, glitten die Ärmel herab. Die versammelten Aiel brauchten einen Augenblick, bis sie die Drachen entdeckten, die sich auch im Sonnenschein glänzend um seine Unterarme zogen. Einer nach dem anderen schwieg, bis schließlich vollkommene Stille herrschte. Sevanna blieb der Mund offenstehen. Sie hatte das nicht gewußt. Offensichtlich hatte Couladin nicht gedacht, daß Rand ihm so schnell folgen werde, und er hatte ihr wohl auch nicht erzählt, daß noch ein anderer die Zeichen an den Armen aufwies. Wie? Der Mann mußte geglaubt haben, er habe Zeit, und sobald er sich etabliert habe, könne er Rand als Betrüger abschieben. Licht, wie hat er das gemacht? Wenn schon die Dachherrin der Comardafestung völlig verblüfft war, dann waren es die Clanhäuptlinge erst recht, bis auf Rhuarc. Zwei Männer so gezeichnet, wie es der Weissagung nach nur einer sein durfte.
    Couladin brüllte weiter und schwenkte die Arme, damit auch bestimmt jeder herblickte: »... werden nicht bei den Ländern der Eidbrecher haltmachen! Wir werden alle Länder bis zum Aryth-Meer einnehmen! Die Feuchtländer können nicht widerstehen, wenn... « Plötzlich wurde ihm bewußt, daß alle schwiegen, wo sie ihm zuvor zugejubelt hatten. Er wußte, was das Schweigen hervorgerufen hatte. Ohne sich zu Rand umzudrehen, schrie er: »Feuchtländer! Seht Euch seine Kleider an! Ein Feuchtländer!« »Ein Feuchtländer«, stimmte ihm Rand zu. Er erhob die Stimme nicht, war aber überall gut zu verstehen. Der Shaido wirkte einen Augenblick lang überrascht, doch dann grinste er triumphierend - bis Rand fortfuhr: »Wie heißt es in der Weissagung von Rhuidean? ›Vom Blute geboren.‹ Meine Mutter war Shaiel, eine Tochter des Speers von den Chumai Taardad.« Wer war sie wirklich? Wo ist sie hergekommen? »Mein Vater war Janduin aus der Eisenbergseptime, der Clanhäuptling der Taardad.« Mein Vater ist Tam al'Thor. Er hat mich gefunden, mich aufgezogen und mir Liebe gegeben. Ich wünschte, ich hätte dich gekannt, Janduin, aber Tam ist mein Vater. »›Vom Blute geboren, aber bei denen aufgewachsen, die nicht vom Blute sind.‹ Wo suchten denn die Weisen Frauen nach mir? In den Festungen des Dreifachen Landes? Sie schickten ihre Späher über die Drachenmauer, wo ich aufwuchs. Wie die Weissagung es beschreibt.« Bael und die anderen drei nickten bedächtig, wenn auch zögernd. Da war immer noch die Tatsache, daß Couladin die Drachen trug, und zweifellos wäre ihnen einer aus ihrer Mitte lieber. Sevannas Gesicht wirkte wieder entschlossen: Gleich, wer die wirklichen Zeichen trug, ihr war klar, wen sie unterstützen würde.
    Couladins Selbstvertrauen kam nicht ins Wanken. Er grinste Rand höhnisch an. Es war das erste Mal, daß er ihn überhaupt ansah. »Wie lange ist es her, daß die Weissagung von Rhuidean erstmals ausgesprochen wurde?« Er schien immer noch zu glauben, er müsse schreien. »Wer weiß, wie stark die Worte verändert wurden? Meine Mutter war eine Far Dareis Mai, bevor sie den Speer aufgab. Wie stark hat sich der Rest verändert? Oder wurde verändert? Man behauptet, wir hätten einst den Aes Sedai gedient. Ich behaupte, sie wollen uns wieder an sich binden! Dieser Feuchtländer wurde ausgewählt, weil er uns ähnlich sieht! Er ist

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